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80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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weiterzukommen, dafür würde es reichen. Ich habe Ersparnisse, nicht viel, aber …«
    »Du glaubst, ich will Geld?«, unterbrach ich ihn.
    »Ich weiß, dass es die Sache nicht ungeschehen macht. Und inzwischen bist du so berühmt, dass du wahrscheinlich nicht mal mehr auf mein Geld angewiesen bist.«
    »Ich will kein Geld von dir, und ich werde es niemandem erzählen.«
    »Gott sei Dank. Ich danke dir.«
    Seine Schultern entspannten sich, und er nahm einen tiefen Zug an seiner Zigarette. »Du bist übrigens richtig gut. Als Geigerin, meine ich.« Lächelnd warf er die Kippe ins Gras und trat sie kraftvoll aus, als wäre sie ein besonders ekliges Insekt.
    Dann wandte er sich um und betrat die Aula genau in dem Augenblick, als das Klingeln die Zuhörer wieder an ihre Plätze rief.
    Ich ging in die Hocke und betrachtete die letzte Glut seines Zigarettenstummels, der trotz des Drucks seiner Schuhsohle noch glimmte und dann erlosch.
    In diesem Augenblick sehnte ich mich mehr nach Dominik als je zuvor in meinem Leben.

10
    TRAUTE ZWEISAMKEIT
    »Ich dachte, ich melde mich mal«, sagte Lauralynn.
    Dominik arbeitete nun schon seit einigen Wochen an seinem Roman. Sonst gab es für ihn kaum etwas zu tun. Sein Leben hatte sich auf eine gewisse Routine eingependelt. Er verbrachte pflichtgemäß ein paar wenige Stunden in seinem Büro in der Public Library oder besuchte den einen oder anderen Kollegen in den benachbarten Arbeitskabuffs, um mit ihm den neuesten Klatsch durchzugehen. Anschließend fuhr er mit der U-Bahn nach SoHo. Er ging nicht mehr zum Essen aus, sondern griff auf die verschiedenen Lieferservices zurück, mal Sushi, mal mexikanisch, mal etwas Italienisches oder auch Biologisches aus dem Naturkostladen an der Ecke der Greenwich Avenue, und manchmal auch nur Bagels.
    Anfangs war es schwer gewesen. Endlos hatte der Cursor auf dem weißen Bildschirm seines Laptops an derselben Stelle geblinkt, während aus allen Richtungen Ideen auf ihn einstürmten. Oft waren sie jedoch zu flüchtig, um sie zu fassen, ehe sie von neuen überlagert wurden, die wiederum im kalten Licht der Vernunft rasch verblassten. Ein Sachbuch zu schreiben, war viel leichter, erkannte er, nachdem die erste Euphorie über sein neues Projekt abgeflaut war. Man hielt sich einfach an die Ergebnisse seiner Recherchen, präsentierte sie möglichst sauber und zusammenhängend und gab ihnen dann noch den richtigen Dreh, indem man sie mit der eigenen Meinung würzte. Bei Belletristik war das etwas ganz anderes.
    Er wusste fast bis ins letzte Detail, welche Geschichte er erzählen wollte, er kannte die Handlungsweise seiner Charaktere, ihre Reaktionen, ihre lustvollen und tödlichen Verstrickungen. Dennoch nahmen sie vor seinem inneren Auge keine klaren Konturen an, und es gelang ihm erst recht nicht, in ihre Haut zu schlüpfen. Ihre eigentlichen Beweggründe blieben ihm rätselhaft, als wären sie etwas Fremdes und nicht seiner eigenen Fantasie entsprungen. Als ihm das bewusst wurde, schob er die Bücher und die Kopien alter Illustrierter und Zeitungen beiseite, die er über das Paris der frühen Nachkriegszeit zusammengetragen hatte – über die schwarzen Jazzmusiker, die Existenzialisten und die französischen Bohemiens in den Straßen und Cafés von Saint-Germain-des-Prés. Stattdessen widmete er sich ganze Abende der erneuten Lektüre seiner Lieblingsromane und versuchte zu analysieren, wie die Autoren vorgegangen waren, um ihre Figuren lebendig werden zu lassen. Er wollte die Technik hinter der Begabung herausfiltern. Leider machte es ihm die ganze Sache mit dem eigenen Roman nur noch schwerer. Dominik fühlte sich der Aufgabe nicht gewachsen. Fehlte ihm hierfür vielleicht schlicht das Talent?
    Summer war mittlerweile in Australien. Ihre Tournee war ein Erfolg, doch die Reise in ihre Heimat hatte die verschiedensten Emotionen in ihr ausgelöst. Sie schickte ihm alle paar Tage eine E-Mail und versuchte, ihre Gefühle zu beschreiben. Und er malte sich aus, wo sie sich gerade aufhielt, sah die nassen Straßen vor sich, die Gesichter der dortigen Leute, stellte sich vor, welchen Eindruck Summer auf sie machte, wie sie gerade angezogen war, und vergegenwärtigte sich ihren Gang, diese ihr eigene Mischung aus Unschuld und unwillentlich aufreizender Art bei jedem ihrer Schritte.
    Er hatte Summer seit über einem Monat nicht mehr gesehen. Oft schloss er die Augen und versuchte, ihr Gesicht vor sich heraufzubeschwören, die Farbe ihrer Augen und die Form

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