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80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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die Gestalt bekomme nun Tiefe und werde lebendiger. Summer hatte ihm von sich aus nie besonders viel über ihr Leben in Neuseeland und die Zeit, bevor sie sich kennengelernt hatten, erzählt. Vielleicht würde seine Arbeit nun sogar dazu beitragen, dass er sie besser verstand.
    Einen angenehmeren Hausgast als Lauralynn konnte man sich kaum vorstellen. Sie rollte morgens ihren Schlafsack zusammen, verstaute ihn säuberlich und hielt sich tagsüber in irgendeiner Ecke des Lofts auf, wo Dominik nichts von ihr sah und hörte. Außerdem hatte sie sich erboten, das Wohnzimmer und den Küchenbereich zu saugen, zu wischen und zu putzen, was seit Summers Abreise etwas vernachlässigt worden war, weil sich Dominik nicht veranlasst fühlte, auch nur die geringsten Hausmannqualitäten an den Tag zu legen. Dass sie dabei nichts weiter trug als ein Höschen und ein fröhliches Lächeln im Gesicht, war zweifellos eine angenehme Abwechslung. Doch er hatte sie auch zuvor schon nackt gesehen, während des Dreiers mit Miranda und beim Sonnenbaden oben ohne. Daher hatte ihr Verhalten nichts übertrieben Provokatives, sondern war lediglich erneuter Ausdruck ihrer grenzenlosen Durchtriebenheit, wusste sie doch zu gut, welche Wirkung sie auf Dominik hatte. Es war Hochsommer, und trotz laufender Klimaanlage drang die brütende Glut von draußen erstaunlich ungehindert in die Räume. Normalerweise spazierte Dominik barfuss durch sein Loft, nun ging Lauralynn eben einfach einen Schritt weiter.
    »Ich habe mal ganz in der Nähe gewohnt«, sagte sie. »Ich bin nämlich gebürtige New Yorkerin.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Meine Eltern hatten in der Sixth Avenue, fast an der Ecke Bleecker Street, eine Wohnung im Erdgeschoss. Die Fenster gingen auf die Minetta Lane mit dem kleinen Theater. Schon als ich noch klein war, wurden dort hauptsächlich experimentelle Stücke aufgeführt, aber ich habe gedacht, es wäre irgendwie eine schmierige Kaschemme, und fand es ungeheuer spannend. Ich hatte schon immer eine lebhafte Fantasie«, sagte Lauralynn.
    »Wann bist du dort weggezogen?«
    »Ich muss etwa zehn, elf gewesen sein.«
    »Hast du Geschwister?«
    »Ja, einen Bruder, aber wir stehen uns nicht besonders nahe.«
    »Und wo seid ihr damals hingezogen?«
    »Raus aus der Stadt, nach Long Island, um näher bei meinen Großeltern zu sein. Meine Eltern fanden, für Kinder wäre es hier nicht die richtige Umgebung. Ich war natürlich ganz anderer Meinung. In Greenwich Village gibt es so vieles, was Kinder aufregend finden. All die kleinen Parks und Spielplätze, die der normale New Yorker oft gar nicht kennt, dazu die Geschäftigkeit und das Getriebe der Großstadt. Ich habe es geliebt.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Sie haben mich bestochen und mir draußen auf Long Island Reitstunden versprochen.«
    »Du machst auf einem Pferd sicher eine glänzende Figur.«
    »Nackt, meinst du.«
    »Nein.« Dominik lächelte. »Weil du in Reitzeug einfach fabelhaft aussehen musst.«
    »Stimmt. Und dort hatte ich auch zum ersten Mal eine Reitgerte in der Hand. Eines führte dann zum anderen. Anfangs habe ich sie bei meinem kleinen Bruder ausprobiert, später bei anderen. Natürlich war es nur Spaß, aber dabei bin ich auf den Geschmack gekommen. Ich habe es genossen, andere zu züchtigen, so mild und unschuldig das zunächst auch war – aber nicht blieb. Jetzt gibt es mir einen Kick, andere zu beherrschen. Warum, habe ich mich nie gefragt. Wahrscheinlich bin ich eben einfach so gestrickt.«
    »Was ist aus deinem Bruder geworden? Ist er noch auf Long Island?«
    »Nein. Er ist bei den Marines und jetzt wahrscheinlich gerade in Afghanistan. Wir haben nicht mehr viel Kontakt. Unsere Eltern sind beide gestorben, meine Mutter an Krebs, mein Vater kurze Zeit später bei einem Autounfall. Wir haben uns auseinandergelebt. Er ist zu Verwandten in einem anderen Bundesstaat gezogen, und ich habe schon studiert. Wie es halt so läuft.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Marines gern die Peitsche spüren«, bemerkte Dominik.
    »Du würdest dich wundern«, meinte Lauralynn.
    »Wo hast du gelernt, wie man Pesto macht?«, fragte Dominik, als sie nach dem Essen entspannt auf der Couch saßen. Sie hatte die würzige, grüne Paste aus Basilikum, Pinienkernen, Knoblauch, Olivenöl und Parmesan zusammengerührt, nachdem sie die Zutaten im Internet geordert hatte und sie gemeinsam mit der frischen Pasta ins Haus geliefert worden waren. Die Nudeln hatte sie auf den Punkt genau al dente

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