80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)
verzweifelt danach, den Schwanz dieses Mannes zu spüren, aber er stand außer Reichweite. Ich wand die Arme in den Fesseln und drehte die Hände hin und her, um mich zu befreien, aber vergebens. Mit leicht geöffnetem Mund lechzte ich danach, dass der Penis meine Lippen berührte, meine Zunge liebkoste und mir tief in die Kehle fuhr. Meine Lippen waren trocken, und ich befeuchtete sie mit der Zunge. Erst als ich aufzustehen versuchte, bemerkte ich, dass auch meine Beine gefesselt waren.
»Willst du was?«, sagte jemand in höhnischem Tonfall.
Es war Dominik.
Ich fuhr aus dem Schlaf hoch. Meine Lippen fühlten sich tatsächlich trocken an, und meine Hände zitterten, als ich nach dem Wasserglas auf meinem Nachttisch griff und einen Schluck trank, nicht ohne etwas auf mein Unterhemd zu verschütten. Normalerweise schlief ich nackt, aber nicht, wenn meine Schwester mit mir das Zimmer teilte. Sie lag auf dem Rücken, mit offenem Mund, und schnarchte leise vor sich hin. In ihrem Gesicht und ihrem Haar hatte sie noch Spuren von weißem Puder, sodass sie noch immer ein bisschen wie eine Leiche aussah.
Weder Fran noch Chris erwähnten je wieder diesen Abend, was mich mächtig wurmte. Für mich war mein erster Besuch in einem Fetischclub ein einschneidendes Erlebnis gewesen, ein Meilenstein, der mein Leben in ein Davor und ein Danach unterteilte. Dass es für andere Menschen nicht mehr als eine gewöhnliche Party war, irritierte mich. Wenn der Teil meines Lebens, den ich als mein »dunkles Geheimnis« betrachtete, zum Mainstream geworden war, was blieb mir dann noch?
Ohne Auftritte, die mich ablenkten, und ohne das umtriebige Leben, das ich in der New Yorker Musikwelt geführt hatte, hing ich ein bisschen durch. Fran, die einfach nicht untätig herumsitzen konnte, hatte sich gleich nach ihrer Ankunft in London nach einem Job umgesehen. Sie kellnerte in einer Kneipe, weshalb sie abends kaum zu Hause war und tagsüber schlief. Chris probte den größten Teil der Woche mit seiner Band.
»Warum kommst du nicht mal mit?«, schlug er vor. »Hör uns zu. Die Jungs haben schon nach dir gefragt.«
Er gab mir die Adresse eines Studios in der Nähe der Holloway Road. Es war ein ziemlich eleganter Bau mit Wachschutz und tausend Überwachungskameras, vollgestopft mit Hightech. Bei meinem letzten Besuch hatten die Groucho Nights noch in einem modrigen Keller mit einem Vorhängeschloss an der Tür geprobt, der in einer schäbigen Nebenstraße nahe Camden Lock lag und so eng war, dass man eine ganze Band nur mit dem Schuhlöffel hineinbekam. Ich wusste zwar, dass Chris’ Onkel der Band finanziell ein wenig unter die Arme gegriffen hatte, aber ich hatte keine Ahnung gehabt, dass sie sich so etwas leisten konnten.
»Alle Achtung«, sagte ich, als ich ankam. »Da habt ihr euch aber mächtig ins Zeug gelegt für mich.«
Ich ging zu Ted, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und strich ihm übers Haar.
Er schubste mich spielerisch weg. »Nicht die Haare anfassen.«
»Sag mal, brezelst du dich für jede Probe so auf?«, fragte ich ihn.
Ted, der Gitarre und bei Bedarf auch mal Mundharmonika oder Kazoo spielte, stammte aus Boston. Er und Chris waren Cousins und sahen einander so ähnlich, dass man sie für Brüder halten konnte. Sie waren ungefähr gleich groß, hatten braune Augen und dichte, braune Locken. Ted hatte angefangen, seine Haare wachsen zu lassen und zu krausen, sodass daraus schon fast ein Afro geworden war. Er trug enge rote Röhrenjeans und eine schwarze Weste. Chris hatte praktisch das Gleiche an, nur in umgekehrter Farbstellung: rote Weste und schwarze Röhrenjeans.
Ella, die Schlagzeugerin, stammte aus Hull und war das einzige englische Mitglied der Band. Mittlerweile hatte sie ihr von Natur aus glattes blondes Haar feuerwehrrot gefärbt, war ansonsten aber unverändert. Sie hatte lange Gliedmaßen, eine knabenhafte Figur und muskulöse Arme. Als ich sie das letzte Mal sah, prangte das halb fertige Tattoo einer Qualle auf ihrer Brust, das nun in leuchtenden Rosa- und Blautönen fertiggestellt war. Die Tentakel schlängelten sich so unter den Hals ausschnitt ihres ärmellosen Hemds, dass es schwerfiel, ihr nicht auf den Busen zu schauen. Sie kleidete sich stets wie ein Trucker, in Männerjeans und Hemden, ein Look, den ich bei Frauen besonders anziehend fand.
»Kann sein, dass Viggo nachher vorbeikommt«, sagte Chris.
»Echt? Er gibt sich mit normalen Menschen ab? Das hört sich aber nicht nach einem echten
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