80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)
erschloss sich mir nie so ganz.
Luba war bemerkenswert selbstsicher und schien keine Eifersucht zu kennen, und überraschenderweise ging es mir genauso. Viggos Bett war riesig, sodass wir uns nachts nicht in die Quere kamen. Und das Haus war groß genug, um sich auch mal aus dem Weg zu gehen, wenn einem die anderen gerade auf die Nerven gingen oder zwei besonders intim miteinander sein wollten.
Zudem entsprach das Arrangement bestens Viggos Natur. Die meisten Männer hätten sicher Bammel davor, gleich zwei Frauen befriedigen zu müssen. Er jedoch hatte genug Lust und Stehvermögen, um uns beide immer wieder zum Orgasmus zu bringen, ob er uns nun fickte oder mit Sexspielzeug beglückte. Luba verhielt sich ganz wie ein verwöhntes Kind und behandelte mich wie ein neues Spielzeug, das erforscht und entdeckt werden wollte, um es womöglich alsbald in die Ecke zu werfen, wenn das nächste Glitzerding auftauchte. Ich wiederum genoss es, geradezu unentwegt körperlich befriedigt zu werden.
Nur eines trübte mein Wohlgefühl. Etwas in mir sehnte sich noch immer nach Dominik. Vor unserem Konzert in Brighton war er völlig unvermutet auf der Bildfläche erschienen. Ich hatte ganz locker getan, doch nachdem er gegangen war, hatte ich eine Viertelstunde gebraucht, um mich wieder zu fangen und mit den Proben fortfahren zu können. Meine Hände hatten zu stark gezittert, um den Bogen zu halten. Er war jetzt mit Lauralynn zusammen, der großen Blonden, die mir einst in ihrer Westlondoner Wohnung zu meinem ersten Femdom-Erlebnis verholfen hatte. Mit Anschnalldildos hatten wir auf ihrem Bett unseren Spaß mit einem männlichen Sub gehabt, wir beide vollständig bekleidet, er nackt. Es war eine lehrreiche, wenn auch nicht unbedingt erregende Erfahrung für mich gewesen.
Ohne groß nachzudenken, hatte ich Dominik von Viggo erzählt, obwohl ich unsere Dreierbeziehung im Grunde nur für einen vorübergehenden Zeitvertreib hielt. Aber wenn er sich anderweitig umgesehen hatte, dann wollte ich nicht nachstehen.
Das alles hielt mich jedoch nicht davon ab, an ihn zu denken. Dieser besondere Geruch, den er verströmte, nur nach Seife, ohne jede Parfümierung. Seine manchmal nervend höfliche, altmodische Ausdrucksweise. Sein Akzent, der nicht immer klar einzuordnen war – mal hörte man heraus, dass er seine Kindheit im Ausland verbracht hatte, worüber er eigentlich nie gesprochen hatte, dann wieder glänzte er mit makellosem Oberklasse-Britisch. Seine gerade Haltung und die breiten Schultern, die er jahrelangem Leichtathletiktraining verdankte, ebenso wie die feste Muskulatur, die er nie verloren hatte, obwohl er offenbar keinerlei Anstrengungen mehr unternahm, sich seine Fitness zu erhalten. Das markante Kinn und der sinnliche Mund. Seine weiche Haut. Sein perfekt geformter Schwanz, gerade und groß und ebenmäßig gefärbt.
Am meisten jedoch vermisste ich seine verruchten Fantasien; immer hatte er mich im Ungewissen gehalten, sodass ich nie wusste, was er als Nächstes in petto hatte. Das hatte unsere Beziehung trotz all ihrer problematischen Seiten ungeheuer lebendig gemacht. Dominik forderte mich heraus. Er ließ mich Dinge tun, von denen ich nie gedacht hatte, dass ich sie je über mich bringen würde. Er schaffte es, dass ich mich ganz im Hier und Jetzt fühlte und mein Verstand mit meinem Körper auf eine Weise in Einklang war wie zuvor nur beim Geigenspiel. Ich war empfänglich für jede seiner Berührungen, für jedes seiner Worte.
Auch schien er mich auf eine Weise zu verstehen wie bisher kein anderer Mann in meinem Leben. Simón hatte sich zwar alle Mühe gegeben, das wusste ich, und vielleicht verstand er mich sogar, doch wir hatten einfach zu unterschiedliche Vorstellungen und Pläne für die Zukunft gehabt. Viggo kam Dominik wahrscheinlich noch am nächsten, doch obwohl er im Grunde gutmütig war, mangelte es ihm an Einfühlungsvermögen. Manchmal schaute er mich an, als wäre ich ein Goldfisch in einem Glas, und dann fragte ich mich, ob er mich wirklich als Mensch oder wie Luba doch eher nur als neues Spielzeug sah, ein hübscher Zugewinn für seine Sammlung, mit dem er sich eine Weile vergnügte.
An diesem Vormittag war ich mit Fran verabredet. Da sie nachts arbeitete und ich den größten Teil meiner Zeit bei Viggo verbrachte, hatten wir uns in letzter Zeit kaum gesehen.
Wir trafen uns bei Verde & Co, einem winzigen Feinkostladen mit Café gegenüber dem Spitalfields Market, wo es den besten Kaffee in dieser
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