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80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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Gegend gab, der sich meiner Meinung nach durchaus mit dem der besten Londoner Adressen messen konnte. Welche das waren, war ein ständiger Streitpunkt zwischen den Neuseeländern und Australiern in meinem Bekanntenkreis, wobei sie für gewöhnlich vergaßen, dass die Italiener schon Cappuccino servierten, lange bevor er bei uns als Flat White noch mal erfunden wurde.
    Als ich eintraf, hockte Fran bereits auf einem der Holzstühle und bewunderte die von hinten beleuchteten Marmeladengläser im Regal. Sie erstrahlten je nach Fruchtsorte in warmen Rot-, Orange- und Gelbtönen.
    Jeder Winkel des winzigen Ladens war mit Lebensmitteln vollgestellt. Da gab es italienische Pastaspezialitäten, deren ungewöhnliche Formen das Auge, das nur an das normale Supermarktangebot gewöhnt war, verwirrten, Weidenkörbe mit Kirschen, Pfirsichen und anderem Obst der Saison, eine Silberschale mit Zuckerwürfeln und passender Zange, und natürlich eine Vitrine voll erlesener Süßigkeiten, zum Beispiel Pralinen von Pierre Marcolini in allen möglichen Formen und Geschmacksrichtungen und so verführerisch präsentiert, dass jede ein Geschmackserlebnis versprach, welches das vorherige übertraf.
    Es war einer meiner Londoner Lieblingsorte gewesen, bevor ich nach New York gegangen war; schon damals hatte ich stets genüsslich die Pralinen hinter der Scheibe betrachtet, ohne je eine zu kaufen. Mich reizte der Kitzel, mir ein großes Vergnügen auszumalen, das nur eine Armlänge entfernt war, und es mir dann aber zu versagen – dieses lustvolle Begehren, selbst wenn es nie gestillt wurde.
    »Nett hier«, sagte Fran. Sie hatte mich kommen gesehen und an der Theke bereits Kaffee für uns bestellt und gezahlt.
    »Danke«, sagte ich. »Aber hör auf, mir Sachen zu kaufen oder für mich zu bezahlen. Du kriegst einen Zehner in der Stunde, und ich schwimme im Geld.«
    »Wusste ich doch, dass du das sagen würdest«, entgegnete sie und versenkte einen Zuckerwürfel nach dem anderen in ihrer kleinen Tasse, was mich an Dominik erinnerte, der seinen Kaffee immer sehr süß trank. Zurzeit schien mich ständig etwas an ihn zu erinnern.
    »Seit wann nimmst du den Kaffee mit Zucker?«
    »Seit ich diese hübschen Würfel gesehen habe. Sehr elegant. Das ist doch gleich was ganz anderes als in Te Aroha.«
    »Es schmeckt völlig gleich. Doch wie geht es dir eigentlich?«
    »Genauso wie vor zwei Wochen. Die Arbeit in der Bar macht Spaß. Ich muss zwar ganz schön zupacken, lerne aber viele Leute kennen.«
    »Suchst du noch nach einer eigenen Wohnung?«
    »Eigentlich nicht. Mir gefällt es bei Chris … und wenn du nicht zurückkommst, müsste er sich wohl sowieso einen neuen Mitbewohner suchen. Kommst du denn zurück? Wie ist das Leben mit einem Rockstar? Chris hat mir erzählt, dass du auch was mit der Tänzerin hast? Wie, zum Teufel, funktioniert das denn?«
    »› Zusammenleben‹ ist eigentlich übertrieben. Jedenfalls werde ich die beiden wohl kaum an Weihnachten unseren Eltern vorstellen.«
    »Wie schade. Sie wären so stolz auf dich.« Fran kicherte. »Wenn’s Spaß macht … So ein flotter Dreier ist ja nicht derart ungewöhnlich.«
    »Wo wir herkommen, schon.«
    »Darauf würde ich nicht wetten. In Kleinstädten geben sich die Leute nur mehr Mühe, ihr Privatleben zu verbergen.«
    Die Bedienung stellte ein großes Stück Zitronenkuchen, das Fran bestellt hatte, zwischen uns.
    »Sieht lecker aus«, sagte ich. Der Kuchen hatte mich aus meinem Gedankengang gerissen. »Du hast wohl keine Angst, dass dir die Hosen zu eng werden?« Viele Neulinge in London machten die Erfahrung, dass sie innerhalb kürzester Zeit ein paar Pfunde zulegten, weil sie wegen der unwirtlichen Witterung in Großbritannien ihre sportlichen Hobbys in freier Natur aufgaben und stattdessen lieber in Pubs becherten und futterten.
    Fran sah mich spöttisch an.
    »Dann iss ihn halt, den verdammten Kuchen«, sagte sie und schob mir die Kuchengabel hin. »Und erzähl mir mehr über das Leben in der Welt der Rockmusik. Ich will alles wissen. Ist dir je aufgefallen, dass mein Leben vor allem darin besteht, deines mitzuleben? Gib mir ein paar Krümel ab!«
    »Wie, du lebst aus zweiter Hand? Schläfst du denn nicht mehr mit dem Schlagzeuger, Dagur?«
    »Leider noch nie. Wir sind zwar zusammen im Bett gelandet, aber da lief nichts mehr, zu viele Cocktails. Als ich neben ihm aufgewacht bin, hatte ich noch all meine Klamotten an.«
    »Und du hast ihn nicht nach seiner Telefonnummer

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