80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)
könnte. Höchstens dass es zu spät ist, sie brechen ja schon in ein paar Tagen auf. Das hieße, in letzter Minute die Ankündigungen ändern, ein Instrument für mich besorgen, neu Werbung machen und was weiß ich noch alles.«
»Na hör mal, sie sind doch nicht die Rolling Stones. Klar, sie treten in verschiedenen europäischen Städten auf, aber das ist schließlich um die Ecke. Das lässt sich bestimmt managen. Und wenn Viggo ihnen sagt, dass sie das tun sollen, haben sie eh keine Wahl.«
»Das glaube ich auch.«
»Ich hänge dann halt ein bisschen verloren hier rum ohne euch beide. Was Chris wohl in der Zeit mit seiner Wohnung macht?«
»Du kannst doch mitkommen. Ich brauche eine Tourmanagerin, und soweit ich weiß, suchen die Groucho Nights auch noch jemanden. Wir könnten dich einstellen. Und du würdest ein bisschen was von Europa sehen und mir Gesellschaft leisten. Das bekämst du locker hin, immerhin hast du in einer Bank gearbeitet. Du hast Ahnung von dem Kram.«
Frans Miene hellte sich auf, als hätte sie gerade im Lotto gewonnen, und sie stieß einen Schrei aus, dass die Bedienung einen Satz machte.
»O Gott, das wäre ja toll!«
»Ruhig Blut … manchmal könnte ich schwören, du bist noch keine einundzwanzig. Es steht überhaupt noch nichts fest. Ich habe noch nicht einmal ein Instrument.«
»Du lieber Himmel, stimmt. Die Bailly ist also nicht mehr aufgetaucht? Aber warum schaltet ihr eigentlich nicht die Polizei ein?«
»Viggo möchte nicht, dass die Roadies unter die Lupe genommen werden. Er hat Angst, seine Leute zu verprellen, wenn sie den Eindruck kriegen, dass man sie des Diebstahls verdächtigt. Außerdem würde es seine Versicherungsprämien in Rekordhöhe treiben. Eher zahlt er mir mehr, als die Geige wert ist.«
»Zu schade, dass sie gestohlen wurde. Aber wenn sich jemand gegen Nachforschungen sträubt, sollte man sich doch vielleicht gerade den genauer anschauen.«
»Weißt du, mir geht’s überhaupt nicht ums Geld. Nur um die Geige. Sie war ein Geschenk.«
»Ach ja. Chris hat mir von dem Typen erzählt.«
Fran hob missbilligend eine Augenbraue.
»Ihr zwei redet mir zu viel. Ich bin nicht sicher, ob mir das gefällt.«
»Weiß er, dass die Geige weg ist?«
»Dominik? Ja. Ich bin ihm zufällig in Brighton begegnet. Er hatte eine Ankündigung für unser Konzert gelesen und kam vorbei, um Hallo zu sagen. Er ist jetzt mit einer anderen zusammen. Aber er hat auch etwas von der Geige erzählt. Sie soll eine seltsame Geschichte haben. Er recherchiert über sie für einen Roman. Ich habe ihn gebeten, es mich wissen zu lassen, falls er irgendetwas erfährt, aber das wäre wohl ein allzu großer Zufall.«
»Ruf ihn an.«
»Was? Jetzt?«
»Ja. Frag ihn, ob er irgendetwas herausgefunden hat. Ich kenne doch dich und deine Abneigung gegen das Telefonieren. Wenn ich dich nicht dazu zwinge, rufst du ihn nie an. Und versuche nicht, mir weiszumachen, du hättest seine Nummer gelöscht.«
»Na schön.«
Ein bisschen widerwillig zog ich erneut das Handy heraus. Da ich hoffte, es würde nur ein kurzes Gespräch, machte ich mir nicht einmal die Mühe aufzustehen und vor die Tür zu gehen.
Nach mehreren Freizeichen ein Klicken.
»Sprachbox«, sagte ich mit triumphierendem Unterton.
»Dann hinterlasse ihm eine Nachricht.«
»Hi … ich bin’s. Summer.« Am liebsten hätte ich mir die Zunge abgebissen, weil ich zuerst gemeint hatte, er müsse mich sofort an der Stimme erkennen. Und dann, weil ich dann doch nicht davon überzeugt war und meinen Namen nachgeschoben hatte. Nach einer verlegenen Pause, in der ich versuchte, mich wieder zu sammeln, fuhr ich fort: »Ich wollte nur mal nachfragen, wegen der Geige. Ruf mich zurück.« Ich drückte auf »Anruf beenden«.
»Wow. Das nenne ich gesprächig.«
»Klappe.«
Als wir in die Wohnung kamen, war Chris schon auf dem Laufenden und schien im siebten Himmel. Offenbar hatten Susan und Viggo keine Zeit verloren und alle Hebel in Bewegung gesetzt. Bereits am frühen Nachmittag waren die meisten Veranstalter informiert und arbeiteten an neuem Werbematerial: Ich nahm ganz offiziell als Gaststar der Groucho Nights an der Tournee teil.
Die nächsten Tage verbrachten wir mit hektischen Proben. Wir gingen sämtliche alten Nummern durch, die wir früher zusammen gespielt hatten, und arrangierten andere so um, dass eine Geige dazupasste. Ein bisschen Frickelei war nötig, um mir den entsprechenden Raum auf der Bühne zu geben, ohne dass ich den anderen
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