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80 Days - Die Farbe der Lust

80 Days - Die Farbe der Lust

Titel: 80 Days - Die Farbe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Jackson
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weil dort hauptsächlich Gerichte zum Mitnehmen verkauft wurden. Deshalb waren die Portionen, die der unterforderte Sushi-Koch anrichtete, auch recht großzügig bemessen.
    »Und wie läuft’s in der Welt der Klassik?«, erkundigte sich Chris, als wir beide den ersten Sake des Abends tranken.
    »Sie hält mich auf Trab, soviel ist sicher. Unser gegenwärtiger Dirigent ist ein richtiger Tyrann. Ungeheuer anspruchsvoll und aufbrausend.«
    »Habe ich nicht schon immer gesagt, dass Rockmusiker viel zivilisierter sind als deine Klassik-Grufties?«
    »Ja, hast du, Chris.« Und zwar jedes Mal, wenn wir uns sahen. Die Bemerkung war allmählich ziemlich abgenutzt. Dennoch versuchte ich zu lächeln.
    »Du siehst müde aus, Summer.«
    »Das bin ich auch.«
    »Ist alles in Ordnung?« Er sah mich besorgt an.
    »Ich bin nur erschöpft. Die vielen Konzertproben sind anstrengend, und ich schlafe nicht besonders gut.«
    »Das ist alles?«
    »Was soll denn sonst noch sein? Habe ich dunkle Augenringe?«
    Chris grinste. Mein alter Sparringspartner, den ich nicht anlügen konnte.
    »Du weißt schon. Also … was hast du angestellt? Machst du … Dummheiten? Ich kenne dich doch, Summer.«
    Ich pickte mir mit meinen Stäbchen ein Stück Gelbflossenthun heraus.
    Chris war in fast all meine Erlebnisse mit Dominik eingeweiht. Gut, vielleicht nicht in jedes Detail: Ein Mädchen hat ja schließlich seinen Stolz. Aber zweifellos war ihm klar, dass mein hastiger Umzug nach New York eine Art Flucht gewesen war.
    »Sag jetzt bloß nicht, er ist dir gefolgt! Oder etwa doch?« Er tunkte seine California Roll in ein Schälchen mit Wasabi-Sojasoße.
    »Nein. Nicht er.« Dann überwand ich mich und offenbarte ihm, wie es wirklich um mich stand. »Wenn er es nur wäre.«
    »Wie meinst du das, Summer?«
    »Es gibt da einen anderen, der mir über den Weg gelaufen ist. So einer wie Dominik … aber schlimmer, glaube ich. Keine Ahnung, wie ich es dir erklären soll.«
    »Wie schaffst du es nur, dass du immer diese Mistkerle aufgabelst, Summer? Ich hätte nie gedacht, dass du auf Bestrafung abfährst.«
    Ich sagte nichts.
    »Sicher, Darren war irgendwie ein Arschloch. Aber jetzt suchst du dir Typen, die richtig gefährlich sind.«
    »Das stimmt«, gab ich zu.
    »Warum lässt du dich darauf ein?« Offenbar fehlte nicht viel, dass er wieder die Geduld mit mir verlieren würde. Konnten wir nicht ein Mal zusammensitzen, ohne dass er aus der Haut fuhr?
    »Du weißt, ich nehme keine Drogen. Jedenfalls nicht die üblichen. Vielleicht ist das so etwas wie eine Droge für mich, und ich hole mir dabei meinen Kick. Es ist, als würde ich die Hand in die Flamme halten, um zu sehen, wie lange ich es ertrage – an der Grenze zwischen Schmerz und Lust. Aber es ist nicht alles schlecht, Chris. Obwohl es für dich bestimmt so aussieht. Eigentlich soll doch jeder nach seiner Fasson selig werden, oder? Bis du es nicht selbst ausprobiert hast, darfst du es auch nicht verdammen.«
    »Ähm … das ist nichts für mich. Du bist verrückt, Kleine.«
    »Ja, Chris, ich weiß. Du kennst mich ja. Rosen haben nun mal Dornen.«
    »Aber bist du glücklich?« Er stellte die Frage erst, als die asiatische Kellnerin unsere Teller und Schüsseln abräumte und uns das Gratisdessert mit Ananasstücken servierte.
    Auch jetzt schwieg ich lieber. Doch ich fürchte, er konnte mir die Antwort von den Augen ablesen.
    Wir zogen weiter zu einer Bar in der Nähe und tranken noch ein Bier, ehe wir uns verabschiedeten, ohne zu wissen, wann wir uns wiedersehen würden.
    »Melde dich«, sagte Chris. »Meine Nummer hast du ja. Ruf mich an, wenn dir danach ist. Oder wenn du ein Problem hast. Ende nächster Woche fliegen wir nach England zurück, aber glaub mir, Summer, ich bin immer für dich da.«
    Inzwischen war es später Abend geworden. In Greenwich Village tobte das Leben; Leuchtreklamen blinkten, und aus den schmalen Seitenstraßen drang Musik. Ich kannte die Songs nicht, zumal sie sich überlagerten. Der Klang der Großstadt.
    Ich musste dringend ins Bett.
    Unser Prokofjew-Konzert auf einer der exklusiveren Bühnen Manhattans war ein rauschender Erfolg. Alles hatte perfekt geklappt, und die quälenden Proben mit den Gefühlsausbrüchen vor und hinter dem Dirigentenpult hatten sich ausgezahlt. Ich glitt durch meine wenigen Solopassagen im zweiten Satz wie im Traum, und Simón, der junge Maestro, zwinkerte mir sogar anerkennend zu, als wir alle den Bogen sinken ließen.
    Mein Hochgefühl hielt

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