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80 Days - Die Farbe der Lust

80 Days - Die Farbe der Lust

Titel: 80 Days - Die Farbe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Jackson
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allerdings nicht lange an. Am Bühneneingang wartete Victor auf mich.
    »Was brauchst du denn so lange?«, fragte er. »Das Konzert ist schon seit über einer Stunde zu Ende.«
    »Wir haben ein bisschen gefeiert, weil alles so wunderbar geklappt hat. Weit besser als erwartet«, erklärte ich.
    Victor runzelte die Stirn.
    Mit einer Handbewegung gab er mir zu verstehen, ich solle ihn begleiten, und wir gingen auf der Third Avenue Richtung Norden. Lag es an meinen High Heels, dass mir Victor plötzlich kleiner erschien als in meiner Erinnerung?
    »Wo wollen wir hin?«, fragte ich ihn. Ich war ein bisschen wacklig auf den Beinen – Folge der Martinis, mit denen wir unseren Erfolg gefeiert hatten, und des nachlassenden Adrenalinschubs, den mein halbwegs perfektes Spiel in mir ausgelöst hatte.
    »Das soll nicht deine Sorge sein«, entgegnete Victor grob.
    Was hatte er vor? Ich trug noch immer mein schwarzes Samtkleid, das ich nur für die Auftritte anzog, und einen normalen Slip, dazu nicht einmal Strümpfe, sondern eine Strumpfhose, sowie eine dünne Strickjacke, die ich am Tag zuvor bei Anne Taylor Loft erstanden hatte. Dominiks Korsett, das ich auf Victors Anordnung hin meist bei unseren Spielszenen anzog, lag gut verstaut in einer Schublade der Kommode neben meinem Bett.
    Vielleicht gingen wir einfach nur zu einer harmlosen Party. Aber das war bei Victor eigentlich kaum zu erwarten.
    »Hast du Lippenstift in deiner Handtasche?«, fragte er, während wir nebeneinander hergingen.
    »Ja.« Das hatte ich immer. Frau bleibt Frau.
    In diesem Augenblick fiel mir jene Episode aus jüngster Vergangenheit ein, bei der mein Lippenstift eine wichtige Rolle gespielt hatte. Und plötzlich wusste ich es: Victor war der geheime Zuschauer an jenem Abend in Dominiks Dachgeschoss gewesen, als Dominik mich geschminkt und als die Hure Babylon bezeichnet hatte.
    Unser Ziel war das Hotel einer großen Kette in der Nähe des Gramercy Park. Es schien mit seinem obersten Stockwerk bis in den Himmel zu reichen. Über dem Baldachin am Eingang strahlte grelles Neonlicht nach oben, und eine Fülle kleiner quadratischer Puppenfenster stach in die Nacht. Auf mich wirkte es düster, eher wie eine Festung oder ein Kerker. Mussten meine Gedanken eigentlich immer in die gleiche Richtung gehen?
    Der Nachtportier tippte sich an die Mütze, als wir die Lobby betraten und uns zu den Fahrstühlen wandten. Wir nahmen den ganz linken, der bis nach oben ins Penthouse fuhr, zu dem die Allgemeinheit keinen Zutritt hatte. Vielmehr brauchte man einen Schlüssel, den Victor aus seiner Tasche zog und in das Schloss neben dem entsprechenden Knopf schob.
    Während wir nach oben fuhren, herrschte angespanntes Schweigen.
    Die Fahrstuhltüren öffneten sich, und wir betraten ein weitläufiges Foyer, in dem nichts weiter stand als eine großzügige Lederbank, auf der die bereits eingetroffenen Gäste Mäntel und Handtaschen abgelegt hatten. Ich schlüpfte aus meiner Strickjacke und stellte widerstrebend meinen Geigenkasten auf den Boden. Aus dem Foyer trat man in einen riesigen Raum, dessen Panoramafenster eine faszinierende Aussicht auf das funkelnde Lichtermeer von halb Manhattan boten. Mit einem Glas in der Hand schlenderten Gäste durch den kreisrunden Raum. An einer Seite war ein kleines, bühnenähnliches Podest, neben dem sich eine Reihe von Türen befand; zweifellos führten sie in die übrige Suite.
    Ich wollte gerade zu der kleinen, mit einer Vielzahl von Flaschen, Gläsern und Eiskübeln ausgestatteten Bar gehen, als Victor mich zurückhielt.
    »Du darfst heute nichts trinken, Summer«, sagte er. »Ich möchte, dass du dich von deiner besten Seite zeigst.«
    Ehe ich protestieren konnte – hielt er mich neuerdings etwa für eine Säuferin? –, kam ein Fremder auf uns zu und schüttelte Victor herzlich die Hand. In seinem Smoking wirkte er eher wie ein Kellner statt wie ein Mann von Welt.
    Dreist musterte er mich von oben bis unten, dann wandte er sich in überlegener Missachtung meiner Anwesenheit an Victor. »Hübsch, mein Guter, wirklich hübsch. Eine auffallend gutaussehende Sklavin.«
    Im ersten Moment hätte ich ihm gern in die Weichteile getreten, aber dann beherrschte ich mich. Hatte Victor mich etwa als »Sklavin« angekündigt?
    Das war ich nicht, und das würde ich auch nie sein. Ich war Summer Zahova, eine Frau mit eigenem Willen, zwar unterwürfig, aber keine Sklavin. Damit hatte ich nichts am Hut. Ich wusste, dass es Leute gab, die sich nichts

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