80 Days - Die Farbe der Lust
deuten.
»Wunderbar altmodische … oder sollte ich sagen, klassische? … Formen.«
Ich schluckte.
Zum Erröten kam es jedoch nicht, denn er verzichtete darauf, dem Publikum ausführlich meine inzwischen wieder penibel sauber rasierte Möse zu beschreiben. Die konnten sie sich selber ansehen, und lobende Worte hätten unter den gegebenen Umständen auch keinen Unterschied gemacht.
»Ein wunderbares Exemplar! Kompliment an Master Victor, der uns einmal mehr einen vollkommenen und einzigartigen Körper zur Verfügung stellt. Wie man mir erklärt hat, ist die Sklavin noch nicht fachgerecht gebrochen, was ihren Reiz noch erhöhen dürfte.«
Gebrochen? Scheiße! Was wollte er damit sagen?
Von hinten drängte sich eine Hand zwischen meine Beine und zwang mich, sie zu öffnen. Victor. Seine Berührung erkannte ich mittlerweile.
Als ich da vor dem Publikum stand, spürte ich die Blicke von mindestens zwei Dutzend Augenpaaren über meinen Körper gleiten, Zuschauer, die mich erkundeten, taxierten und sich am Spektakel meiner grenzenlosen Verletzlichkeit ergötzten.
Ach, Dominik, welchen Geist hast du da aus der Flasche gelassen?
Natürlich hatte ich diese Anlage bereits gehabt, bevor wir uns begegnet waren. Aber er hatte sie entdeckt und ihr Leben eingehaucht. Mich mit Leben erfüllt.
Die Gedanken in meinem Kopf wirbelten wild durcheinander.
Innerlich distanziert verfolgte ich wie eine Zuschauerin die nun beginnende »Versteigerung«.
Bilder kamen mir in den Sinn, Szenen aus vor Ewigkeiten gesehenen schlechten Filmen oder aus BDSM -Romanen, die ich früher manchmal mit einem gewissen lustvollen Kitzel gelesen hatte. Ich hatte mich dann auf einem arabischen oder afrikanischen Marktplatz stehen sehen, und während der Wind kleine Sandwolken aufwirbelte, priesen dickleibige dunkelhäutige Sklaventreiber meine Vorzüge an. Finger prüften meine Festigkeit, während mich andere grob öffneten, um der gaffenden Menge das perlmuttschimmernde Rosa in meinem Innern zu zeigen, das sich so deutlich von meiner blassen Haut abhob. Mal war ich in diesen Wachträumen verschleiert, mal nicht, doch in jeder Wiederholung, die mir in meiner Fantasie angeflogen kam, war ich nackt, wie ich nackter nicht sein konnte, so schrecklich entblößt, meine intimsten Zonen für jedermann sichtbar zur Schau gestellt. Oder ich wurde auf der Brücke eines Piratenschiffs aus einem Bambuskäfig gezerrt, nachdem ich auf hoher See gefangen genommen worden war, um demnächst an einen orientalischen Prinzen verkauft zu werden, der mich in seinen überfüllten Harem stecken und sich hin und wieder mit mir verlustieren würde. War dies das Schicksal, das einer Sklavin bevorstand?
Das Limit lag bei fünfhundert Dollar, und eine Frau bot als Erste. Ich hatte allerdings meine Zweifel, ob ich einer Frau dienen konnte. Sicher, Lauralynn hatte mich gereizt, aber nach allem bisher Erlebten war mir ein Dom doch lieber als eine Domme.
Schon bald reihten sich auch einige Männer in den Kreis der Bietenden ein, und die Gebote kamen in rascher Folge. Wann immer jemand den Preis erhöhte, ließ ich den Blick rasch über das Publikum wandern. Ich wollte das Gesicht sehen und wissen, wer es war, der mir ein Preisschild anheftete. Doch die Auktion hatte derart an Fahrt gewonnen, dass ich bald nur noch ein Gewirr von Stimmen und mir fremden Zügen wahrnahm.
Irgendwann hatten alle anderen Teilnehmer aufgegeben, und auch die beiden verbissensten Interessenten setzten ihrem Wettbieten ein Ende. Der Sieger hatte tatsächlich arabische, zumindest aber orientalische Züge. Er trug einen altmodischen, wenn auch elegant geschnittenen Tweedanzug, eine Brille, hatte den Ansatz einer Glatze, dunkle Haut, und seine gekräuselten Lippen verwiesen auf eine Welt der Grausamkeit.
Mein neuer Besitzer?
Warum hatte Victor mich weitergeben wollen? Sicherlich nicht wegen des Geldes. Ich hatte gerade etwas über zweitausendfünfhundert Dollar eingebracht. Gewiss eine schmeichelhafte Summe, aber nicht unbedingt das, was eine Frau heutzutage wirklich wert war.
Victor händigte dem erfolgreichen Bieter ein Hundehalsband mit Leine aus, das er mir um den Hals schnallte. »Für eine Stunde gehört sie Ihnen«, hörte ich ihn sagen.
Demnach war es also nur eine Transaktion mit kurzzeitigem Besitzerwechsel, und ich würde später mit Victor den Heimweg antreten. Eine weitere Variante in dem Spiel, das wir trieben, um unsere dunklen Seiten auszuloten.
Der Mann, der mich ersteigert hatte,
Weitere Kostenlose Bücher