80 Days - Die Farbe der Lust
aufgefallen, dass es nicht sehr devot ist, einen Dom zu instruieren, wie er dich unterwerfen soll?«
Charlotte zuckte die Achseln. »Du bist wirklich kein bisschen dominant, oder doch?« Jetzt stichelte sie.
»Na, gut.«
»Was meinst du damit?«
»Du sollst deine Überraschung kriegen.«
Dominik überlegte. Er wollte Charlotte nicht wehtun. Schließlich benutzte er sie im gleichen Maß wie sie ihn. Ebenso wenig wollte er irgendeine alberne Unterwerfungsszene aufführen, die ihm nichts gab. Oder anfangen zu schauspielern. Ihre Beziehung war läppisch, schäbig und eine Parodie ihrer selbst geworden, ein billiger Abklatsch dessen, was er mit Summer hatte.
Aber da sie ihn herausforderte, sollte sie bekommen, was sie wollte.
Sobald sie in der Dusche war, kramte er in ihrer übergroßen Designer-Handtasche nach ihrem Handy. Wie vermutet war es nicht passwortgeschützt. Charlotte war in jeder Beziehung offenherzig. Ohne größeres Interesse überflog er die Nachrichten anderer Männer. »Hallo, Schätzchen«, las er, oder »Wie geht’s, mein Herz?«
Endlich fand er Jaspers Nummer und schrieb sie sich auf. Kaum zu Hause, rief er ihn an.
»Hallo?«
»Jasper?«, fragte Dominik.
»Ähm, ja?« Jasper klang etwas verunsichert. Dominik lächelte in sich hinein. Es war offensichtlich Jaspers Diensthandy, und wahrscheinlich fragte er sich jetzt, ob er einen männlichen Kunden hatte.
»Hier ist Dominik. Wir haben uns neulich bei einer Party kennengelernt. Mit Charlotte. Und Summer.«
»Oh, ja.«
Dass Jaspers Stimme bei der Erwähnung von Summer hörbar munterer wurde, versetzte Dominik einen Stich.
»Wie kann ich helfen?«
»Ich plane etwas Besonderes für Charlotte. Bestimmt würde es ihr gefallen, wenn du dabei wärst. Ich würde dich natürlich dafür bezahlen.«
»Dann mit Freuden. Wann soll das sein?«
»Morgen?«
Papierrascheln. Jasper checkte seinen Terminkalender.
»Da bin ich frei. Ich freue mich drauf.«
Dominik machte die Details ab.
Dann schickte er Charlotte eine SMS .
»Morgen Abend. Bei dir. Sei bereit.«
»Oooh, toll«, schrieb sie zurück. »Was soll ich anziehen?«
Dominik hätte am liebsten geantwortet: »Mir doch egal.«
In seinem Schmerz und seiner Wut entschied er sich für die größtmögliche Erniedrigung: »Eine Schuluniform«, antwortete er.
Er traf sich mit Jasper vor Charlottes Wohnung und ging noch mal alles mit ihm durch, vor allem, dass Dominik auf Charlottes Wunsch hin das Sagen hatte.
»He, du zahlst«, sagte Jasper. »Und wer zahlt, schafft an.«
Nachdem sie sich über die Details von Charlottes bevorstehender Unterwerfung einig geworden waren, klingelten sie. Dominik hatte Charlotte noch nie zu sich nach Hause eingeladen. Er hatte einfach keine Lust dazu, ihr so viel von sich preiszugeben.
Sie kam an die Tür, in superkurzem Karorock, weißer Bluse, Kniestrümpfen und schwarzen, flachen Lackschuhen. Dazu trug sie einen Pferdeschwanz und eine Brille mit breitrandigem schwarzem Gestell. Charlotte hatte seine Anweisung bis aufs i-Tüpfelchen befolgt, nahm Dominik überrascht zur Kenntnis und staunte über seine Reaktion. Sein Schwanz wurde so steif, dass er fast schmerzte. Vielleicht würde es ja doch keine solche Plackerei werden.
Sie strahlte übers ganze Gesicht, als sie ihren alten Komplizen Jasper erblickte, und Jasper grinste verschwörerisch zurück. Wie Summer und ich, dachte Dominik, und es versetzte ihm einen Stich.
»Hallo, ihr Herren«, begrüßte Charlotte sie schüchtern und machte einen Knicks.
»Wir sind gekommen, um dich zu bestrafen, weil du so ein böses Mädchen bist«, sagte Dominik.
Dabei schnitt er eine Grimasse, so fremd waren ihm der Klang seiner Stimme und diese Worte. Charlottes Augen funkelten vor Vergnügen.
Er trat hinter ihr in die Wohnung, drehte sie um und drückte ihr die Hand ins Kreuz. »Bück dich«, befahl er. »Zeig mir deinen Arsch!«
Kichernd beeilte sich Charlotte, dem Befehl Folge zu leisten.
Dominik ging um sie herum – und erinnerte sich, noch ehe er den Gedanken beiseiteschieben konnte, dass Summer in der Krypta gebückt vor ihm gestanden hatte, fast widerwillig, vielleicht verängstigt, aber sie hatte getan, was er verlangt hatte, weil er es verlangt hatte. Warum sie sich dazu gezwungen gesehen hatte, konnte er nicht sagen. Vielleicht unterschied sich ihr innerer Antrieb dazu gar nicht so sehr von seinem eigenen, von dieser Neigung zur Dominanz in seiner Persönlichkeit, die sich so stark zu ihrem Gegenpol hingezogen
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