80 Days - Die Farbe der Lust
noch vorbei, wenn du hier, äh, fertig bist.«
»Gut«, sagte ich. »Bis später.«
Er ging hinaus, und im selben Moment ertönte schon wieder die Glocke.
Charlotte konnte nicht gleich sagen, was sie wollte, denn sie kniete nackt auf dem Boden und hatte das Gesicht im Schoß eines anderen Mädchens vergraben. Sie ließ sich Zeit, damit ich mir alles in Ruhe ansehen konnte, und bat mich dann, ihr einen Löffel und noch ein Schälchen Eiscreme zu bringen.
»Bleib hier«, sagte sie. »Ich möchte, dass du zusiehst.«
Ich stand wie angewurzelt da, aber nicht nur, weil sie es mir befohlen hatte. Charlotte löffelte behutsam Eis in die Möse ihrer Partnerin und beugte sich dann über sie, um es herauszulecken. Bei jedem Wechsel von heiß zu kalt wand sich die Frau, die es offensichtlich genoss. Der Mann aus dem Club, auf dessen Schoß Charlotte zuvor gesessen hatte, schaute ebenfalls zu. Sein Schwanz beulte sich mächtig in seiner Hose, und am liebsten hätte ich ihm den Reißverschluss aufgezogen und sein Glied befreit. Doch meine Arme wollten mir nicht gehorchen – entweder aus Treue zu Dominik, dessen Korsett mich eng umfangen hielt, oder weil es meiner Rolle als Dienstmädchen nicht angemessen war, so dreist zu sein.
Charlotte wandte den Kopf, sah den Mann an, der hinter ihr stand, nickte ihm kurz zu und spreizte ihre langen Beine. Er schälte sich aus seiner Jeans, und sein Schwanz sprang, ungehindert von Unterwäsche, hervor. Sein Penis war besonders schön, vollkommen gerade, von gleichmäßiger Farbe und vielversprechend in Länge und Umfang. In Marmor gemeißelt hätte er in jeder Kunstausstellung Ehre eingelegt. Er hielt kurz inne, hob seine Jeans auf und kramte in den Taschen nach einem Kondom.
Dann ging er leicht in die Knie und versenkte seinen Schwanz von hinten zwischen Charlottes Beinen. Ihr Gesicht verging vor Wonne, ja, beinahe religiöser Ekstase. Mich hatte sie bereits vergessen, berauscht, wie sie davon war, von diesem mächtigen Schwengel gestoßen zu werden.
Ich konnte ihr nicht böse sein. Charlotte war genauso Opfer ihrer Lüste wie ich, und in den Fängen der Leidenschaft war sie einfach wunderschön.
Mit dem leeren Eisschälchen und dem Löffel machte ich mich wieder auf den Weg in die Küche. Die Glocke erklang kein einziges Mal mehr, sosehr ich, eingezwängt in mein Korsett und mit schmerzenden Füßen in den Stilettos, auch darauf wartete. Das körperliche Unbehagen beruhigte meine Nerven, ganz ähnlich dem Gefühl, das sich bei mir einstellte, wenn ich Dutzende Bahnen im Schwimmbad gezogen hatte.
Als endlich der letzte Gast gegangen war, bestellte Charlotte mir ein Taxi.
»War das okay für dich, Süße?«, fragte sie und legte mir liebevoll den Arm um die Schultern.
»Ja«, antwortete ich. »Es hat mir sogar Spaß gemacht.«
»Schön«, sagte sie.
Sie stand auf der Eingangstreppe – vor den neugierigen Blicken des Taxifahrers lediglich durch ein Bettlaken geschützt, das sie sich umgewunden hatte – und sah mir nach, als ich in der Nacht verschwand.
Am nächsten Tag rief Dominik an, um unsere Verabredung festzuklopfen.
»Deine Stimme klingt so verändert«, sagte er.
»So?«, sagte ich nur.
»Erzähl’s mir.«
Ich meinte, eine Spur Sorge herauszuhören. Aber ob er sich nun tatsächlich Sorgen um mich machte oder ob es zu seinem Spiel gehörte, ich verspürte den gleichen Zwang: Ich musste seine Frage beantworten, so wie ich seiner Glocke gehorcht hatte. Und so erzählte ich ihm von dem Korsett und Charlotte, und was ich empfunden hatte, als ich zusah, wie sie von hinten genommen wurde.
Am Abend vor unserer Verbredung schickte er mir eine SMS : »Komm morgen Abend um zehn. Mehr als ein Zuhörer diesmal.«
8
EIN MANN UND SEIN GAST
Dieses Zimmer ganz oben in Dominiks Haus hatte Summer bislang noch nicht gesehen. Früher war es vermutlich einmal der Speicher gewesen, den man irgendwann ausgebaut hatte. Hier und da folgten die Schrägen der Linie des Dachs, und nur an zwei Wänden standen Bücherregale, hauptsächlich gefüllt mit ganzen Jahrgängen gelblich verblichener Literatur- und Filmzeitschriften. Das obere Fach des Regals an der linken Wand barg vorwiegend Bücher mit Ledereinband und zumeist französischen Titeln. Summer war es jedoch nicht erlaubt, sich die Bücherregale anzusehen und den Inhalt zu erforschen. Der Raum wurde lediglich von zwei quadratischen Oberlichtern erhellt.
Ansonsten war das Zimmer so leer, als hätte Dominik absichtlich dafür sorgen
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