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80 Days - Die Farbe der Lust

80 Days - Die Farbe der Lust

Titel: 80 Days - Die Farbe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Jackson
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vergangenen Wochen mit Summer nachzudenken. Er musste sich unbedingt über einige Dinge klar werden, seine Gefühle durchleuchten und entscheiden, wie er weiter vorgehen wollte. Es schien ihm, als gäbe es da einige Konflikte in seinem Innern, die er lösen musste. Oder sogar eine ganze Menge. Die Geschichte könnte sonst unangenehm werden.
    Im Anschluss an seinen Vortrag am zweiten Tag seines Rom-Aufenthalts hatte er sich einigen anderen Referenten und Konferenzgästen angeschlossen, die in einem Restaurant am Campo de’ Fiori zu Abend aßen. Ihre fragole di bosco , die Walderdbeeren, waren sehr aromatisch, aber nicht zu sauer, und der feine Zucker, mit dem sie bestäubt waren, brachte ihren Geschmack erst so richtig zur Geltung.
    »Schmeckt gut, sì ?«
    Am schmalen rechteckigen Tisch saß Dominik einer dunkelhaarigen Frau gegenüber, der er bis jetzt noch nicht vorgestellt worden war. Sie lächelte ihn an. Dominik hob den Blick von dem farbenprächtigen Arrangement auf seinem Teller.
    »Köstlich«, sagte er.
    »Sie wachsen an Berghängen«, erläuterte sie, »und nicht im Wald, wie der Name sagt.«
    »Ach ja?«
    »Ihr Vortrag war ganz ausgezeichnet. Interessantes Thema.«
    »Vielen Dank.«
    »Mir hat auch das Buch gefallen, das Sie vor ein paar Jahren geschrieben haben. Das über Scott F. Fitzgerald. Wirklich romantisch, sì ?«
    »Nochmals danke. Ich bin jedes Mal aufs Neue überrascht, wenn ich jemanden treffe, der mein Buch tatsächlich gelesen hat.«
    »Kennen Sie sich in Rom aus, Professore Dominik?«, fragte die junge Frau, als ein Kellner mit einem Tablett voller Tassen mit dampfend heißem Espresso an ihren Tisch trat.
    »Nicht besonders«, erwiderte Dominik. »Ich bin schon einige Mal hier gewesen, muss aber leider zugeben, dass ich kein guter Tourist bin. Das heißt, kein großer Fan von Kirchen und altem Gemäuer. Aber mir gefallen die Atmosphäre und die Menschen. Man spürt überall Geschichte, auch wenn man keinen Kulturtrip daraus macht.«
    »Es ist auch viel besser«, meinte sie, »wenn man sein eigener Herr bleibt und sich nicht auf ausgetretenen Pfaden bewegt. Ich heiße übrigens Alessandra«, sagte sie. »Ich wohne in Pescara, unterrichte aber an der Universität von Florenz. Alte Literatur.«
    »Interessant.«
    »Wie lange werden Sie in Rom bleiben, Professore Dominik?«, fragte Alessandra.
    »Insgesamt noch fünf Tage.« Der Kongress würde am folgenden Abend enden; darüber hinaus hatte Dominik noch keine Pläne. Eigentlich hatte er vor, sich ein wenig zu entspannen, gut zu essen, das Wetter zu genießen und sich Zeit zum Nachdenken zu gönnen.
    »Wenn Sie möchten, zeige ich Ihnen die Stadt. Das wahre Rom, nicht das der Touristen. Keine Kirchen, das verspreche ich Ihnen. Na, was meinen Sie?«
    Warum nicht, dachte Dominik. Sie hatte einen Wuschelkopf voll ungezähmter Locken, und ihre tiefe Sonnenbräune versprach eine warme Haut. Hatte er nicht in London mit Summer klargestellt, dass jeder seine Freiheit haben sollte? Oder hatte er das vergessen? Er hatte von ihr keine Versprechungen verlangt, und sie hatte keine Forderungen gestellt. In diesem Stadium verdienten ihre Begegnungen eher den Namen »Abenteuer« als »Beziehung«.
    »Einverstanden«, erklärte er Alessandra. »Ein reizender Vorschlag.«
    »Kennen Sie Trastevere?«, fragte sie.
    »Bis jetzt noch nicht. Aber das wird sich wohl gleich ändern.« Dominik lächelte.
    Beim Spiel der Verführung lässt sich selten sagen, wer verführt und wer verführt wird. So war es auch mit Alessandra aus Pescara. Dass sie schließlich in ihrem Hotelzimmer landeten und nicht in seinem, lag einfach daran, dass es in der Nähe der Bar war, in der sie ihren letzten Drink genommen hatten (einen Martini-Sweet für sie und für Dominik die übliche Cola ohne Eis – er war Abstinenzler, nicht aus Prinzip, sondern weil Alkohol ihm nicht schmeckte. Schon als Jugendlicher hatte er ihn grässlich gefunden). Der Weg zu ihrer gemütlichen pensione war kürzer als der zu seinem kahlen, unpersönlichen und teuren Hotelzimmer.
    Gerade als sie ihre Suite betraten, vibrierte sein Handy. Er hielt Alessandras Hand, im Fahrstuhl hatten sie sich geküsst, und sie hatte ihm erlaubt, ihr durch den dünnen Baumwollrock, den sie trug, nachlässig den Hintern zu tätscheln. Er bat Alessandra um einen Moment Geduld, schob wichtige Geschäfte vor und las den Text der SMS. Sie stammte von Summer.
    »Fühle mich leer«, stand da. »Denke immerzu an deine geheimen Begierden.

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