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80 Days - Die Farbe der Lust

80 Days - Die Farbe der Lust

Titel: 80 Days - Die Farbe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Jackson
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eine ungute Wendung, das spürte er deutlich.
    »Also bin ich jetzt die Böse, die einen Schritt zu weit gegangen ist, ist es das?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Und wer hat sich von Charlotte begrapschen lassen, als würde ich gar nicht existieren, obwohl ich doch direkt daneben stand wie eine Idiotin, nackt wie am Tag meiner Geburt, rasiert wie eine gewöhnliche Sklavin?«, fauchte sie ihn an.
    »Ich habe dich nie als Sklavin betrachtet, weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart, noch werde ich es in Zukunft tun«, erwiderte er.
    »Bloß dass du mich wie eine behandelst.« Sie verschluckte sich beinahe an ihren Worten. »Ich bin keine Sklavin, und ich werde niemals eine sein!«
    Dominik unterbrach Summer in dem vergeblichen Versuch, die Initiative zurückzugewinnen. »Ich fand bloß, du ziehst uns beide runter, wenn du dich mit diesem … Gigolo einlässt, das ist alles.«
    Summer schwieg. Ihr standen Tränen der Scham und des Zorns in den Augen. Beinahe hätte sie ihm das Glas Wasser, das sie in der Hand hielt, ins Gesicht geschüttet, doch sie beherrschte sich.
    »Ich habe dir nie etwas versprochen«, sagte sie schließlich.
    »Ich habe dich nie um etwas gebeten.«
    »Es war eben … ich hatte einfach Lust darauf. Ich hatte mich nicht unter Kontrolle«, sagte sie, als wollte sie sich entschuldigen, attackierte ihn jedoch gleich wieder. »Du hast mich in diese Lage gebracht und dann im Stich gelassen. Als hättest du meine Dämonen losgelassen und dich dann aus dem Staub gemacht, mich allein zurückgelassen mit … weiß der Himmel was. Ich kann es einfach nicht erklären, Dominik.«
    »Ich weiß. Es war auch mein Fehler. Ich kann mich nur dafür entschuldigen.«
    »Entschuldigung angenommen.«
    Sie trank einen Schluck. Das Eis war schon lange geschmolzen, das Wasser schmeckte schal. Beide schwiegen.
    »Also …«, sagte Dominik schließlich.
    »Tja.«
    »Willst du weitermachen?«
    »Was weitermachen?«, fragte Summer.
    »Mit mir.«
    »Als was?«
    »Als meine Geliebte, Freundin, Lustgefährtin. Such es dir aus.«
    Summer zögerte. »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Ich weiß es wirklich nicht.«
    »Kann ich verstehen.« Dominik nickte resigniert. »Wirklich.«
    »Es ist alles so kompliziert«, bemerkte Summer.
    »Ganz meine Meinung. Einerseits will ich dich, Summer. Unbedingt. Nicht nur als Geliebte, als Spielzeug, ich möchte mehr. Andererseits finde ich es schwierig nachzuvollziehen, was ich so anziehend finde und wie wir so schnell in diese verfahrene Situation gekommen sind.«
    »Hm«, sagte Summer. »Das war wohl kein Heiratsantrag, was?« Sie grinste über beide Ohren.
    »Nein«, bestätigte er. »Aber wie wäre es mit einer Art Arrangement?«
    »Ich dachte, so was hätten wir schon.«
    »Vielleicht.«
    »Und es funktioniert ganz offensichtlich nicht, oder? Es sind einfach zu viele unbekannte Faktoren im Spiel.«
    Beide seufzten gleichzeitig auf, worauf sie lächeln mussten. Wenigstens war ihnen der Humor erhalten geblieben.
    »Vielleicht sollten wir uns eine Weile nicht sehen?«
    Es spielte keine Rolle, wer es sagte – der Vorschlag lag ihnen beiden auf der Zunge.
    »Willst du die Geige zurückhaben?«, fragte Summer.
    »Natürlich nicht. Sie gehört dir. Ohne Bedingungen.«
    »Danke. Wirklich. Es ist das wunderbarste Geschenk, das ich je bekommen habe.«
    »Du hast sie dir hundertfach verdient. Die Musik, die du für mich gespielt hast, ist unvergesslich.«
    »Sowohl angezogen als auch nackt?«
    »Ja, angezogen und nackt.«
    »Also?«
    »Also warten wir’s ab. Denken wir eine Weile nach. Dann sehen wir schon, was als Nächstes kommt und wann.«
    »Keine Versprechen?«
    »Keine Versprechen.«
    Dominik legte eine Fünfpfundnote auf den Tisch und sah Summer schweren Herzens nach. Ihre Silhouette verschwand langsam in der Nacht.
    Er schaute auf die Uhr, die silberne Tag Heuer, die er sich vor Jahren selbst zur Feier seiner Professur geschenkt hatte.
    Aber er sah nicht nach der Uhrzeit – es war später Abend –, sondern auf das Datum. Vierzig Tage war es nun her, seit er Summer zum ersten Mal gesehen hatte, in der U-Bahn-Station Tottenham Road mit ihrer alten Geige. Nie in seinem Leben würde er diesen Tag vergessen.
    Das Vorspielen bei der Konzertagentin, die die Lücken des amerikanischen Orchesters auffüllen wollte, verlief bestens, und kaum eine Woche später landete Summer am John F. Kennedy International Airport in New York. Ihr Zimmer in Whitechapel hatte sie kurzerhand aufgegeben und

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