80 Days - Die Farbe der Lust
sich gern vorstellte, wenn er seine Frau vögelte, ungeniert vor ihr in der Unterhose durch die Wohnung stolziert. Er war klein und behaart, und sein Penis spannte seine Unterhose bis an die Belastungsgrenze des Stoffs. Sie hätte gern mal gesehen, wie seine Eichel aus den ungezähmten Falten seines vermutlich unbeschnittenen Schwanzes hervortrat, wenn er in der Erregung zu voller Größe anschwoll. Überhaupt musste sie ständig an Schwänze denken, die sie schon erlebt hatte, beschnittene wie unbeschnittene.
Dann befriedigte sie sich selbst. Vorsichtig spreizte sie ihre Schamlippen und spielte auf dem Instrument ihrer Lust. O ja, es hatte eindeutig Vorteile, Musikerin zu sein … Die Melodien ihres Körpers brausten wie ein Sturmwind durch die leere Gemeinschaftswohnung, brachten ihr Freude und Vergessen und vertrieben den schwelenden Schmerz, der sich beim Gedanken an Dominik einstellte.
Die Zeit verging wie im Flug, und schon bald stand der erste Auftritt der Saison bevor. Summer und ihre Orchesterkollegen verbrachten den größten Teil des Wochenendes in den Tiefen eines stickigen Übungssaals in der Nähe des Battery Park. Sie übten ihre Parts, bis Summer das Gefühl hatte, sie würde sich gleich übergeben, wenn sie ihrer Bailly noch ein einziges Arpeggio entlocken musste.
Nachdem sie sich im Waschraum das Gesicht mit kaltem Wasser erfrischt hatte, verließ sie als eine der Letzten das Gebäude. Die Sonne schickte ihre letzten Strahlen über den Hudson River. Summer wollte jetzt bloß noch etwas essen, vielleicht holte sie sich bei Toto in der Thompson Street einen Sashimi-Teller zum Mitnehmen, und danach gründlich ausschlafen.
Gerade hatte sie sich Richtung Norden in Bewegung gesetzt, als sie jemand ansprach. »Summer? Summer Zahova?«
Sie schaute sich um und erblickte einen attraktiven Mann mittleren Alters und mittlerer Größe mit grau meliertem Haar und einem kurzen, sorgfältig gestutzten Bart in denselben Grautönen. Er trug ein Seersucker-Jackett mit feinen blauen Streifen, eine schwarze Hose und schwarze, auf Hochglanz polierte Schuhe.
Niemand, den sie kannte.
»Ja?«
»Entschuldigen Sie, dass ich Sie einfach so anspreche, aber ich hatte das Vergnügen, der Probe beizuwohnen. Ich war sehr beeindruckt.« Seine Stimme klang voll und tief, hatte aber einen ungewöhnlichen Akzent. Amerikaner war er jedenfalls nicht, aber sie konnte nicht einordnen, woher er kam.
»Wir stehen noch ziemlich am Anfang«, sagte Summer. »Der Dirigent muss erst noch herausfinden, was in uns steckt, um das Orchester richtig zusammenzuschweißen.«
»Ich weiß«, antwortete der Mann. »Das braucht seine Zeit. Ich habe Erfahrung mit so etwas. Sie fügen sich aber bereits gut ein, auch wenn Sie erst kürzlich dazugestoßen sind.«
»Woher wissen Sie, dass ich neu bin?«
»Das hat man mir erzählt.«
»Wer denn?«
»Sagen wir einfach, wir haben einen gemeinsamen Freund.« Er grinste.
»Aha«, erwiderte Summer. Sie hatte große Lust, ihn einfach stehen zu lassen.
»Eine wundervolle Geige haben Sie da«, sagte der Mann, den Blick auf den Kasten gerichtet, den sie in ihrer Rechten hielt. Sie trug einen kurzen Lederrock, der ein gutes Stück über den Knien endete, einen engen Gürtel mit übergroßer Schnalle, keine Strümpfe und braune Stiefel, die ihr bis zur Mitte der Waden reichten. »Eine Bailly, vermute ich.«
»Richtig«, bestätigte ihm Summer. Nachdem er sich ihr damit als Kenner offenbart hatte, wurde sie etwas zugänglicher.
»Also«, sagte er, »da Sie neu in der Stadt sind, habe ich mich gefragt, ob Sie nicht Lust hätten, den morgigen Abend mit mir und einigen Freunden zu verbringen. Ich habe ein paar Leute eingeladen. Die meisten sind Musikliebhaber, Sie werden sich wohlfühlen. New York ist eine große Stadt, Sie haben bestimmt noch nicht viele Bekanntschaften schließen können, oder? Nichts Großartiges, wir trinken was in einer Bar, und anschließend ziehen vielleicht ein paar weiter zu meiner Wohnung, wo wir uns in Ruhe unterhalten können. Sie können sich jederzeit ausklinken.«
»Wo ist denn Ihre Wohnung?«
»Ein Loft in Tribeca«, sagte der Mann. »Ich bin nur ein paar Monate pro Jahr in New York, aber ich gebe es trotzdem nicht auf. Die meiste Zeit lebe ich in London.«
»Kann ich es mir durch den Kopf gehen lassen?«, fragte Summer. »Ich fürchte, die Proben werden morgen mindestens bis sieben dauern. Wo treffen Sie sich denn?«
Der Mann gab ihr seine Karte. »Victor Rittenberg,
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