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80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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einem charmanten, aber verheirateten Firmenchef, wenn nicht gar mit dessen reizender Frau. Als sie auf meiner Höhe war, wischte sie sich gerade mit kräftigen Handbewegungen den beim leidenschaftlichen Abschiedskuss um den Mund verschmierten Lippenstift weg.
    Wie alle Hotels, die das Netzwerk buchte, war auch dieses komfortabel und diskret. Es schmiegte sich zwischen die Häuser der Altstadtgassen mit ihren schmiedeeisernen Balkonen. Da es vielleicht das letzte Mal war, dass mich ein Auftraggeber so luxuriös unterbrachte, ließ ich mir nichts entgehen und füllte gleich mal ein Porzellanschälchen mit den gesalzenen Pistazien aus der Minibar und nahm einen großen Schluck kalten Champagner direkt aus der Piccoloflasche. Als das prickelnde Getränk in meinem Mund schäumte, musste ich husten.
    Langsam schälte ich mich aus meinen Kleidern und gönnte mir eine Dusche, die eine halbe Ewigkeit dauerte, wobei ich mich großzügig an den zur Verfügung gestellten Kosmetikprodukten bediente. Ich seifte mich von Kopf bis Fuß ein, bis jedes noch so kleine Stäubchen, das sich an diesem anstrengenden Tag an mich geheftet haben mochte, in den Abfluss gespült worden war.
    Zwei Stunden später war ich erholt und bereit, mich in den Kampf zu stürzen. Ich hatte mein rotes Kleid von Roland Mouret angezogen, das sich sanft an meinen Körper schmiegte, mich aber vom Hals bis zu den Waden bedeckte. Damit würde ich auch einen besonders sittsamen Mann nicht verschrecken. Außerdem hatte es die Farbe roter Rosen, meine Reverenz an Sant Jordi.
    Die Hitze hatte nachgelassen, und mildes Abendlicht legte sich wohltuend über das Gedränge und Geschiebe in den Gassen. Viele Stände wurden bereits abgebaut, die Betreiber freuten sich sicher schon auf die weiteren Festlichkeiten, die noch bis zum Abend des nächsten Tages dauern sollten.
    Nachdem ich einige Stände abgeklappert hatte, fürchtete ich, zu spät losgezogen zu sein und Dominik verpasst zu haben, aber schließlich entdeckte ich ihn inmitten einer Traube von Schriftstellerkollegen und besonders hartnäckigen Bewunderern, die bis zum Ende des Tages ausgeharrt hatten.
    Er sah blendend aus, wie immer, obwohl er keinerlei Konzession an die katalanische Gluthitze gemacht hatte und ganz in Schwarz gekleidet war. Seine bloßen Arme hatten von einem ganzen Tag unter der spanischen Sonne einen rötlichen Kupferschimmer angenommen. Wenn er sein Hemd auszieht, dachte ich unwillkürlich, wird er einen deutlichen Sonnenbrand auf seiner blassen englischen Haut entdecken.
    »Du wirst einer Freundin doch nicht die Widmung verweigern?«, fragte ich und reichte ihm über die Köpfe der Umstehenden hinweg kühn mein zerfleddertes Exemplar seines Buchs. Ich hatte es wohlweislich nach Barcelona mitgenommen.
    »Freundin oder Stalkerin?«, war seine Antwort. Ich musste lachen.
    Ein Flackern in seinen Augen verriet mir, dass es nicht ganz im Scherz gemeint war. Dennoch war er gleich bereit, mit mir irgendwo etwas zu trinken. Ich hatte den Eindruck, dass Monsieur Dominik nicht nur bei einem Nackttanz vor Publikum gerne Regie führte, sondern auch beim Flirten den Ton angeben wollte. Dass Frauen ihn anbaggerten, schien er nicht sonderlich zu schätzen. Ich hatte ja keine Ahnung, wie Dominik und Summer sich kennengelernt hatten, aber ich hätte meine Abendgage darauf verwettet, dass die Initiative von ihm ausgegangen war.
    Für eine besondere Tänzerin, lautete seine Widmung. Ich hatte ihn allenfalls für einen kurzen Moment aus der Fassung gebracht, er fing sich aber sofort.
    Zu meiner Überraschung fragte mich Dominik, wie er an eine Eintrittskarte für meinen heutigen Auftritt kommen könne, nachdem ich ihm erzählt hatte, warum ich mich in Barcelona aufhielt. Ich erklärte ihm, es handle sich um eine private Party, aber ich würde ihn natürlich gerne als meinen ganz persönlichen Gast einladen.
    Er flirtete höflich mit mir in einer Tapas-Bar, auf die wir ganz in der Nähe des Passeig de Gràcia gestoßen waren, und zeigte ein ungewöhnliches Interesse an meinem Leben und meiner Beziehung zu Viggo – vermutlich merkte er sich so manches für sein nächstes Buch. Aber ich hatte nicht den Eindruck, dass er mich in sein Bett locken wollte. Entweder hing er noch immer an Summer, oder ich war einfach nicht sein Typ. Also zuckte ich innerlich mit den Schultern und sortierte ihn in die Kategorie männlicher Freunde und Bekannte ein, mit denen wahrscheinlich nie etwas laufen würde. Letztlich war es sogar

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