80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)
eine Erholung, nicht dauernd angebaggert zu werden, und wenn es meinem Ego auch einen kleinen Stich versetzte, so kam ich schnell darüber hinweg. Nicht lange, und ich würde nackt und verletzlich Tango ausgeliefert sein, und da war ich sehr froh, dass jemand im Publikum sitzen würde, den ich kannte und dem ich vertrauen konnte. Dominiks Gegenwart würde meine Nerven beruhigen. Da ich als Darstellerin jederzeit Gäste mitbringen durfte, würde man ihn anstandslos am Eingang durchlassen. Allerdings riet ich ihm, sich für den Abend etwas formeller zu kleiden.
Um zehn Uhr abends sammelte der Chauffeur Dominik und mich ein und brauste mit uns in einer geräumigen und luxuriösen Limousine davon. Unterwegs sprachen wir nicht viel. Es ging südwärts über die kurvenreiche Küstenstraße zu einer prächtigen Jacht in der Marina Aiguadolç in Sitges. Zu unserer Linken stand der Mond am Himmel und spiegelte sich im Meer. Ich versenkte mich in seinen friedlichen Schimmer auf der ruhigen Wasserfläche und versuchte, mich auf den bevorstehenden Auftritt zu konzentrieren.
Dominik schien es nicht zu stören, dass wir schweigend nebeneinandersaßen. Endlich einmal jemand, der nicht den Drang verspürte, jede Lücke in einem Gespräch mit unentwegtem Geplapper zu füllen.
Die Directrice des Abends war eine Frau mittleren Alters, eine der Urmütter des Netzwerks. Sie trug ein dunkelgrünes Abendkleid aus Samt mit einem weißen Spitzenkragen und schwere goldene Ohrringe. Kaum hatte sie mich erspäht, führte sie mich aus dem Gästebereich zu einer improvisierten Garderobe im Bauch der Jacht. Dominik musste allein zurechtkommen. Er hatte sich in einem der exklusiven Läden des Passeig de Gràcia eine schicke Krawatte besorgt, wirkte aber dennoch etwas deplatziert. Offensichtlich war er so viel geschmacklosen Protz nicht gewohnt.
Debussys »La Mer« war die ideale Musik für dieses Ambiente. Meine Glieder setzten sich träge in Bewegung und folgten dem anschwellenden Rhythmus der Musik. Ich verspürte nichts von dem Ekel und der Scham, die mir bei meinem letzten Auftritt in Amsterdam so zugesetzt hatten. Meine unangenehmen Erinnerungen waren verblasst, heute Abend war Debussy nur Debussy.
Als Tango ins Rampenlicht trat, wich die letzte Anspannung, und ich ließ mich bereitwillig in seine Arme sinken. Ich war froh, ihn wiederzusehen, und freute mich, dass ich seinen Körper und seine fein abgestimmten und geschmeidigen Bewegungen noch so anziehend fand wie früher.
Mit Tango hatte ich immer am liebsten getanzt. Er war nicht nur der attraktivste, sondern auch der beste Tänzer von meinen drei Kollegen, außerdem mochte ich ihn sehr. Er grüßte mich stets mit einem Lächeln und Augenzwinkern, bevor wir vor dem Publikum mit unserem Ringen um Dominanz begannen, das für uns beide aber natürlich nur eine Show war. Im Gegensatz zu dem Mann, mit dem ich in Amsterdam getanzt hatte, schien Tango wirklich etwas an mir zu liegen, soweit das in einem Verhältnis wie dem unseren überhaupt möglich war.
Dominik unter den Zuschauern zu wissen, spornte mich an. Wenn ich mir vorstellte, dass er seine Blicke über meinen Körper gleiten ließ, dass es ihn vermutlich erregte, mich nackt zu sehen und bei dieser athletischen Vereinigung zu beobachten, begann es in meinem Körper erwartungsvoll zu kribbeln.
Tango griff nach meiner Hand und zog mich an sich, und mir war zumute wie bei unserem ersten gemeinsamen Tanz. Spannung und knisternde Erotik lagen in der Luft. Meine Brustwarzen wurden hart wie Kirschkerne, und ich wurde feucht zwischen den Schenkeln. Ich war bereit, ihn aufzunehmen.
Als er in mich eindrang, war ich kaum noch in der Lage, mich zu beherrschen und unseren Auftritt fortzusetzen. In meiner Gier hatte ich nichts anderes im Sinn, als diesen gebräunten, muskulösen Mann einfach auf mir zu spüren und mich von ihm auf den harten Planken der Jacht ficken zu lassen, ohne mich um die Zuschauer zu scheren. Doch das Zusammenleben mit Viggo hatte mich gelehrt, dass Zurückhaltung manchmal lustvoller sein kann als Erfüllung. Außerdem war ich Profi und wollte hier eine erstklassige Vorführung abliefern, keine animalische Pornonummer, auch wenn ich mich in diesem Moment genau danach sehnte.
Bei den letzten Klängen der Musik drückte mir Tango zum Abschied sanft die Hand. Die Lichter gingen aus, und ich huschte im Schutz der Dunkelheit von der Bühne. In der Garderobe holte ich erst einmal tief Luft und versuchte, mich zu beruhigen.
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