84, Charing Cross Road
einer anderen schönen Ausgabe. Zu einem vernünftigen Preis natürlich. Nichts ist mehr billig, nur »vernünftig« oder »angemessen«. Gegenüber von mir steht ein Haus mit einem Schild davor, auf dem steht:
»Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen zu Mieten, die sinnvoll sind.«
Mieten sind NIE sinnvoll. Und nirgendwo sitzen Preise herum und sind vernünftig, egal, was in der Reklame gesagt wird – die auch keine Reklame mehr ist, sondern »Werbung«.
Ich gehe durchs Leben und muss zusehen, wie die englische Sprache vor meinen Augen vergewaltigt wird. Wie Miniver Cheevy bin ich eine Zu-spät-Geborene.
Und wie Miniver Cheevy huste ich, nenne es Schicksal und trinke weiter.
hh
P. S. Was ist eigentlich aus den kleinen Platon-Dialogen geworden?
MARKS & CO . – Buchhandlung
84 , Charing Cross Road
London, W.C. 2
11 . März 1958
Fräulein Helene Hanff
305 East 72
nd
St.
New York 21 , New York
USA
Liebe Helene!
Ich muss mich dafür entschuldigen, die Antwort auf Ihren letzten Brief so lange schuldig geblieben zu sein, doch wir hatten eine ziemlich hektische Zeit hier. Nora ist seit mehreren Monaten im Krankenhaus, und ich hatte zu Hause alle Hände voll zu tun. Sie ist fast gänzlich genesen und wird in ungefähr einer Woche nach Hause kommen. Es war eine harte Zeit für uns, aber dank unserem Gesundheitssystem hat es uns keinen Penny gekostet.
Was die Macdonald-Klassiker angeht, so bekommen wir ab und zu welche, haben aber im Moment keine vorrätig. Von Lambs »Elias Essays« hatten wir früher mehrere Exemplare, doch sie wurden uns in der Urlaubshetze alle aus der Hand gerissen. Ich bin nächste Woche auf einer Einkaufsreise unterwegs und werde nach einem Exemplar für Sie Ausschau halten. Und Platon vergesse ich auch nicht.
Wir hoffen alle, dass Sie eine schöne Ferienzeit hatten, und die Mädchen bitten um Entschuldigung dafür, dass sie ihre Weihnachtskarte an die alte Anschrift geschickt haben.
Herzlich,
Ihr Frank
37 Oakfield Court
Haslemere Road
Crouch End
London, N. 8
7 . Mai 1958
Liebe Helene!
Ich muss Ihnen für die beiden Briefe danken und auch für Ihr Angebot, aber wir brauchen wirklich nichts. Ich wünschte, wir hätten einen eigenen Buchladen, dann wären wir in der Lage, uns für Ihre Freundlichkeit mit ein paar Büchern zu revanchieren.
Ich lege einige neuere Schnappschüsse von meiner glücklichen Familie bei. Es sind leider nicht die besten, doch die haben wir wohl alle unseren Verwandten gegeben. Sie werden wahrscheinlich merken, wie sehr sich Sheila und Mary ähneln. Das ist wirklich auffällig. Frank sagt, dass Mary im Moment genauso ist wie Sheila, als sie in diesem Alter war. Sheilas Mutter war aus Wales, und ich stamme von der smaragdgrünen Insel Irland, deshalb müssen die beiden Mädchen Frank ähneln, aber sie sehen besser aus als er, obwohl er das natürlich nicht zugeben würde!
Wenn Sie wüssten, wie ungern ich schreibe, hätten Sie Mitleid mit mir. Frank sagt, dass ich für jemanden, der so viel spricht, auf dem Papier eine sehr schlechte Figur abgebe.
Noch einmal danke für die Briefe und gute Wünsche.
Gott schütze Sie!
Nora
MARKS & CO . – Buchhandlung
84 , Charing Cross Road
London, W.C. 2
18 . März 1959
Fräulein Helene Hanff
305 East 72
nd
St.
New York 21 , New York
USA
Liebe Helene!
Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen die schlechte Nachricht beibringen soll, aber zwei Tage nachdem ich Ihnen das »Shorter Oxford Dictionary« für Ihren Freund angeboten habe, kam ein Mann herein und kaufte es, als ich ihm den Rücken zuwandte. Ich habe die Antwort auf Ihren Brief in der Hoffnung hinausgezögert, dass ein anderes Exemplar hereinkäme, aber bis jetzt hatten wir kein Glück. Es tut mir schrecklich Leid, Ihren Freund enttäuschen zu müssen, aber Sie können alle Schuld auf mich schieben, weil ich das Buch wirklich hätte zurücklegen sollen.
Als Büchersendung geht heute der Johnson über Shakespeare an Sie ab, den wir zufällig in der Ausgabe der Oxford Press mit einer Einleitung von Walter Raleigh am Lager hatten. Er kostet nur 1 , 05 Dollar, und Ihr Guthaben bei uns war groß genug, um das abzudecken. Wir bedauern alle sehr, dass Ihre Fernsehsendungen nach Hollywood abwandern und uns dieser Sommer alle möglichen amerikanischen Touristen bescheren wird, nur nicht diejenige, die wir sehen wollen. Ihre Weigerung, New York in Richtung Südkalifornien zu verlassen, kann ich gut verstehen. Wir drücken
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