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84, Charing Cross Road

84, Charing Cross Road

Titel: 84, Charing Cross Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Hanff
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Ihnen die Daumen und hoffen, dass sich bald irgendeine Arbeit für Sie findet.
     
    Herzlich
    Frank

Helene Hanff  305  East 72 nd Street, New York 21 , N.Y.
    15 . August 1959
    Werter Herr!
    Ich schreibe Ihnen, um mitzuteilen, dass ich Arbeit gefunden habe.
    Ich hab es gekriegt! Ich hab ein CBS -Stipendium über 5.000  Dollar bekommen, das für ein Jahr reichen wird, in dem ich Teile der amerikanischen Geschichte dramatisieren werde. Ich werde mit einem Drehbuch über die sieben Jahre anfangen, als New York von den Briten besetzt war, und ich frage mich, wie ich darüber hinwegsehen und Ihnen weiterhin auf freundliche und verzeihende Weise begegnen soll, denn Ihr Verhalten in Amerika von 1776 bis 1783 war einfach EKELHAFT.
    Gibt es so was wie eine moderne englische Ausgabe der »Canterbury-Erzählungen«? Ich habe Schuldgefühle, weil ich nie Chaucer gelesen habe, aber eine Freundin, die sich Alt- und Mittelenglisch für ihre Doktorarbeit angeeignet hat, hat mir ausgeredet, es zu lernen. Sie trugen ihr auf, einen Essay auf Altenglisch über ein »Thema ihrer Wahl« zu schreiben. »Das ist ja schön und gut«, sagte sie daraufhin bitter, »aber das einzige Essaythema, für das sich genug altenglische Wörter finden lassen, lautet: ›Wie schlachte ich tausend Menschen in einem Festsaal ab?‹«
    Sie setzte mich auch über Beowulf und seinen illegitimen Sohn Sidwith – oder war das Widsith? – ins Bild. Sie sagt, das sei nicht lesenswert, was mein Interesse an dem ganzen Thema erstickte – schicken Sie mir einfach einen modernen Chaucer.
     
    Alles Liebe für Nora
    hh

MARKS & CO . – Buchhandlung
    84 , Charing Cross Road
    London, W.C. 2
    2 . September 1959
    Fräulein Helene Hanff
    305  East 72
nd
St.
    New York 21 , New York
    USA
     
    Liebe Helene!
    Wir waren alle begeistert zu hören, dass Sie ein Stipendium bekommen haben und wieder bei der Arbeit sind. Hinsichtlich der Themen, die Sie auswählen, sind wir sehr tolerant, aber ich muss Ihnen mitteilen, dass einer unserer jungen Mitarbeiter hier bekannte, vor Ihrem Brief noch nie davon gehört zu haben, dass die »Staaten« jemals in Englands Besitz waren.
    Was Chaucer angeht, so haben die besten Gelehrten davor zurückgeschreckt, ihn in modernes Englisch zu übertragen. Es gibt aber eine Ausgabe, die 1934 bei Longmans erschien und lediglich die »Canterbury-Erzählungen« in einer modernisierten Fassung von Hill enthält, die ich für ganz gut halte. Sie ist (natürlich!) vergriffen, und ich werde versuchen, ein schönes, sauberes Antiquariatsexemplar aufzuspüren.
     
    Herzlich
    Frank

Sonntagabend –
    was für eine verdammt gute Art,
    das Jahr 1960 zu beginnen.
    Ich weiß nicht, Frankie –
    Jemand hat mir dieses Buch zu Weihnachten geschenkt. Es ist ein Exemplar aus der »Giant Modern Library«. Haben Sie jemals eines davon gesehen? Es ist unansehnlicher gebunden als die Protokolle der New Yorker Abgeordnetenversammlung, und es wiegt mehr. Ein Herr hat es mir gegeben, der weiß, dass ich John Donne mag. Der Titel des Buches lautet:
    Sämtliche Dichtungen
    &
    Ausgewählte Prosaschriften
    von
    JOHN DONNE
    & Sämtliche Dichtungen
    von
    WILLIAM BLAKE?
    Das Fragezeichen ist von mir. Wollen Sie mir bitte sagen, was diese beiden Jungs gemeinsam haben? Abgesehen davon, dass sie beide Engländer waren und Schriftsteller? Ich habe versucht, die »Einführung« zu lesen, in der Hoffnung, das erklärt zu bekommen. Die »Einführung« enthält vier Teile. Die Teile I und II enthalten aus professoraler Feder eine Beschreibung des Lebens von John Donne, versehen mit Illustrationen aus den Büchern des Autors und aus Kritiken. Teil  III fängt so an – und Gott weiß, dass ich wortgetreu zitiere:
    Als der kleine William Blake auf einem Sommerfeld stand und unter einem Baum den Propheten Ezekiel erblickte, bekam er von seiner Mutter heftige Vorwürfe.
    Ich stehe ganz auf der Seite seiner Mutter. Ja, Gottvater von hinten oder das Antlitz der Jungfrau Maria, in Ordnung – aber warum, um alles in der Welt, würde irgendjemand den Propheten Ezechiel sehen wollen!? Ich mag Blake überhaupt nicht, er fällt mir zu oft in Ohnmacht. Es geht mir um Donne in diesem Brief. Ich werde noch ganz verrückt, Frankie, Sie MÜSSEN mir helfen.
    Ich war, versunken in meinem Sessel, so im Frieden mit der Welt, im Radio lief irgendwas Altes und Ehrwürdiges – Corelli oder etwas Ähnliches –, und dann dieses Ding da auf dem Tisch. Dieses Ding aus der »Giant Modern

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