84, Charing Cross Road

untergebracht wurde; es war wirklich ein trauriger Tag, doch zumindest wird man dort nach ihr sehen.
     
    Herzlich
    Frank Doel

14  East 95
th
St.
    New York City
    1 . Juni 1956
    Lieber Frank!
    Brian hat mich mit Kenneth Grahames »Wind in den Weiden« vertraut gemacht, ich muss das haben – mit den Illustrationen von Shepard bitte –, aber: SCHICKEN SIE ES MIR NICHT, LEGEN SIE ES FÜR MICH BIS SEPTEMBER BEISEITE und schicken Sie es dann an meine neue Anschrift.
    Der Himmel ist uns auf den Kopf gefallen in diesem schnuckeligen braunen Sandsteinteil. Letzten Monat bekamen wir eine Räumungsaufforderung; sie renovieren das Gebäude. Ich habe beschlossen, dass jetzt die Zeit für eine richtige Wohnung mit richtigen Möbeln gekommen ist, und so bin ich, bei vollem Verstand und doch am ganzen Körper zitternd, zur Baustelle eines neuen Gebäudes an der Second Avenue gegangen und habe dort einen Vertrag unterschrieben für ein 2 ½-Zimmer-Apartment, das noch gar nicht existiert. Ich renne seitdem überall herum und kaufe von meinem ganzen England-Geld Möbel, Bücherregale und Teppichboden, habe ich doch mein ganzes Leben in heruntergekommenen möblierten Zimmern und von Schaben befallenen Küchen festgesessen und will jetzt einmal wie eine Dame leben, auch wenn das bedeutet, England aufzuschieben, bis alles abbezahlt ist.
    Inzwischen glaubt der Besitzer, dass wir nicht schnell genug ausziehen, und spornt uns dadurch an, dass er den Hauswart feuert, und so ist niemand mehr da, der sich um heißes Wasser oder den Müll kümmert. Zudem reißt er die Briefkästen und die Gangbeleuchtungen heraus und (wie in dieser Woche) die Wand zwischen meiner Küche und meinem Badezimmer. All das … und dann fällt vor meinen Augen auch noch die Mannschaft der Dodgers auseinander … Niemand weiß, welchen Kummer ich leide.
    Oh, noch rasch meine neue Anschrift:
    AB DEM 1 . SEPTEMBER:
    305  E. 72 nd St. New York, N.Y. 21

MARKS & CO . – Buchhandlung
    84 , Charing Cross Road
    London, W.C. 2
    3 . Mai 1957
    Fräulein Helene Hanff
    305  East 72
nd
Street
    New York 21 , New York
    USA
     
    Liebe Helene!
    Machen Sie sich auf einen Schock gefasst: ALLE DREI Bücher, die Sie in Ihrem Brief bestellten, sind unterwegs an Sie und sollten etwa in einer Woche ankommen. Fragen Sie nicht, wie wir das geschafft haben – es gehört einfach zu den Dienstleistungen von Marks & Co. Unsere Rechnung über einen zu zahlenden Betrag von 5  Dollar liegt bei.
    Zwei Freunde von Ihnen kamen vor ein paar Tagen bei uns vorbei, und jetzt habe ich ihre Namen vergessen – ein junges, ausgesprochen reizendes Ehepaar. Dummerweise hatten sie nur Zeit, kurz vorbeizuschauen und eine Zigarette zu rauchen, da sie ihre Reise bereits am nächsten Morgen fortsetzen mussten.
    Es scheint so, als hätten wir in diesem Jahr so viele Besucher aus Amerika wie noch nie, darunter Hunderte von Rechtsanwälten, die mit riesigen Schildern an ihren Anzügen herumlaufen, auf denen ihre Heimatstadt und ihr Name stehen. Sie alle genießen ihre Reise offensichtlich, so dass Sie es im nächsten Jahr wirklich schaffen müssen.
     
    Mit den besten Wünschen von uns allen
    Frank

POSTKARTE AUS STRATFORD-UPON-AVON, 6 . MAI 1957
    Du hättest uns aber auch warnen können! Wir gingen in Deinen Buchladen, sagten, dass wir Freunde von Dir seien, und wurden fast erdrückt. Dein Frank wollte uns übers Wochenende zu sich nach Hause einladen. Herr Marks kam aus dem hinteren Ladenteil, um Fräulein-Hanff-Freunden die Hand zu schütteln. Alle wollten Sie mit uns Wein trinken und zum Essen gehen, wir sind gerade noch einmal mit dem Leben davongekommen. Wir dachten, Du würdest gern das Haus sehen, in dem Dein geliebter William geboren wurde.
    Für uns geht es weiter nach Paris, dann nach Kopenhagen, und am 23 . sind wir wieder zu Hause.
     
    Alles Liebe
    Ginny und Ed

Helene Hanff  305  East 72 nd Street, New York 21 , N.Y.
    10 . Januar 1958
    Hi Frankie!
    Sag Nora, sie soll ihr Adressbuch auf den neuesten Stand bringen, ich habe gerade ihre Weihnachtskarte bekommen, die sie an 14  E. 95 th St. geschickt hat.
    Ich weiß nicht, ob ich Ihnen jemals gesagt habe, wie sehr ich den »Tristram Shandy« liebe, die Robb-Illustrationen sind bezaubernd. Onkel Toby hätte seine helle Freude daran gehabt. Nun gut, auf der Rückseite finden Sie eine Liste mit weiteren Ausgaben der Illustrierten Klassiker von Macdonald, darunter »Elias Essays«. Ich hätte sie gerne in einer Macdonald-Ausgabe oder in