Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
Vom Netzwerk:
zu Aarón, oder vielleicht sagte sie es auch zu sich selbst: »Ich ziehe mir wohl besser erst etwas an.«
    Als Aarón wenige Minuten später allein in seiner Wohnung zurückblieb, blickte er an sich herunter. Er trug noch immer dieselbe Kleidung wie am Vortag, dem Tag, an dem er sich entschlossen hatte, die Beziehung mit Andrea zu beenden. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Er spürte, wie ihn ein Schwindel überkam, so als beugte er sich über einen Abgrund. Er versuchte die düsteren Gedanken zu verscheuchen, indem er heftig das Gesicht schüttelte, so als wäre die Schuld Wasser und er ein nasser Hund.
    Er setzte sich wieder an den Tisch und las den Artikel zu Ende. Er suchte die Stelle mit dem Namen des Stadtbewohners, der den Vorfall vor dreißig Jahren für die Zeitung geschildert hatte. Samuel Partida. Aarón versuchte sich zu erinnern, ob er den Namen schon einmal gehört hatte. Doch das einzige Gesicht, das immerzu vor seinem inneren Auge auftauchte, gehörte David. Im Sitzen tastete er nach seinem Handy. Er fand es in der rechten Hosentasche. Vielleicht war es mit seiner Erektion doch gar nicht so weit her.
    Héctors betrübte Stimme ertönte am anderen Ende der Leitung.
    »Aarón, Mann, gut, dass du es bist. Ich wusste gar nicht, wie viele Leute Davo in Arenas gekannt hat.« Er klang aufrichtig erfreut, eine vertraute Stimme am Telefon zu hören. »Uns rufen haufenweise Leute an, die wir überhaupt nicht kennen.«
    Aaróns besondere Aufmerksamkeit galt den Färbungen und Modulationen jener Stimme, die sich in der Nacht zuvor überschlagen hatte. Als könnte er daraus Davids Gesundheitszustand heraushören, bevor er die Frage stellen würde, die er nicht stellen wollte.
    »Weiß man schon mehr?«
    »Ja.«
    Aarón hielt den Atem an und rechnete mit dem Schlimmsten. Er beruhigte sich erst wieder, als Héctor weitersprach.
    »Na ja, von meinem Bruder nicht. Sein Zustand ist unverändert. Sie lassen uns praktisch nicht zu ihm rein.« Aarón hörte ihn durch die Nase ausatmen. »Ich war noch gar nicht zu Hause, Mann, ich stecke immer noch in der Uniform. Aber Carlos ist seit einer Weile hier bei mir. Kennst du Carlos? Mein Kollege von der Streife, ich glaube, er hat mit euch studiert. Er hat mir ein paar interessante Sachen erzählt.«
    Aarón hatte sich die Hand, mit der er eben noch die Zeitung festhielt, auf den Magen gelegt. Er wusste nicht, was er sagen sollte, und er war sich auch nicht sicher, wie lange er diese Unterhaltung noch würde führen können. Er glaubte plötzlich, so viele Details auf einmal nicht zu verkraften. Schon gar nicht von Héctor, der wahrscheinlich große Lust hatte, ihm ins Gesicht zu schreien, dass alles ganz allein seine Schuld war. Dass sein Bruder nur deshalb dort war, wo er war, weil er, Aarón, zu bescheuert gewesen war, einen völlig absurden Botengang selbst auszuführen.
    »Wie es aussieht, haben sie das Arschloch, das auf ihn geschossen hat, bereits geschnappt. Er ist jünger als mein Bruder, kannst du dir das vorstellen?« Beim letzten Wort überschlug sich wieder seine Stimme, diesmal vor Wut. »Er ist praktisch noch ein Kind. Wenigstens ist er volljährig, und der Scheißkerl wird dafür büßen. Sein Glück, wenn mein Bruder … Wenn mein Bruder nicht stirbt. Dann hat er echt Glück gehabt.«
    Ohne zu wissen warum, vielleicht nur um die Pause zu füllen, erkundigte sich Aarón, ob es ein Einzeltäter gewesen sei.
    »Ach was! Zwei Komplizen haben draußen vor dem Laden im Auto auf ihn gewartet«, antwortete er, als handelte es sich um die Pointe eines schlechten Witzes. »So eine verdammte Scheißbande!«
    Héctor ging auf dem Krankenhausflur hektisch auf und ab.
    »Sie wollten die Scheißladenkasse ausrauben, in der überhaupt kein Geld war, und am Ende hat das Arschloch auf meinen Bruder geschossen. Er behauptet, es sei keine Absicht gewesen, er habe Schiss bekommen und nicht gewusst, was er tun sollte. Angeblich hat Davo eine verdächtige Bewegung gemacht, um ein Kind zu schützen, das mit ihm in der Schlange stand, und … verfluchte Scheiße!« Héctor schlug mit der Faust gegen die Wand. »Der Idiot ballert einfach los. Wusste nicht, was er tun sollte, das verdammte Arschloch.«
    Er sprach zwischen zusammengebissenen Zähnen, wobei Hunderte von kleinen glitzernden Speichelperlen wie Schrotkörner aus seinem Mund geschossen kamen. Aarón, der annahm, dass der Krach, den er gehört hatte, ein Schlag gegen irgendein Objekt der Krankenhauseinrichtung gewesen war,

Weitere Kostenlose Bücher