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9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
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Toast. Erst beim Kauen wurde ihr bewusst, dass sie kaum etwas herunterbekommen würde. Die Brotkrümel blieben ihr im Halse stecken, so als hätte ihr jemand die Kehle zugeschnürt. Aarón war in seine nunmehr schweigsame Lektüre vertieft, wobei er jedes Mal, wenn er auf einen Labiallaut stieß, die Lippen leicht bewegte. Als handelte es sich um ein ganz normales Frühstück – das ist der glücklichste Morgen meines Lebens, herzlichen Glückwunsch zum sechsten Jahrestag, hallte es plötzlich in Andreas Kopf wider –, fragte Aarón nach dem Zucker. Er suchte mit den Augen den Tisch ab und stand dann auf, um in die Küche zu gehen.
    »Immer muss ich die neue Packung aufmachen«, sagte er mit dem Rücken zu ihr, während er hinter dem Tresen eine Nescafé-Dose mit einem Kilo Zucker befüllte. Als die Packung leer war, ging er zum Mülleimer, um sie wegzuwerfen. »Drea, du musst die Pizzaschachtel irgendwo anders hinstellen, sonst kann kein Mensch mehr den Deckel aufmachen.«
    Als er das Schluchzen hörte, das vom Tisch herüberkam, wandte er sich um.
    Andrea hatte die Stirn auf beide Hände gestützt. Sie starrte auf den Teller mit der Toastscheibe, von der sie nur eine kleine Ecke abgebissen hatte. Diese Frau, die sonst nie etwas zu ernst nahm, schniefte hoch und sagte: »Mach du dir ruhig weiter Gedanken über den Zucker, ich geh jetzt.«
    Bevor sie aufstand, warf sie noch einen letzten Blick auf den kleinen Halbkreis, den ihre Zähne in der Brotscheibe hinterlassen hatten. Ein Blick, der eigentlich ihm galt und mehr sagte als tausend Worte.
    Aarón ging um den Tresen herum und packte Andrea an der Schulter. Dann umarmte er sie und legte sein Gesicht wie früher in die Mulde zwischen Schulter und Hals.
    »Ich kann jetzt noch nicht zu ihm«, murmelte er in ihren Nacken. »Erst muss ich wissen, dass er wieder gesund wird. Stell dir vor, wir kommen hin, und sie sagen uns, dass …«
    Seine abschwellende Erektion streifte ihren Oberschenkel, und der Geruch von Kamille benebelte seine Sinne, bis er überhaupt nicht mehr verstand, warum er sich jemals entschlossen hatte, die Beziehung zu beenden. Da fiel sein Blick unwillkürlich auf den kleinen Stapel von Zetteln, den Drea vor dem Schlafengehen auf den Tresen gelegt hatte. Der granatrote Umschlag der Reiseagentur lag nicht zufällig ganz oben auf dem Stapel. Aarón wusste, dass Andrea ihm auf diese Weise sagen wollte, dass sie die Flugtickets gesehen hatte. Wie typisch von ihr, dachte er, die Dinge nicht anzusprechen, sondern sie ihm durch versteckte Andeutungen zu verstehen zu geben. Vielleicht war es doch nicht so schwer, greifbare Gründe für eine Trennung zu finden. Sein erster Gedanke war, sich in Erklärungen zu ergehen, obwohl er ahnte, dass es gar keiner mehr bedurfte. Der Gedanke an den Urlaub, den David und er nun nicht mehr antreten würden, veranlasste ihn, sie noch fester in die Arme zu schließen.
    Andrea löste sich aus seinem Griff und sah ihm in die Augen. Sie befeuchtete sich die Lippen, und Aarón konnte Erdbeermarmelade riechen. Sie öffnete den Mund. Nur so bekam sie noch Luft. Sie sagte nichts, sondern schluckte nur und spürte, wie sich ihre Nackenmuskeln verspannten. Beim zweiten Versuch fand sie schließlich ihre Stimme wieder und sagte:
    »Aarón, David liegt im Sterben.«
    Nur in Aaróns Kopf bewegten sich Andreas Lippen noch weiter. Nur er sah, wie sie noch einen Satz nachschob: Es ist deine Schuld.
    Aarón riss sich von ihr los, genauso wie sie sich nachts oft von ihm losgerissen hatte, nachdem sie die Sache mit Rebeca erfahren hatte. Er stützte sich mit einer Hand auf den Tresen und schüttelte den Kopf, ließ aber Andrea nicht aus den Augen, während der imaginäre Vorwurf in seinem Innern nachhallte.
    »Ich gehe jetzt«, sagte sie entschlossen. »Ich muss ihn sehen.«
    Sie wandte den Blick von Aarón ab und sah noch einmal zum Frühstückstisch. Der missglückte Versuch, ihm eine Freude zu machen, war ihr unangenehm.
    »Ich gehe«, wiederholte sie. »Ich hoffe, wir sehen uns später dort.«
    Sie trocknete sich die Hände am T-Shirt ab und rieb sich mit den Handflächen das Gesicht.
    Aarón hörte, wie die Wohnungstür hinter ihr ins Schloss fiel.
    Er stand immer noch kopfschüttelnd am Tresen.
    Er überlegte kurz, dann ging er zur Tür und trat hinaus ins Treppenhaus. Andrea stand da, wie in der Bewegung erstarrt, die Beine nackt unter dem riesigen grauen T-Shirt. Barfuß. Als sie die Tür aufgehen hörte, wandte sie sich um und sagte

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