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9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
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sie verharrte, solange die Umarmung dauerte, eine Zärtlichkeit, zu der sie sich nicht eingeladen fühlte oder an der teilzunehmen sie ablehnte.
    Amador fuhr mit dem Finger über die drei großen Knöpfe an Leos Schlafanzugoberteil. Dann nahm er das Gesicht seines Sohnes in beide Hände und schlug ihm vor, ihn ins Bett zu bringen und so lange bei ihm zu bleiben, bis er eingeschlafen war.
    »Und morgen reden wir dann noch mal über den Brief«, sagte er. »Was meinst du?«
    »Schon gut, Papa«, antwortete Leo tapfer, bevor er sein Gesicht aus dem Griff des Vaters befreite und sich allein auf den Weg in sein Zimmer machte.
    Er blickte nicht mehr zurück. Auch nicht, als sich der kalte Schweiß auf seinem unteren Rücken wieder bemerkbar machte. Noch bevor er die Treppe erreichte, waren ihm die Fersen wieder aus den grauen Pantoffeln gerutscht. Vor der ersten Stufe blieb er stehen.
    »Gute Nacht, Mama«, sagte er.
    Victoria hörte es, aber der Kloß in ihrer Kehle saß so tief und so fest, dass es ihr nicht möglich war, zu antworten.
    Leo wusste auch so, dass seine Mutter ihn gehört hatte. Langsam stieg er die Stufen hinauf und ließ einen wild gestikulierenden Vater zurück, der Victoria dazu bewegen wollte, ihrem Sohn zu antworten, während sie kopfschüttelnd, die drei Finger immer noch auf ihre Lippen gepresst, mit den Tränen kämpfte.
    Victoria sank auf das Sofa und ließ zu, dass ihr eine Träne über die Wange rann. Ihr Blick war schräg nach oben ins Leere gerichtet, wodurch sich ihr Ehemann in eine verschwommene, konturlose Gestalt verwandelte, die erst in die Küche ging und dann in Richtung Treppe verschwand. Plötzlich musste Victoria an den Tag denken, als Leo geboren wurde. Die Nacht, in der er früher als erwartet das Licht der Welt erblickte. Sie erinnerte sich daran, wie sie auf der Suche nach dem bereits fertig gepackten Koffer durch das Haus liefen und sie auf der Treppe, die ihr Mann in diesem Moment hinaufstieg, gestürzt war. Amador hatte noch versucht sie aufzufangen, aber das Seidennachthemd seiner Frau war ihm zwischen den Fingern entglitten. Er konnte nur noch hilflos zusehen, wie Victoria mit einer offenen Platzwunde am Kopf und einer Riesenmenge Blut, das zwischen ihren Beinen heraussickerte, am Fuße der Treppe liegen blieb. Glücklicherweise war die Uniklinik von Arenas nicht weit, und Victoria brachte kaum eine halbe Stunde nach dem Unfall ihren kleinen Jungen zur Welt.
    Während sie nun auf dem Sofa saß, kerzengerade, die Hände mit dem Umschlag im Schoß verschränkt, sah sie plötzlich sich selbst, wie sie an jenem heißen Sommermorgen im Juni, an dem sie Mutter geworden war, zum ersten Mal ihr Baby im Arm hielt. Sie erinnerte sich auch an die befremdliche Szene, als ihr ein Blutstropfen aus der noch offenen Stirnwunde auf das Gesicht ihres Kindes hinuntergetropft war.
    Als Victoria den Augenblick für geeignet hielt, stand sie langsam auf. Sie stellte das Telefon, das noch auf dem Sofa lag, zurück auf die Ladestation. Dann machte sie das Licht aus und stieg im Dunkeln die Treppe hinauf.

5
    AARÓN
    Samstag, 13. Mai 2000
    Aarón wurde vom Kaffeeduft geweckt.
    Der Geruch mischte sich in seine Traumwelt und katapultierte ihn in die Wirklichkeit eines Morgens, der nicht einfach irgendein Morgen war. Am Abend zuvor hatte jemand versucht, seinen besten Freund zu ermorden. Es dauerte ein paar Sekunden, bis die Stiche in der Magengegend einsetzten, die die Erinnerung in ihm hervorrief. Er schlug die Augen auf und untersagte es sich, den Geruch nach Butter köstlich zu finden.
    Die vertrauten Geräusche in der Wohnung, Andreas kleine schlurfenden Schritte auf dem Parkett, das sanfte Schließen der Mikrowelle, das Klappern der Teelöffel auf den Untertassen und das jämmerliche Surren des Kühlschranks, den sie immer offen stehen ließ, während sie in der Küche werkelte, ließen ihn fast glauben, dass es ein ganz normaler Tag war. Doch die im Wasserglas aufgelöste Paracetamol, die immer noch auf dem Nachttisch stand, das beengende Gefühl der zugeknöpften Jeans, die ihm eine ungebetene morgendliche Erektion abschnürte, das unberührte Bettlaken neben ihm, das verriet, dass sie kilometerweit entfernt voneinander geschlafen hatten, und schließlich das schreckliche Echo der Gedanken vom Vorabend zwangen ihn zu der Einsicht, dass es kein normaler Tag war.
    Gegen den Türrahmen der Küche gelehnt, die im amerikanischen Stil nur durch einen Tresen vom Essbereich abgetrennt war, sah er

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