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9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
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angesprochen hatte. Fest stand nur, dass sich die Frau sichtlich darüber gewundert hatte, dass er über das, was am 14. August passieren konnte, bereits informiert war. Das bedeutete, dass sie von dem ersten Brief nichts wusste. Leo las sich die Zeilen, die er jetzt vor sich hatte, noch einmal durch. Dem Verfasser des zweiten Briefes war das genaue Datum nicht bekannt, dem Autor des ersten Briefes sowie der rothaarigen Frau aber schon. Obwohl ihn alle drei vor dem gleichen Ereignis warnten, schienen sie alle unterschiedlich gut darüber informiert zu sein.
    »Wie viele Leute wollen mich denn noch warnen?«
    Das gleißende Sonnenlicht reflektierte auf der weißen Papieroberfläche und blendete ihn. Er spürte, wie er am ganzen Leib eine Gänsehaut bekam. Schließlich konnte er die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie strömten in Bächen über seine Wangen.
    Leo begann, den Brief in immer kleinere Stücke zu zerreißen. Die Schnipsel blieben auf dem Bett, auf ihm und auf Pi verstreut liegen. Er versuchte sich zu beruhigen, indem er sich klarmachte, dass das alles wirklich passierte, unabhängig davon, was Papa, Mama und der Psychologe sagten. Er hatte den Brief, den er in seinem Rucksack gefunden hatte, nicht selbst geschrieben. Die rothaarige Frau war echt, so wie auch der Staub des Parkplatzes echt war, der ihn am nächsten Morgen über und über bedeckt hatte. Und dieser zweite Brief lag zerrissen vor ihm auf dem Bett, weil Linda ihn am Morgen im Briefkasten gefunden hatte, was bedeutete, dass ihn eine reale Person, jemand aus Fleisch und Blut, dort hineingeworfen haben musste. Er drückte Pi fest an sich, während er sich ausmalte, was passieren würde, wenn all die Leute tatsächlich recht hatten.
    Sie hatten immer vom August gesprochen.
    Und jetzt war März.

17
    AARÓN
    Samstag, 10. Juni 2000
    Aarón stand in der Küche vor dem Mülleimer. Draußen war es Nacht.
    In der Hand hielt er den granatroten Umschlag mit den Flugtickets nach Kuba. Eins war auf David Mirabal ausgestellt. Das andere auf Aarón Salvador. Das Abflugdatum war dasselbe. Der 10. Juni. Heute.
    Er erinnerte sich, wie David plötzlich die Idee hatte, zu verreisen, um ihn auf andere Gedanken zu bringen, wenn er sich von Andrea getrennt hätte: »Jetzt sag’s ihr doch endlich. Erklär es ihr so, wie du es mir erklärt hast. Dass die Sache mit Rebeca ein Symptom sein könnte. Dass du das Gefühl hast, in den letzten zehn Jahren eurer Beziehung etwas verpasst zu haben. Und dass du noch nicht bereit bist, Vater zu werden. Wenn es so ist, dann ist es so. Da kann man nichts erzwingen. Wir nehmen uns dann eine Woche frei und fliegen irgendwohin. Was weiß ich … nach Kuba. Um dein neues Leben zu feiern. Oder zusammen zu heulen. Wonach dir gerade ist.«
    Aarón riss die Tickets einmal in der Mitte durch.
    Eine Träne brannte auf der Wunde am Auge.
    Die Schnipsel segelten in den Mülleimer.
    »Es ist meine Schuld«, rief Aarón durch die leere Wohnung.
    Dann wandte er den Kopf und betrachtete den mit Papieren übersäten Tisch. Es gab nur eine Möglichkeit, die Schuld zu mindern.
    Er kehrte an den Tisch zurück, setzte sich und kramte in den Schubladen. Ganz hinten schaute ein blau-rot gestreiftes Dreieck hervor, das wie die Ecke eines Briefumschlags aussah. Das die Ecke eines Umschlags war. Eines unbenutzten, wenn auch nicht ganz sauberen Umschlags. Er schüttelte ihn. Bleistiftspäne fielen zu Boden.
    Er legte den Umschlag auf den Tisch neben den Haufen von Blättern, den Andrea ihm vor ein paar Tagen ins Gesicht geschleudert hatte. Er wühlte in dem ungeordneten Blätterstapel, bis er die letzte Seite fand, die er ihr gezeigt hatte. Oben auf dem Zettel stand in großen Buchstaben »14. August 2009«.
    »Genau neun Jahre, drei Monate und zwei Tage, nachdem am 12. Mai auf Davo geschossen wurde«, murmelte er vor sich hin. »Das Datum, das ich dem Jungen aus der Zukunft mitteilen muss«, äffte er wieder in Ton und Wortlaut Andreas Formulierung nach, »um das Vermeidbare zu vermeiden.«
    Er öffnete den Mund und stieß einen kehligen Laut aus. Einen Laut, wie man ihn im Fußballstadion hören konnte, wenn die Gastgeber ein Tor schossen.
    »Und falls ich doch verrückt geworden sein sollte, wie Drea glaubt, und all diese Zahlen nichts bedeuten«, sagte er mit derselben Sicherheit, mit der er immer sonntags, wenn er die Arbeit für die darauffolgende Woche vorbereitete, die Medikamentenbestellungen aufsagte, »dann wird kein Kind im Open in Gefahr

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