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9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
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wieder der Lektüre der nationalen Presse, während er an Marías Busen dachte, daran, wie er ihr beim Zwiebelschneiden aus dem Ausschnitt der weißen Bluse gequollen war. Und Victoria blickte wieder in den Garten, während sie in Gedanken zum x-ten Mal Leos Besuch bei Doktor Huertas durchging.
    In der Küche stellte Leo noch die Müslipackung auf die Anrichte zu den anderen Dingen, die Pis Angriff auf den Frühstückstisch zum Opfer gefallen waren. Linda unterbrach ihre Tätigkeit am Spülbecken, als sie sah, dass Leo wieder zu seinen Eltern in den Garten zurückkehren wollte. Sie trocknete sich die Hände an ihrer rosafarbenen Schürze, die farblich auf den Rest der Uniform abgestimmt war, und stellte sich dem Kind in den Weg. Mit dem Rücken drückte sie die Küchentür zu. Dann nahm sie den Jungen an der Hand.
    »Komm mit«, flüsterte sie.
    Sie zog ihn zu der schmalen Tür in einer Ecke der Küche, von der eine Treppe in den Keller hinunterführte. Dort hatte Linda ihr Zimmer.
    Der Geruch nach Waschpulver und gebügelter Wäsche stieg Leo in die Nase. Lindas Hand fühlte sich merkwürdig kalt und klebrig an, und er hatte das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Ihr Zimmer war ein provisorisch abgetrennter Bereich am Ende des Wäscheraums. Fenster gab es keine. Es verfügte über ein kleines Bett, eine Kommode und einen Schrank. Leo fand es lustig, dass Linda noch zwei weitere haargenau gleiche Uniformen am Haken hängen hatte. Er musste an einen lustigen Batman-Cartoon denken. Batman hatte vor seinem Kleiderschrank gestanden und sich gefragt: »Was ziehe ich denn heute an?« Über dem Kopfende des Bettes entdeckte er an der Wand einige Fotos von Linda am Strand mit zwei Mädchen, die jünger waren als er. Ein weiteres Foto zeigte einen Mann in Militäruniform. Und dann gab es noch einen kleinen Aufkleber mit einer blau-weiß gestreiften Flagge.
    »Ist das die Flagge von El Salvador?«, wollte er wissen.
    Linda ließ Leos Hand los und setzte ihn auf das Bett. Sie strich sich das glatte schwarze Haar hinter die Ohren. Ihre dunklen Wangen wirkten von Nahem viel fleischiger.
    »Leo, Liebling, ich hab gesehen, was mit deinen Eltern und diesem Brief da passiert ist, den du letzten Sommer gefunden hast. Und ich mag nicht, wenn du traurig bist. Und auch nicht, dass sie dich zu diesem Doktor da bringen.« Sie hielt einen Augenblick inne. »Ich weiß nicht, ob ich es richtig gemacht habe«, sagte sie mit ihrem typischen südamerikanischen Akzent.
    Unter der Schürze zog sie einen länglichen weißen Umschlag hervor.
    »Ich hab ihn im Briefkasten gefunden, heute Morgen, zusammen mit den anderen Briefen. Er ist für dich.«
    Leo nahm Linda den Umschlag aus der Hand. Diesmal hatte jemand seinen Namen deutlich lesbar aufgedruckt:
    LEONARDO CRUZ
    Er dachte angestrengt nach, ob ihn die rothaarige Frau beim Namen genannt hatte. Ein Gefühl von Panik, das er bereits kannte, stieg in ihm auf. Der kalte Schweiß lief ihm an der Wirbelsäule entlang über den Rücken. Der plötzliche Druck auf seiner Brust zwang ihn durch den Mund zu atmen.
    »Mach ihn nicht auf«, bat Linda ihn.
    Doch da hatte Leo das gefaltete Blatt schon aus dem Umschlag gezogen.
    Jemand möchte dich warnen, dass im August 2009 etwas Schlimmes passieren wird. Ich erinnere mich nicht genau an den Tag. Mehr weiß ich nicht. Erzähl das einem Erwachsenen oder deinen Eltern. Mehr kann ich nicht tun. Ich kann es nicht riskieren
    Das war alles. Ein paar getippte Zeilen, die mitten im Satz endeten, auf ganz normalem Standardpapier ausgedruckt. Leo ließ die Hände auf die Knie sinken. Das Blatt segelte zu Boden. Der Umschlag auch. Er sah Linda an. Sie kannte den Blick. Genau so hatte ihre jüngere Tochter sie angesehen, als sie sich am Flughafen von ihr verabschiedet hatte, ohne dass sie ihr hatte erklären können, warum sie so weit wegfliegen musste. Linda schloss Leo in die Arme und drückte ihn fest an sich. Der Geruch nach Weichspüler wurde fast unerträglich. Als Leo zu zittern begann, versuchte sie ihn mit einem leisen »Sch …« zu beruhigen, wie es nur eine Mutter vermag – wenn auch nicht alle Mütter.
    Ein Schrei drang aus der Küche zu ihnen herunter.
    »Leo! Wo zum Teufel steckst du?«
    Victoria klang erbost. Ihre Stimme und das Klackern ihrer Absätze verrieten sie. Linda erschrak über den Schrei. Und über den Satz, den Leo in ihren Armen machte. Die Küchentür über ihren Köpfen wurde aufgerissen.
    »Leo?«, rief Victoria in die Waschküche, bevor

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