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9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
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geraten, und wir haben keinen Grund, uns Sorgen machen. Aber dann richtet dieser Brief auch keinen Schaden an.«
    Er suchte auf dem überfüllten Tisch nach einem Kugelschreiber, bis er schließlich einen in seinem Notizbuch eingeklemmt fand.
    »Wir haben viel zu gewinnen«, fuhr er fort, »und wenig zu verlieren.«
    Er drehte den Kugelschreiber in seiner linken Hand und fügte hinzu:
    »Nicht wahr, Davo?«
    Diesmal zuckte er nicht zusammen, als er den Namen seines besten Freundes aussprach.
    Er nahm ein neues Blatt Papier aus der Schublade. Dann begann er zu schreiben.
    Er wusste selbst, dass der Plan, ins Krankenhaus zu fahren, auch nach hinten losgehen konnte. Das brauchte Andrea ihm nicht erst zu sagen. Vielleicht würde man ihm keine Auskunft über die Geburt geben. Und wenn er die Eltern des Jungen tatsächlich ausfindig machte, war es wohl am wahrscheinlichsten, dass sie die Polizei riefen, sobald er ihnen von seiner Entdeckung erzählte. Aber das machte ihm keine Sorgen. Er hatte gute Verbindungen zur örtlichen Polizei. Dann würde er es eben später noch einmal versuchen. Nur für den Fall, dass es für Aarón kein Später gab – dass ihm nicht die Zeit blieb, um selbst einmal mit diesem Jungen zu sprechen, denn die Vorstellung, dass er seinem eigenen Schicksal einen Streich gespielt hatte, wurde ihm langsam etwas unheimlich – dann musste es eben mit dem Brief klappen. Er würde den Brief Palmer geben, dem Mann, der alle Stadtbewohner am besten kannte. Dem Mann, in dessen Geschäft dem Jungen der Tod drohte.
    »Obwohl der Amerikaner bei diesem Überfall nicht dabei sein wird«, verkündete er seiner leeren Wohnung. »Oder glaubst du, dass ich es nicht kapiert habe? In neun Jahren wird er über sechzig sein, und dieses Alter kommt in der Szene nicht vor.« Er nickte, als formulierte er grundlegende Wahrheiten. »Aber er wird noch die Zeit haben, meinen Brief zu übergeben.« Er ergriff mit beiden Händen das Blatt, hielt es mit ausgestreckten Armen vor sich hin und betrachtete es. »Mein persönliches Frühwarnsystem.«
    Er wurde das Gefühl nicht los, dass alles perfekt zusammenpasste, fast schon beängstigend perfekt. Ein Schauder lief ihm über den Rücken. Er blickte lächelnd auf das Blatt hinunter und schrieb.
    Lieber Junge, ich will dich nicht erschrecken, aber ich kann es dir unmöglich erklären. Bitte geh nicht in den Tankstellenladen in Arenas. Den Laden des Amerikaners. Du darfst ihn am 14. August 2009 nicht betreten. Ich will dir wirklich keine Angst einjagen, aber es könnte dein Todestag sein. Geh nicht da hin. Es tut mir leid, ich musste dich einfach warnen.
    Er faltete das Blatt zweimal in der Mitte und steckte es in den Umschlag. Dann befeuchtete er die Gummierung mit der Zunge und klebte den Umschlag vorsichtig zu. Zum Schluss drehte er das Kuvert um und schrieb darauf:
    AN EINEN NEUNJÄHRIGEN JUNGEN
    In dieser Nacht schlief Aarón so tief und fest wie schon lange nicht mehr.
    Als er den Tankstellenshop durch die automatische Schiebetür betrat, empfing ihn wie immer die übertriebene Kälte der Klimaanlage. Ein Schauder lief ihm über den Rücken, ähnlich dem, den er am Abend zuvor beim Schreiben des Briefes gespürt hatte. Die Sohlen seiner Turnschuhe quietschten auf dem Boden. Das Open war fast leer. Eine Frau ging bei ihrem Mann eingehakt auf den Ausgang zu. Die drei grüßten sich mit vorstädtischer Höflichkeit.
    Señor Palmer starrte auf den Fernseher, der unter der Registrierkasse versteckt war und den Laden mit ohrenbetäubender Lautstärke beschallte. Das Gerät an seinem linken Ohr funktionierte alles andere als gut, auch nicht, wenn man den Regler auf ganz laut schob. Erst als Aarón direkt vor ihm stand und mit beiden Händen kräftig auf den Ladentisch schlug, bemerkte der Amerikaner seine Anwesenheit. Seine Schultern zuckten kurz, dann sah er zu ihm auf. Er kräuselte einen Moment lang die Brauen, zwei dicke graue Pinsel über seinen Augen. Als er Aarón erkannte, lächelte er. Er griff nach der Fernbedienung und stellte den Fernseher leise.
    »Na, da freue ich mich aber, dass ich dich mal wieder hier sehe!« Er hustete, als hätte er nie mit dem Rauchen aufgehört, und räusperte sich. »Dir sind wohl die Tiefkühlhähnchen und Tiefkühlpizzas ausgegangen? Dieses Essen ist keine Nahrung, Junge.« Er näherte sich Aaróns Gesicht. »Was ist denn mit deinem Auge passiert?«
    »Keine Ahnung. Muss irgendwie in der Nacht passiert sein, im Schlaf oder so. Als ich aufgewacht

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