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9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
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entweder erklären, oder wir lassen es dabei bewenden. Willst du es wissen, oder lieber nicht? Die Entscheidung liegt bei dir.«
    Aarón stellte ihn vor die Wahl, die rote oder die blaue Pille zu schlucken. Palmer verstand nicht. Er nickte nur und wartete, bis er zu Ende gesprochen hatte.
    »Du kennst mich«, sagte Aarón schließlich. »Und zwar schon ziemlich lange. Du weißt, dass ich mir nicht einfach irgendwelche komischen Sachen ausdenke. Das weißt du doch.«
    Der Amerikaner nickte. Es stimmte. Auch wenn er auf einmal begriff, warum sich Andrea beim letzten Mal so besorgt gezeigt hatte, als sie in den Tankstellenshop gekommen war. Sie hatte niedergeschlagen ausgesehen, das Gesicht hinter den Haaren verborgen, die sie sich nicht wie sonst hinter die Ohren geklemmt hatte.
    »Hervorragend«, fuhr Aarón fort. »Denn ich habe mir das nicht ausgedacht. Ich will, dass du das ganz klar verstehst. Ich will, dass du mich anschaust und mir zuhörst. Denn ich muss dich leider warnen«, er blickte noch einmal zur automatischen Schiebetür und wieder zurück, »dass es noch einen Überfall auf deinen Laden geben wird.«
    Palmer klopfte auf den Apparat an seinem Ohr.
    »Hör auf«, sagte Aarón, »du hast mich bestens verstanden. Es wird noch einmal zu einer Schießerei kommen.«
    »Bullshit!«, platzte der Amerikaner plötzlich los. »Aarón, du weißt, ich hab’s mit dem …« Er zeigte lieber auf sein Herz, anstatt es zu benennen. Vor ihm stand der junge Mann, der ihm alle zwei Wochen die Medikamente vorbeibrachte. Er hielt es eigentlich nicht für notwendig, ihm etwas zu erklären. »Wenn das ein Scherz ist …«
    »Ein Scherz? Ich bitte dich! Würde ich mir bei dir so einen Scherz erlauben, wo ich doch weiß, wie es dir geht? Schließlich bring ich dir doch deine Medikamente.« Er überlegte. »Und das letzte Mal zählt nicht«, trällerte er.
    Es klang wie der Werbeslogan irgendeiner Supermarktkette.
    »Aarón, ich weiß nicht, was mit dir los ist …«
    »Bitte!«, unterbrach Aarón ihn. »Das mit dem Brief ist etwas Gutes! Darum habe ich dich gefragt, ob du es wissen willst oder lieber nicht.«
    Der Amerikaner schüttelte den Kopf, als wüsste er jetzt gar nicht mehr, was er denken sollte.
    »Du vertraust mir doch, oder?«, sagte Aarón und setzte sein bravstes Gesicht auf, ähnlich dem, das er Andrea immer schenkte, wenn sie wegen der nassen Wäsche schimpfte, die er wieder einmal vergessen hatte aufzuhängen. »Ich weiß, dass du mir vertraust. Darum, bitte, bewahre diesen Umschlag irgendwo auf. Siehst du, was draufsteht?« Er fuhr mit dem Finger über den Adressaten. »Der Brief ist für einen neunjährigen Jungen. Weißt du warum? Weil es sein kann, na ja, ich bin mir sogar sicher, dass der Laden noch einmal überfallen wird. Es ist schon ein paar Mal passiert. Genau genommen, viermal. Wusstest du das?«
    Palmer nickte.
    Während er ihm zuhörte, erinnerte sich Palmer an Aarón als Kind, jenen kleinen Jungen an der Hand seiner Mutter, einer gebildeten jungen Frau mit vollen Lippen und ausladenden Hüften. Als wären seit damals erst ein paar Tage vergangen, sah er sie plötzlich wieder vor sich, wie sie im Laden auf dem Boden kniete, den Rock über den Knien, und mit dem Ärmel die Lippen ihres Sohnes abwischte, der sich einfach ein Bonbon aus dem Süßigkeitenregal genommen hatte. Er erinnerte sich auch, wie sie sich bei ihm entschuldigte und ihm viel zu viel Geld anbot, mit einem scheuen Lächeln und unbeirrbarem Blick, und wie sie dann aus dem Laden gegangen war, indem sie mit der einen Hand das Kind hinter sich herzog und mit der anderen die Tür aufdrückte, die noch weit davon entfernt war, sich automatisch zu öffnen. Der Aarón mit dem ungepflegten Bart, der jetzt vor ihm stand, war derselbe Junge, der mit einem gefälschten Ausweis zu ihm in den Tankstellenshop gekommen war, um Bier für sich und sein Mädchen zu kaufen, seine Andrea, die damals schon genauso schön gewesen war wie heute. Derselbe Junge, der triumphierend den Laden verlassen hatte, die Bierdosen unter den Arm geklemmt, zum ersten Mal erwachsen. Er war überzeugt gewesen, dass er den Amerikaner überlistet hatte, obwohl der genau wusste, dass er erst siebzehn war, weil er ihn hatte aufwachsen und sich die Lippen mit gestohlenen Süßigkeiten hatte bekleckern sehen. Derselbe Junge, der gleich draußen vor der Tür – damals eine Drehtür – zur Feier des Tages sein Mädchen geküsst hatte. Ein langer inniger Kuss vor der orange

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