9 SCIENCE FICTION-STORIES
über Easys Verhalten und Geisteszustand aussagen können, sind Angestellte der Roboter-GmbH. Der Richter kann ihre Aussage einfach nicht als vorurteilsfrei akzeptieren.«
»Aber er kann doch kein Expertengutachten zurückweisen.«
»Nicht direkt. Doch er braucht sich nicht davon überzeugen zu lassen. Das erlaubt ihm seine Richterstellung. Gegen die andere Annahme, daß ein Mann wie Professor Ninheimer absichtlich seinen eigenen Ruf zerstört, selbst für eine ansehnliche Geldsumme, wird er kaum die technischen Erklärungen Ihrer Ingenieure akzeptieren. Schließlich ist der Richter auch nur ein Mensch. Wenn er die Wahl hat zwischen einem Menschen, der etwas Unmögliches tut, und einem Roboter, der etwas Unmögliches tut, wird er höchstwahrscheinlich zugunsten des Menschen entscheiden.«
»Ein Mensch ist zu unmöglichen Dingen fähig«, widersprach Lanning. »Wir kennen noch nicht die genaue Zusammensetzung des menschlichen Gehirns, und wir wissen nicht, was für einen ganz bestimmten Verstand möglich oder unmöglich ist. Aber wir sind uns völlig darüber im klaren, was bei einem Roboter unmöglich ist.«
»Schön. Wir müssen versuchen, den Richter davon zu überzeugen«, sagte der Verteidiger müde.
»Nach Ihren Worten scheint das unmöglich«, sagte Robertson ärgerlich.
»Wir werden sehen. Es ist immer gut, wenn man die Schwierigkeiten kennt, die einen erwarten. Aber deshalb brauchen wir nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen. Ich habe mir auch ein paar Züge in diesem Spiel überlegt.« Er nickte in Richtung der Roboterpsychologin. »Vielleicht schaffe ich es mit Hilfe dieser Dame.«
Lanning sah zwischen den beiden hin und her.
»Was soll nun das schon wieder?« fragte er wütend.
Aber in diesem Augenblick streckte der Gerichtsdiener seinen Kopf herein und kündigte etwas atemlos an, daß die Verhandlung wieder aufgenommen würde.
Sie nahmen ihre Plätze ein und sahen den Mann an, der all diesen Wirbel verursacht hatte.
Simon Ninheimer hatte widerspenstige rote Haare, ein Gesicht mit einer scharfen Hakennase und einem spitzen Kinn – und die Angewohnheit, vor Schlüsselworten einen Augenblick zu zögern, wie um den deutlichsten Ausdruck zu suchen.
Wenn er sagte: »Die Sonne geht im – äh – Osten auf«, war man sicher, daß er gewissenhaft die Möglichkeit eines Sonnenaufgangs im Westen in Betracht gezogen hatte.
Der Anklagevertreter begann:
»Wandten Sie sich gegen die Einstellung von Roboter EZ-27 durch die Universität?«
»Ja, Sir.«
»Weshalb?«
»Ich war der Meinung, daß wir die Motive der US-Roboter-GmbH – äh – nicht gut genug durchschauten. Ich mißtraute ihrem Eifer, den Roboter an uns zu vermieten.«
»Glaubten Sie, daß er die Aufgaben, für die er angeblich konstruiert war, auch durchführen konnte?«
»Ich habe schmerzlich genug erfahren, daß er es nicht konnte.«
»Würden Sie uns bitte einen Bericht geben?«
Simon Ninheimers Buch Soziale Spannungen durch die Entwicklung der Raumfahrt sowie ihre Losung war nun schon acht Jahre in Vorbereitung. Ninheimers Liebe zur Präzision drückte sich nicht nur in seinen Sprechgewohnheiten aus. Ein Thema wie die Soziologie, bei der von Genauigkeit keine Rede sein konnte, war einfach nicht auszuschöpfen.
Auch wenn er den Text endlich auf Druckfahnen vor sich sah, war er alles andere als befriedigt. Im Gegenteil, wenn er die langen Streifen anstarrte, juckte es ihn in den Fingern, alles zu zerreißen und noch einmal von vorne anzufangen.
Jim Baker, Dozent und künftiger Assistent für den Lehrstuhl der Soziologie, suchte Ninheimer drei Tage nach Eintreffen der ersten Druckfahnen auf. Der Professor starrte
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