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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. W. Mommers und A. D. Krauß
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sag­te er, »aber du mußt mit­ar­bei­ten. Leg dich wie­der hin …«
    »Es hat schon ge­hol­fen«, sag­te ich.
    »Was?«
    »Al­les. Von A bis Z.« Ich schnipp­te mit den Fin­gern. »Ein­fach so.«
    Er sah mich durch­drin­gend an. »Was meinst du da­mit.«
    »Es kam, ge­nau­so wie Sie sag­ten. In der Bi­blio­thek. Als ich elf war. Als sie sag­te: ›Ba­by ist drei.‹ Es riß et­was auf, was drei Jah­re lang in ihr ge­ar­bei­tet hat­te. Al­les kam her­aus. Es traf mich mit gan­zer Ge­walt. Oh­ne War­nung, oh­ne daß ich mich ver­tei­di­gen konn­te. Und ich war nur ein elf­jäh­ri­ges Kind. Es war ein sol­cher Schmerz da­bei, wie man sich ihn gar nicht vor­stel­len kann.«
    »Wei­ter«, sag­te Stern.
    »Das ist ei­gent­lich al­les. Ich mei­ne, es ist nicht die gan­ze Ge­schich­te. Aber die Haupt­sa­che da­bei ist doch, wie ich sie er­leb­te. Al­les auf ein­mal. All die Din­ge, die sie in­ner­halb von vier Mo­na­ten er­lebt hat­te. Sie kann­te Lo­ne.«
    »Willst du da­mit sa­gen, daß du im Bruch­teil ei­ner Se­kun­de all das mit­er­lebt hast?«
    »Ja.« Ich ver­such­te es ihm zu er­klä­ren. »Ver­ste­hen Sie, für die­se kur­ze Zeit war ich sie mit al­lem, was sie je ge­tan, ge­dacht, ge­hört und ge­fühlt hat­te. Al­les, al­les in der rich­ti­gen Rei­hen­fol­ge. Oder ei­ne Ein­zel­heit. Ich konn­te aus­wäh­len, was ich woll­te. Wenn ich Ih­nen er­zäh­le, was ich zum Abendes­sen hat­te, muß ich Ih­nen da­zu al­le an­de­ren Er­eig­nis­se von mei­ner Ge­burt an schil­dern? Nein. Ich sa­ge Ih­nen, ich war sie, und seit­dem kann ich mich an je­de Ein­zel­heit er­in­nern, die sie bis zu die­sem Zeit­punkt er­lebt hat­te. Ich war sie – wenn auch nur für den Bruch­teil ei­ner Se­kun­de.«
    »Ge­stalt«, mur­mel­te er.
    »Aha«, mein­te ich und dach­te dar­über nach. Ich dach­te über vie­le an­de­re Din­ge nach. Dann schob ich al­les einen Au­gen­blick bei­sei­te und frag­te: »Warum wuß­te ich das al­les nicht vor­her?«
    »In dir war ei­ne star­ke Sper­re, die dich dar­an hin­der­te, an die­se Din­ge zu­rück­zu­den­ken.«
     
    Ich stand er­regt auf. »Aber ich se­he nicht ein, wes­halb. Ich kann es ein­fach nicht ein­se­hen.«
    »Ein na­tür­li­cher Ab­scheu«, mein­te er. »Was sagst du da­zu? Du hat­test einen Ekel da­vor, auch nur ei­ne Se­kun­de lang ein weib­li­ches Ego an­zu­neh­men.«
    »Ganz am An­fang sag­ten Sie selbst, daß ich die­se Art von Pro­blem nicht hät­te.«
    »Nun, dann viel­leicht fol­gen­des: Du sag­test, daß du bei die­ser Epi­so­de Schmerz ge­fühlt hät­test. Viel­leicht hat­test du Angst, die­sen Schmerz noch ein­mal durch­ma­chen zu müs­sen.«
    »Las­sen Sie mich nach­den­ken. Ja – zum Teil. Und ich hat­te über­haupt Angst, in das In­ne­re ei­nes an­de­ren Men­schen ein­zu­drin­gen. Sie öff­ne­te sich mir, weil ich sie an Lo­ne er­in­ner­te. Ich drang in sie ein. Ich war noch nicht be­reit. Ich hat­te es zu­vor noch nie ge­tan – nur ganz mi­ni­mal und dann ge­gen den Wil­len der Ver­suchs­per­son. Ich drang ganz in sie ein, und das war zu­viel. Es schreck­te mich so ab, daß ich es jah­re­lang nicht mehr ver­such­te. Ich schloß es weg. Aber als ich äl­ter wur­de, wur­de auch die Kraft in mir stär­ker und stär­ker. Ich hat­te im­mer noch Angst, sie zu be­nut­zen. Und je mehr ich wuchs, de­sto mehr fühl­te ich tief in mir, daß ich Miß Kew tö­ten muß­te, be­vor sie das tö­te­te – was ich bin. Mein Gott!« schrie ich plötz­lich auf. »Wis­sen Sie, was ich bin?«
    »Nein«, ant­wor­te­te er. »Willst du es mir sa­gen?«
    »O ja«, sag­te ich. »So gern.«
    Er hat­te die­sen be­rufs­mä­ßig in­ter­es­sier­ten Ge­sichts­aus­druck auf­ge­setzt, die­se Mas­ke, der man nicht ent­neh­men konn­te, ob er mir glaub­te oder nicht. Ich woll­te es ihm sa­gen, aber plötz­lich fehl­ten mir die Wor­te. Ich fühl­te die Din­ge und hat­te doch kei­nen Na­men für sie.
    Lo­ne hol­te den In­halt aus den Wor­ten und warf die Wor­te weg.
    Und noch frü­her: Du liest Bü­cher. Du mußt ein paar Bü­cher für mich le­sen.
    Der Blick die­ser Au­gen. Die­ses … öff­nen.
    Ich ging zu Stern hin­über. Er sah zu mir auf. Ich beug­te mich dicht über ihn. Zu­erst war er

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