9 SCIENCE FICTION-STORIES
nicht erlebt haben. Sie sprechen von Okklusionen, ha! Ich konnte an der ›Baby-ist-drei‹-Barriere nicht vorbei, weil in ihr der Schlüssel zu meinem wirklichen Ich lag. Ich wollte nicht daran erinnert werden, was ich tun mußte, um meinen Gestalt organismus zu retten. Ich wollte nicht erinnert werden, daß ich versagt hatte. Ist das nicht herrlich?«
»Versagt? Inwiefern versagt?«
»Sehen Sie. Ich begann Miß Kew zu lieben, und ich hatte noch nie zuvor jemanden geliebt. Und dennoch mußte ich sie töten. Aber ich konnte es nicht. Was tut der menschliche Geist, wenn er vor zwei gleich zwingende Forderungen gestellt wird, die sich widersprechen?«
»Er – er könnte sich einfach weigern. Wie du vorher sagtest, brennt eine Art Sicherung durch. Er weigert sich, auf diesem Gebiet zu funktionieren.«
»Nun, bei mir war das nicht der Fall. Ich habe die Schwelle überschritten. Was sonst?«
»Er könnte sich der Täuschung hingeben, daß er bereits eine der Forderungen erfüllt hat.«
Ich nickte glücklich. »Ich habe sie nicht umgebracht. Ich beschloß, daß ich es tun müßte. Ich stand auf, zog mich an – und dann weiß ich nur noch, daß ich ganz verwirrt draußen umherwanderte. Ich holte mein Geld – und jetzt weiß ich, daß ich mit meiner Superempathie jedes Preisausschreiben gewinnen kann – und suchte einen Gehirnwäscher auf. Ich fand einen guten.«
»Danke«, sagte er verwirrt. Er sah mich mit seltsamen Augen an. »Und was ist jetzt anders, nachdem du es weißt? Was willst du tun?«
»Nach Hause gehen«, sagte ich glücklich. »Den Superorganismus wieder ins Leben rufen, ihn heimlich üben, aber so, daß wir Miß Kew dabei nicht unglücklich machen. Wir werden so lange bei ihr bleiben, solange es ihr angenehm ist. Und wir werden ihr Freude machen. Sie wird so glücklich sein, wie sie es in ihren kühnsten Träumen nicht gehofft hat. Das arme, hungrige Herz unter den steifen Spitzen verdient es.«
»Und sie kann euren – Gestalt organismus nicht töten?«
»Nicht die Spur. Jetzt nicht mehr.«
»Woher weißt du, daß er nicht schon jetzt tot ist?«
»Wie?« wiederholte ich. »Wie weiß Ihr Kopf, daß Ihr Arm funktioniert?«
Er befeuchtete seine Lippen. »Du gehst jetzt nach Hause, um eine ältliche Jungfer glücklich zu machen. Und danach?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Danach?« Ich verzog das Gesicht zu einer spöttischen Miene. »Hat der Pekingmensch den Homo sapiens angesehen, als er zum erstenmal aufrecht ging, und gefragt: ›Was wird er danach machen?‹ Wir werden leben, das ist alles – wie ein Mensch, wie ein Baum, wie alle anderen Lebewesen. Wir werden essen und wachsen und experimentieren und uns vermehren. Wir werden uns verteidigen.« Ich streckte die Hände aus. »Wir werden das tun, was die Natur uns vorschreibt.«
»Aber was könnt ihr tun?«
»Was kann ein Elektromotor tun? Das hängt davon ab, wo man ihn einsetzt.«
Stern war sehr blaß. »Aber ihr seid der einzige solche Organismus …«
»Wirklich? Ich weiß es nicht. Ich glaube es nicht. Ich habe Ihnen von den Teilen erzählt, die es schon seit langem gibt – von den Telepathen, den Poltergeistern. Ihnen fehlte die Organisation. Sie hatten keine Köpfe, die sich der zerfließenden Körper annahmen. Lone war einer, ich bin der nächste. Es muß noch mehr geben. Das werden wir herausfinden, wenn wir reif sind.«
»Ihr – ihr seid noch nicht reif?«
»Du liebe Güte – nein!« lachte ich. »Wir sind noch im Kindesalter. Wir entsprechen in etwa einem dreijährigen Kind. Da haben Sie es wieder, aber diesmal sage ich es ohne Scheu: Baby ist drei.« Ich sah meine Hände an. »Baby ist drei.« Ich hatte es noch einmal gesagt, weil es mir so angenehm leicht über die Lippen kam. »Und wenn dieses besondere Gruppenbaby fünf ist, hat es vielleicht Lust, Feuerwehrmann zu
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