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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. W. Mommers und A. D. Krauß
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ent­ge­gen. »Du weißt, was ich ge­le­sen ha­be. Du mußt auch wis­sen, was ich den­ke.«
    Er schüt­tel­te den Kopf.
    »Ich bin ein Mensch, ei­ne Frau«, schrie ich ihm zu. »Du hast mich im­mer wie­der aus­ge­nutzt und mir nichts ge­ge­ben. Du hast es fer­tig­ge­bracht, daß ich al­le mei­ne Ge­wohn­hei­ten auf­gab, daß ich Abend für Abend hin­ter Bü­chern saß, daß ich im Re­gen zu dir kam, im Re­gen und sonn­tags – und du sprichst nicht mit mir, du siehst mich nicht an, du weißt nichts über mich, und ich bin dir egal. Du hast einen Bann um mich ge­legt, den ich nicht durch­bre­chen konn­te. Und wenn du mich nicht mehr brau­chen kannst, sagst du ein­fach: ›Komm nicht mehr hier­her!‹«
    »Muß ich et­was zu­rück­ge­ben, wenn ich et­was ge­nom­men ha­be?«
    »Das ist un­ter Men­schen so üb­lich.«
    Er summ­te über­rascht und in­ter­es­siert vor sich hin. »Was soll ich dir ge­ben? Ich ha­be nichts.«
    Ich trat zu­rück. Ich fühl­te – ich weiß nicht, was ich fühl­te. Nach lan­ger Zeit sag­te ich: »Ich weiß nicht.«
    Er zuck­te die Schul­tern und dreh­te sich um. Ich sprang ge­ra­de­zu auf ihn los und riß ihn zu­rück.
    »Ich will, daß du …«
    Ich konn­te ihn nicht an­se­hen. Ich konn­te kaum spre­chen. »Ich weiß nicht. Da ist et­was, aber ich weiß nicht, was es ist. Ich – ich könn­te es auch nicht sa­gen, wenn ich es wüß­te.« Als er wie­der den Kopf schüt­tel­te, nahm ich wie­der sei­ne Ar­me. »Du hast die Bü­cher in mei­nem In­nern ge­le­sen. Kannst du nicht mei­ne Ge­füh­le – mi­di le­sen?«
    »Ich ha­be es noch nie ver­sucht.« Er hielt mein Ge­sicht hoch und kam ganz na­he.
    »Bit­te«, sag­te er.
     
    Der Strahl sei­ner Au­gen durch­forsch­te mich, und ich schrie auf. Ich ver­such­te ihm zu ent­kom­men. Das hat­te ich nicht ge­wollt, wirk­lich nicht. Ich kämpf­te mit al­ler Kraft. Ich glau­be, er hob mich ein­fach vom Bo­den hoch. Er hielt mich fest, bis er fer­tig war. Dann ließ er mich ein­fach fal­len. Ich lag da und schluchz­te. Er setz­te sich ne­ben mich. Er ver­such­te nicht, mich zu be­rüh­ren. Er ver­such­te nicht, weg­zu­ge­hen. End­lich be­ru­hig­te ich mich und setz­te mich auf. Ich war­te­te.
    »So was ma­che ich nie wie­der«, sag­te er.
    Ich zog den Rock um mei­ne Knö­chel und leg­te die Wan­ge auf die hoch­ge­zo­ge­nen Knie, so daß ich sein Ge­sicht se­hen konn­te. »Was ge­sch­ah?«
    Er fluch­te. »Ver­damm­ter Misch­masch in dir. Drei­und­drei­ßig Jah­re alt – warum lebst du nur so?«
    »Ich ha­be ein an­ge­neh­mes Le­ben«, sag­te ich ein we­nig be­lei­digt.
    »Jaa«, sag­te er ge­dehnt. »Seit zehn Jah­ren bist du al­lein mit dei­ner Haus­häl­te­rin. Ganz al­lein.«
    »Män­ner sind Tie­re. Und Frau­en …«
    »Im Grun­de ge­nom­men haßt du Frau­en. Sie al­le ha­ben dir et­was vor­aus. Du weißt nicht, was es ist.«
    »Ich will es gar nicht wis­sen. Ich bin glück­lich.«
    »Blöd­sinn.«
    Dar­auf sag­te ich nichts. Ich ver­ach­te die­se Art von Aus­drucks­wei­se.
    »Zwei Din­ge willst du von mir. Mir er­schei­nen bei­de sinn­los.« Er sah mich zum ers­ten­mal mit ei­nem mensch­li­chen Aus­druck an: Es war rei­ne Ver­wun­de­rung. »Du möch­test al­les über mich er­fah­ren. Wo­her ich kom­me und wes­halb ich so ge­wor­den bin.«
    »Ja, das will ich. Und das an­de­re?«
    »Ich wur­de ir­gend­wo ge­bo­ren und bin ge­wach­sen wie ir­gend­ein Un­kraut.« Er hat­te mei­ne zwei­te Fra­ge igno­riert. »Mei­ne Leu­te ver­such­ten nicht mal die Wai­sen­hau­stour. Ich leb­te ei­ne Zeit­lang bei Frem­den, ver­such­te es mit der Schu­le, aber sie schmeck­te mir nicht. Die Stadt war zu klein für Son­der­schu­len. Du ver­stehst, ich war ein we­nig zu­rück­ge­blie­ben. So lief ich ein­fach um­her, als ei­ne Art Dorf­trot­tel. Und das wä­re ich ge­blie­ben, wenn ich mich nicht in die Wäl­der zu­rück­ge­zo­gen hät­te.«
    »Wes­halb?«
    Er über­leg­te und sag­te schließ­lich: »Ver­mut­lich, weil ich in der Le­bens­wei­se der an­de­ren kei­nen Sinn se­hen konn­te. Ich hat­te mich gut um­ge­se­hen und wuß­te, daß es ver­schie­de­ne Ar­ten gab, das Le­ben an­zu­pa­cken, aber kei­ne paß­te für mich. Hier drau­ßen kann ich le­ben, wie es mir

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