9 SCIENCE FICTION-STORIES
die Korridore eilte. Wild kreischend, war der Phasenkondensator drauf und dran, abermals aus dem Schaltkreis zu springen und sie weitere fünfzig Lichtjahre ins Unbekannte zu schleudern.
»Oh, Vance!« stieß Trin hervor. »Lauf zum Rettungsboot! Verlaß das Schiff!«
»Aber seit dem letzten Sprung sind erst zwei Stunden vergangen!« protestierte er.
»Ich will verdammt sein!« meinte Gumpy. »Das kann nur eines bedeuten – die Schwankungen werden heftiger. Könnte sogar den ganzen Laden hochjagen, dieser Sprung, oder aber der folgende.«
»Ich fürchte, jetzt ist es schon zu spät, mit dem Rettungsboot zu fliehen, Vance«, stöhnte Trin. »Wenn wir das überstehen, mußt du sofort das Schiff verlassen.«
»Lorry!« brüllte Burton. »Um Himmels willen, komm zur Vernunft! Nichts wie weg!«
Das Kreischen des Kondensators erreichte seinen Höhepunkt, und Finsternis breitete sich über alles.
Ganz im Gegensatz zum letztenmal war nun die Wiese ein fremdartiger, feindseliger Ort. Wo früher belebende, köstlich duftende Brisen geweht hatten, herrschte jetzt nur noch trostlose Windstille.
Dichte Wolken hingen über dem Hügel, und die Blüten, die seinen Fuß bedeckten, waren schmutzig und welk, erfaßt von tödlicher Starre und durchtränkt vom überwältigenden Geruch der Fäulnis.
Er schob sich vorwärts, auf den Hang des Hügels zu, watete in dem Meer der Verwesung und des Moders – bestürzt über den plötzlichen Wandel, der seine eigene kleine Welt befallen hatte.
Trin, Kid oder Gumpy konnte er nirgends sehen.
Er rief nach ihnen, und das fremdartige Geräusch seiner eigenen Stimme verblüffte ihn, als es in die Stille ringsum eindrang.
Dann sah er sie – auf halber Höhe des Abhangs, die Arme gleichgültig verschränkt, das Haar ungekämmt, das Gesicht ausdruckslos.
Kid sprang hinter dem Mädchen hervor und zeigte Lorry eine lange Nase. »Trin! Kid!«
Der Junge hob einen Brocken schmutziger Erde auf und warf ihn den Hang hinunter. Er traf Lorry beinahe voll ins Gesicht.
»Kid! Trin! Was ist denn?« rief er.
Sie schwieg, während der Junge ihn verhöhnte.
Gumpy tauchte am Hügel auf. Er schüttelte die Faust und schwang drohend seinen Stock.
Lorry streckte fragend die Arme aus. »So sagt doch – was ist los? Ich verstehe nicht!«
Das Mädchen warf geringschätzig den Kopf zurück, dann rief es seinen Namen wie einen Fluch: »Vance!«
Und Gumpy wiederholte ihn mit allergrößter Verachtung.
Er kam jetzt wieder zu sich. Und die Worte, die jene trügerische Szene auf dem Hügelhang abgeschlossen hatten, entpuppten sich als die Stimme des Mädchens, die durch den Schleier der Bewußtlosigkeit drang und ihn zurück in die Wirklichkeit rief: »Vance! Vance!«
Aber noch drängender war Burtons Stimme aus dem Laderaum.
»Du hast eine ganz falsche Vorstellung davon, Lorry!« brüllte Burton. »Siehst du denn nicht, daß es purer Unsinn ist?«
Lorry ging hinüber zur verschlossenen Tür. »Ich versuche lediglich, die anderen …«
»Nein, Vance«, schaltete sich Trin dazwischen. »Hör auf ihn. Er hat recht.«
»Sie sind nicht real, Lorry!« fuhr Burton fort. »In ihrem ganzen System steckt nicht ein einziges Element von bewußter Wahrnehmung. Sie können nicht wirklich denken! Es ist nur ein Effekt – ein Trick!«
»Sicher«, erwiderte Lorry. »So war es beabsichtigt. Aber sie wissen ganz genau, woran sie sind.«
»Nein, Vance, das wissen sie nicht. Es ist bloß ein Hokuspokus mit komplizierten Schaltungen und programmierten Reaktionen. Alles ist so konstruiert, daß sie sich in jeder Situation realistisch verhalten.«
»Es ist keine Illusion!«
»Doch, es ist eine, Vance. Wir haben hier denselben alten automatischen Reiz-Antwort-Mechanismus, nur kunstvoll
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