9 SCIENCE FICTION-STORIES
gespannte Stille herrschte jetzt im Kontrollraum.
Die Luke, die sich selbständig gemacht hatte, flog nicht länger auf und zu.
Mit einem Zischen, das von tadellos funktionierender Maschinerie zeugte, erwachte die beschädigte Grav-Spule wieder zum Leben, und das Schiff pendelte zurück in sein normales Schwerkraftfeld.
Sämtliche Gyros wisperten jetzt vor Wohlbehagen.
Eine letzte schwache Rauchfahne trieb aus dem Ventilationsschacht, gefolgt von einer lauen, steten Brise. Aber sie hielt nur kurz an. Dann wurde der Luftstrom jäh unterbrochen, und zwar mit einer Endgültigkeit, die klar zu erkennen gab, daß der Sauerstoff in Zukunft nicht mehr ein wesentlicher Bestandteil an Bord des Schiffes sein würde.
Ein einsamer Bildschirm zeigte ein Rettungsboot, das rasch zusammenschrumpfte, als es sich nach achtem hin entfernte. Abrupt sandte es jenes unheimliche Schimmern aus, das charakteristisch ist für das Eintauchen eines Raumfahrzeugs in den Hyperraum.
Einer nach dem andern füllten sich die Schirme im Kontrollraum mit der funkelnden Pracht der Milchstraße, von den verschiedensten Stationen des Schiffes aus gesehen – riesige Sternhaufen und Nebel, gigantische Sonnen, finstere Abgründe, vage Andeutungen von Materie und feine Streifen winziger Lichtpünktchen.
Dann zerstörte das Knacken einer Lautsprechermembrane die Stille. »Wieder alles in Ordnung, Gumpy?«
»Beinahe, Trin. Nur noch der Überantrieb muß aus der automatischen Folge geschaltet werden. Eine Sekunde – so, das hätten wir!«
»Wir haben’s geschafft !« krähte Kid vergnügt.
»Allerdings, mein Junge«, sagte Gumpy. »Aber eine Zeitlang hast du ganz schön gepatzt.«
»Wenn das der Fall ist, dann hat Trin auch ein bißchen dick aufgetragen.«
Ihr helles Lachen eilte durchs Schiff. »Macht nichts. Wir haben die Sache geschaukelt, oder?«
»Richtig«, bestätigte Gumpy. »Und ich schätze, niemand wird je auf die Idee kommen, daß eine Ersatz-Mannschaft Lust verspürt, so ganz allein loszuziehen. Du hast den Kurs für die beiden aufgestellt, Trin? Allein schaffen sie es nicht.«
»Selbstverständlich. Sie kommen wohlbehalten heim.«
»Nun, wohin soll es denn gehen?«
»Richtung Kohlensack. Ich wollte schon immer wissen, wie es dort hinten aussieht.«
»Ich dachte eigentlich daran, zur Abwechslung mal ’rüber zum Andromeda-Nebel zu gondeln. Aber das kann ja warten. Schließlich werden wir noch lange leben, bei all der Energie.«
Sie wurden ausgeschickt von der Erde, dazu verurteilt, auf einem Planeten der Wega zu leben – und zu sterben …
Robert Silverberg
Die Saat der Erde
1
Der Tag war warm, strahlend, der Himmel blau; das Thermometer stand nahe an die zwanzig Grad Celsius: ein perfekter Oktobertag in New York, der keine Veränderung durch das Wetterkontrollbüro nötig hatte: Bei der Wetterstation in Scarsdale kletterten Experten mit mürrischen Gesichtern in ihre Flugzeuge und starteten nach Wisconsin, wo sich kalte Luftmassen von Kanada hereingeschoben hatten.
Aus einer Höhe von zwanzigtausend Meilen über Fond du Lac strahlte der kreisende Wetterkontroll-Satellit Berichte herunter. In Australien bereiteten Techniker den Start eines Raumschiffes vor, das mit einer Ladung von hundert unfreiwilligen Kolonisten in eine ferne Welt fliegen sollte. In Chicago, wo die Morgenpost gerade angekommen war, starrte ein wohlhabender Playboy mit weit aufgerissenen, erschrockenen Augen auf ein blaues Blatt Papier. In London, wo die Post einige Stunden früher ausgetragen wurde, erbleichte eine Verkäuferin vor Angst; auch sie hatte eine Benachrichtigung des
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