9 SCIENCE FICTION-STORIES
Mittwoch.«
»Kommenden Mittwoch«, wiederholte sein Vater grübelnd.
Dawes hörte das Schluchzen seiner Mutter im Hintergrund. Plötzlich schrie sie auf: »Wir lassen ihn uns nicht nehmen! Nein! Wir lassen das nicht zu!«
»Da hilft nichts, Ethel«, sagte Vater ruhig. »Junge, hörst du mich?«
»Ja, Dad.«
»Melde dich, wie vorgeschrieben. Und mach keinen Unsinn, verstehst du mich?«
»Keine Sorge, Dad.«
»Werden wir dich nochmals sehen?«
»Ich … ich glaube schon. Sie müssen doch gestatten, daß wir einander Lebwohl sagen.«
»Und – es gibt keine Möglichkeit, das abzuwenden? Ich meine, kannst du kein Gesuch einreichen?«
»Nein, Dad. Niemand kann das.«
»Ach, so ist das.«
Dann folgte wieder eine lange Pause. Dawes schwieg, weil er nicht wußte, was er sagen sollte. Er fühlte sich so sonderbar, als wäre er schuld, seinen Eltern diese Sorge aufgebürdet zu haben.
Sein Vater sagte schließlich: »Auf Wiedersehen, Junge. Paß gut auf dich auf. Und rufe uns an, sobald du Näheres weißt.«
»Natürlich, Dad. Bitte Ma, sich nicht zu kränken. Auf Wiedersehen.«
Er legte den Hörer auf. Dann ging er zum Fenster. Der Regen hatte aufgehört; es war beinahe neun Uhr, und die Nachzügler eilten, um nicht zu spät zum Unterricht zu kommen. Draußen am Hof ging es wie üblich zu. Der Fußball-Trainer erteilte im Schweiße seines Angesichts Ratschläge für das Match am Samstag. Shepperd ging zur Klasse, um seine Zoologie-Vorlesung abzuhalten. Klaus bearbeitete unglückliche Neulinge mit unregelmäßigen deutschen Verben.
Das Leben ging weiter. Die Welt drehte sich gemächlich um die Sonne. Aber, heute in einer Woche, würde Mike Dawes nicht mehr zu ihr gehören.
Stummer, brodelnder Zorn über diese Ungerechtigkeit erfüllte ihn. Er hatte niemanden gebeten, am Schicksal der Menschheit teilhaben zu dürfen. Er hatte kein Verlangen, andere Welten zu erobern. Er wollte einzig und allein auf der Erde bleiben, irgendein leidlich hübsches Ohio-Girl heiraten und normale Kinder haben.
Nun gut, dieser Traum war ausgeträumt. Da blieb ihm nichts anderes übrig, als zur Registrierungsstelle zu wandern und sich zu stellen wie ein gesuchter Verbrecher.
Er versperrte sein Zimmer und überlegte, ob er jemals hierher zurückkommen würde, um seine Habseligkeiten zu holen, und ging hinunter und hinaus auf die Straße. Ihm schien, jeder drehe sich um, als stünde knallrot auf seiner Stirn geschrieben: MIKE DAWES IST GEZOGEN WORDEN.
Die Registrierungsstelle war in Mansardenzimmern über jenem Kino untergebracht, in das er erst vor vier Tagen ein Mädchen ausgeführt hatte. In zärtlicher Umarmung waren sie in der Loge gesessen, gar nicht auf den Film achtend. Er hatte ihren Körper an seinem gespürt und über jene Seiten des Lebens nachgedacht, die ihm noch rätselhaft waren.
Wenn man auserwählt wird, dachte er, bekommt man auch eine Frau. Sie schicken fünfzig Männer und fünfzig Frauen hinaus. Ist man bereits verheiratet, hat aber keine Kinder, dann kann man den Ehepartner als Freiwilliger begleiten. Ist man verheiratet und hat Kinder und wird ein Elternteil gezogen, so muß der andere bei den Kindern zurückbleiben. Wandert man also ohne Ehepartner aus, wird man einem anderen Kolonisten angetraut, und jedwede Verbindung auf Erden war damit gelöst. Auch er würde bald verheiratet sein – mit irgend jemandem.
Auf seinem Weg die Treppe hinauf zur Registrierungsstelle nahm er immer gleich zwei Stufen auf einmal. Einige Burschen saßen wartend auf einer Bank; sie schauten ihn neugierig an, als er eintrat. Sie hatten vor kurzem ihr neunzehntes Lebensjahr vollendet und mußten sich eintragen lassen.
Dawes hatte das vor genau einem Jahr
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