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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Ernsting
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Mitt­woch.«
    »Kom­men­den Mitt­woch«, wie­der­hol­te sein Va­ter grü­belnd.
    Dawes hör­te das Schluch­zen sei­ner Mut­ter im Hin­ter­grund. Plötz­lich schrie sie auf: »Wir las­sen ihn uns nicht neh­men! Nein! Wir las­sen das nicht zu!«
    »Da hilft nichts, Ethel«, sag­te Va­ter ru­hig. »Jun­ge, hörst du mich?«
    »Ja, Dad.«
    »Mel­de dich, wie vor­ge­schrie­ben. Und mach kei­nen Un­sinn, ver­stehst du mich?«
    »Kei­ne Sor­ge, Dad.«
    »Wer­den wir dich noch­mals se­hen?«
    »Ich … ich glau­be schon. Sie müs­sen doch ge­stat­ten, daß wir ein­an­der Leb­wohl sa­gen.«
    »Und – es gibt kei­ne Mög­lich­keit, das ab­zu­wen­den? Ich mei­ne, kannst du kein Ge­such ein­rei­chen?«
    »Nein, Dad. Nie­mand kann das.«
    »Ach, so ist das.«
    Dann folg­te wie­der ei­ne lan­ge Pau­se. Dawes schwieg, weil er nicht wuß­te, was er sa­gen soll­te. Er fühl­te sich so son­der­bar, als wä­re er schuld, sei­nen El­tern die­se Sor­ge auf­ge­bür­det zu ha­ben.
    Sein Va­ter sag­te schließ­lich: »Auf Wie­der­se­hen, Jun­ge. Paß gut auf dich auf. Und ru­fe uns an, so­bald du Nä­he­res weißt.«
    »Na­tür­lich, Dad. Bit­te Ma, sich nicht zu krän­ken. Auf Wie­der­se­hen.«
    Er leg­te den Hö­rer auf. Dann ging er zum Fens­ter. Der Re­gen hat­te auf­ge­hört; es war bei­na­he neun Uhr, und die Nach­züg­ler eil­ten, um nicht zu spät zum Un­ter­richt zu kom­men. Drau­ßen am Hof ging es wie üb­lich zu. Der Fuß­ball-Trai­ner er­teil­te im Schwei­ße sei­nes An­ge­sichts Ratschlä­ge für das Match am Sams­tag. Shep­perd ging zur Klas­se, um sei­ne Zoo­lo­gie-Vor­le­sung ab­zu­hal­ten. Klaus be­ar­bei­te­te un­glück­li­che Neu­lin­ge mit un­re­gel­mä­ßi­gen deut­schen Ver­ben.
    Das Le­ben ging wei­ter. Die Welt dreh­te sich ge­mäch­lich um die Son­ne. Aber, heu­te in ei­ner Wo­che, wür­de Mi­ke Dawes nicht mehr zu ihr ge­hö­ren.
    Stum­mer, bro­deln­der Zorn über die­se Un­ge­rech­tig­keit er­füll­te ihn. Er hat­te nie­man­den ge­be­ten, am Schick­sal der Mensch­heit teil­ha­ben zu dür­fen. Er hat­te kein Ver­lan­gen, an­de­re Wel­ten zu er­obern. Er woll­te ein­zig und al­lein auf der Er­de blei­ben, ir­gend­ein leid­lich hüb­sches Ohio-Girl hei­ra­ten und nor­ma­le Kin­der ha­ben.
     
    Nun gut, die­ser Traum war aus­ge­träumt. Da blieb ihm nichts an­de­res üb­rig, als zur Re­gis­trie­rungs­stel­le zu wan­dern und sich zu stel­len wie ein ge­such­ter Ver­bre­cher.
    Er ver­sperr­te sein Zim­mer und über­leg­te, ob er je­mals hier­her zu­rück­kom­men wür­de, um sei­ne Hab­se­lig­kei­ten zu ho­len, und ging hin­un­ter und hin­aus auf die Stra­ße. Ihm schi­en, je­der dre­he sich um, als stün­de knall­rot auf sei­ner Stirn ge­schrie­ben: MI­KE DAWES IST GE­ZO­GEN WOR­DEN.
    Die Re­gis­trie­rungs­stel­le war in Man­sar­den­zim­mern über je­nem Ki­no un­ter­ge­bracht, in das er erst vor vier Ta­gen ein Mäd­chen aus­ge­führt hat­te. In zärt­li­cher Um­ar­mung wa­ren sie in der Lo­ge ge­ses­sen, gar nicht auf den Film ach­tend. Er hat­te ih­ren Kör­per an sei­nem ge­spürt und über je­ne Sei­ten des Le­bens nach­ge­dacht, die ihm noch rät­sel­haft wa­ren.
    Wenn man aus­er­wählt wird, dach­te er, be­kommt man auch ei­ne Frau. Sie schi­cken fünf­zig Män­ner und fünf­zig Frau­en hin­aus. Ist man be­reits ver­hei­ra­tet, hat aber kei­ne Kin­der, dann kann man den Ehe­part­ner als Frei­wil­li­ger be­glei­ten. Ist man ver­hei­ra­tet und hat Kin­der und wird ein El­tern­teil ge­zo­gen, so muß der an­de­re bei den Kin­dern zu­rück­blei­ben. Wan­dert man al­so oh­ne Ehe­part­ner aus, wird man ei­nem an­de­ren Ko­lo­nis­ten an­ge­traut, und jed­we­de Ver­bin­dung auf Er­den war da­mit ge­löst. Auch er wür­de bald ver­hei­ra­tet sein – mit ir­gend je­man­dem.
    Auf sei­nem Weg die Trep­pe hin­auf zur Re­gis­trie­rungs­stel­le nahm er im­mer gleich zwei Stu­fen auf ein­mal. Ei­ni­ge Bur­schen sa­ßen war­tend auf ei­ner Bank; sie schau­ten ihn neu­gie­rig an, als er ein­trat. Sie hat­ten vor kur­z­em ihr neun­zehn­tes Le­bens­jahr vollen­det und muß­ten sich ein­tra­gen las­sen.
    Dawes hat­te das vor ge­nau ei­nem Jahr

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