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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Ernsting
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Au­gen ver­eng­ten sich, und er fuhr mit der Zun­gen­spit­ze rasch über die Lip­pen. »Ha­ben sie dich ge­schnappt?« frag­te er hei­ser. Dawes nick­te. »Kam so­eben an. Muß mich so­fort bei der nächs­ten Re­gis­trie­rungs­stel­le mel­den.«
    »Ein lau­si­ger Ab­tritt, Dawes!«
    »Ver­dammt, ja! Warum muß­ten sie auch ge­ra­de mich wäh­len? Ich bin erst zwan­zig! Und nicht ein­mal mit dem Col­le­ge fer­tig! Ich …«
    Er gab auf, weil er die Sinn­lo­sig­keit sei­nes Ge­stam­mels ein­sah. Ry­beck ver­such­te mit­füh­lend aus­zu­se­hen, aber hin­ter dem be­küm­mer­ten Aus­druck ver­barg sich Er­göt­zung – und Er­leich­te­rung. Denn al­ler Wahr­schein­lich­keit nach wür­de die un­sicht­ba­re Hand kein zwei­tes­mal in die­ses Haus grei­fen; Dawes Er­fas­sung be­deu­te­te, daß er, Ry­beck, frei­er at­men konn­te. »Es ist hart«, sag­te Ry­beck sanft. »Die Mor­gen­post kommt, und al­le Plä­ne zer­plat­zen wie Sei­fen­bla­sen. Wo­hin wer­den sie dich schi­cken, weißt du das?«
    Dawes schüt­tel­te den Kopf. »Be­sagt nur, daß ich nächs­ten Mitt­woch von der Ram­pe in Ban­gor star­ten wer­de. Gibt den Be­stim­mungs­ort nicht an.«
     
    Vor zwan­zig Jah­ren hat­te man ent­deckt, daß die Zu­kunft der Mensch­heit bei den Ster­nen lä­ge. Mi­ke Dawes war ein Ba­by ge­we­sen, als man den Be­schluß ge­faßt hat­te, der ihn jetzt, zwan­zig Jah­re da­nach, der Er­de ent­rei­ßen soll­te. Wan­dert aus, zu den Ster­nen, das war der Ruf, der über die ver­ei­nig­te Er­de er­scholl. Grün­det neue Wel­ten. Sät Men­schen aus im Uni­ver­sum.
    Ein ed­les Ziel war an­ge­strebt wor­den, dach­te Dawes. Nur daß kaum je­mand be­geis­tert da­von war. Laß die an­dern ge­hen. Ich, ich blei­be lie­ber hier und le­se dar­über.
    Und so wur­de Zwang dar­aus. Und nun, dach­te Dawes, hat es mich er­wi­scht.
    … Mel­den Sie sich so­fort bei der nächs­ten Re­gis­trie­rungs­stel­le des Ko­lo­ni­sa­ti­ons­bü­ros …
    Sie schrie­ben so­fort und mein­ten das auch wört­lich, das wuß­te Dawes. Sie mein­ten, mel­de dich spä­tes­tens in ei­ner Stun­de. Und we­he wenn sie ent­deck­ten, daß je­mand et­was un­ter­nom­men hat­te, um sich un­taug­lich zu ma­chen. Es hat Fäl­le ge­ge­ben, wo Frau­en mit Strick­na­deln ih­re Ei­er­stö­cke ver­nich­te­ten, um sich zu dis­qua­li­fi­zie­ren. Man konn­te na­tür­lich nur frucht­ba­re Aus­wan­de­rer ge­brau­chen. Aber die Stra­fe für ab­sicht­li­che Selbst-Ste­ri­li­sa­ti­on war le­bens­läng­li­che Schwerst­ar­beit. Und das war es nicht wert.
    Zwei­mal griff er zum Te­le­fon, um sei­ne El­tern in Cin­cin­na­ti an­zu­ru­fen und ih­nen Be­scheid zu sa­gen. Zwei­mal zog er die Hand zu­rück. Frü­her oder spä­ter wür­den sie es er­fah­ren müs­sen. Aber un­be­dingt von ihm? Dann hielt er sich vor Au­gen, wie es sein wür­de, wenn er schwieg und das Bü­ro die amt­li­che Be­nach­rich­ti­gung aus­sen­den lie­ße. Er nahm den Hö­rer noch­mals auf.
    Sein Va­ter mel­de­te sich. Mi­ke spür­te plötz­lich einen ste­chen­den Schmerz, als er die Stim­me des Va­ters hör­te, der einen Zei­tungs­stand be­saß und Jahr um Jahr je­den Cent zu­sam­men­ge­kratzt hat­te, um sei­nem Lieb­lings­sohn ein Me­di­zin­stu­di­um zu er­mög­li­chen.
    »Ja? Wer spricht?«
    »Dad, hier ist Mi­ke.«
    »Ist al­les in Ord­nung?« frag­te er mit so­fort miß­traui­scher Stim­me. »Hast du un­se­ren Brief be­kom­men? Du hast doch wohl noch Geld, oder?«
    »Ja, Dad. Ich … Sie ha­ben …«
    »Sprich lau­ter, Mi­ke. Die Ver­bin­dung muß schlecht sein. Ich kann dich kaum hö­ren.«
    »Ich bin ge­zo­gen wor­den, Dad!«
    Ei­ne Pau­se ent­stand. Dawes hör­te einen schwe­ren Seuf­zer und dann ge­dämpf­tes Mur­meln; zwei­fel­los hielt Va­ter sei­ne Hand über die Sprech­mu­schel und er­zähl­te es Mut­ter. Zum ers­ten­mal war Dawes dank­bar, daß er es sich bis­her nicht leis­ten hat­te kön­nen, einen Bild­schirm zum Te­le­fon an­zu­schaf­fen. In die­sem Au­gen­blick woll­te er ih­re Ge­sich­ter nicht se­hen.
    »Wann be­kamst du die Nach­richt, Jun­ge?«
    »Ge­ra­de jetzt. Ich muß mich so­fort mel­den. Ich star­te kom­men­den

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