9 SCIENCE FICTION-STORIES
tauglich.«
»Ziemlich unwahrscheinlich!«
»Immerhin eine Hoffnung, wie, Mike?«
»Warum reden Sie so? Was kümmert es Sie, ob ich gehe oder nicht? Wissen Sie, was es bedeutet, entwurzelt und hinausgeschleudert zu werden in den Weltenraum? Sie sind übers Alter hinaus; Sie sind sicher.«
Brewer’ lächelte traurig. »Ich habe ein schwaches Herz und bin deshalb nie tauglich gewesen. Aber das heißt nicht, daß ich mir nicht vorstellen kann, was Sie jetzt durchmachen. Vor zehn Jahren hat man mir meine Frau genommen. Kommen Sie, Mike. Der Arzt wird Sie jetzt untersuchen.«
3
Cherry Thomas wachte auf. Automatisch griff sie nach links, aber der Platz neben ihr war leer, noch ein wenig warm; Charlie war weg. Ein Zehndollarschein steckte in einer Ecke des Spiegels.
Im Aufstehen nahm sie ihn heraus und legte ihn in die Schublade. Die Wohnung befand sich in einem verheerenden Zustand. Zwei leere Flaschen standen am Boden neben dem Bett; überall lag Zigarettenasche. Charlie hatte die Abendzeitung mitgebracht. Wahrscheinlich um die letzten Neuigkeiten im Rennsport zu studieren, und nun lagen die losen Blätter übers ganze Zimmer verstreut.
Sie schleppte den Allesreiniger aus der Besenkammer heraus, steckte ihn an und ließ ihn die verstreute Asche aufsaugen, während sie sich duschte. Der reinigende, sanft sprühende Wasserstrahl tat so gut. Nach zehn Minuten kam sie hervor, reckte und streckte sich, gähnte und machte Gymnastik. Nur nicht zu dick werden um die Taille, meine Liebe. Interessant bist du nur, solange dein Körper schön ist.
Nach diesen Morgenpflichten schaltete Cherry den Radioapparat ein; Musik strömte in die Wohnung. Sie drückte auf den Fensterverdunkelungsknopf. Durch die Gleichstellung der Polarität der Gläser drang die Morgensonne herein. Es sah danach aus, als werde es in New York einen weiteren wunderschönen Tag geben. Die Wanduhr zeigte den zehnten Oktober 2116, elf Uhr dreiundzwanzig an.
Es war schon sehr spät. Bereits um dreizehn Uhr mußte sie sich in der Stadt vorstellen; eines der großen Etablissements suchte Empfangsdamen. Billige Arbeit für ein Mädchen, das Striptease-Star der nobelsten Lokale dreier Kontinente gewesen war. Aber die Zeit blieb nicht stehen. Sie war dreiunddreißig Jahre alt und dem rosigen Hauch der Jugend längst entwachsen. Heutzutage schienen Strip-Manager einem Wiegen-Fetischismus verfallen zu sein: je jünger, desto besser. Nächstes Jahr, dachte Cherry bitter, würde irgend jemand den neuesten Schrei auf diesem Gebiet herausbringen – die zehnjährige Striptease-Tänzerin.
Sie steckte die Lochkarte des gewünschten Frühstücks in den Roboter-Koch. Cherrys Wohnung war in beinahe jeder Hinsicht vollautomatisiert. Immer schon war es ihr Traum gewesen, von den neuesten Automaten umgeben zu sein. Zu einer Zeit, da sie buchstäblich in Geld schwamm, kaufte sie sich alle auf dem Markt befindlichen Geräte: einen automatischen Rückenkratzer; einen Roboter-Koch; Polaritäts-Fensterscheiben; eine Vorrichtung, die automatisch das Licht dämpfte; einen Allesreiniger. Ihre Wohnung war eine Stätte elektronischer Zauberkünste aller Art.
Jetzt ging sie auf die Straße, um ihr schmales Einkommen aufzubessern. Oft hörte sie staunende Bemerkungen über den Reichtum in ihrer Wohnung. Ja, nach einer gewissen Zeit wartete sie schon direkt darauf. Cherry aß ohne Appetit. Ein Frühstück war für sie etwas, was man essen mußte, was keine Freude machte.
Sie war auch nervös wegen dieses Vorstellens um dreizehn Uhr. Eine Empfangsdame hatte zwischen den Tischen einherzutänzeln, mit nicht mehr als einem hüftlangen durchscheinenden Fähnchen bekleidet. Sie glaubte, noch
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