9 SCIENCE FICTION-STORIES
besorgt. Jeder mußte sich mit neunzehn Jahren registrieren lassen, widrigenfalls man automatisch gezogen wurde. Deshalb war er gekommen, hatte die Formulare ausgefüllt und war von Maschinen diagnostiziert worden. Er mußte sich auch dem unangenehmen Fruchtbarkeitstest unterziehen. Wenige Wochen danach hatte er eine Karte mit dem Hinweis erhalten, daß er tauglich war. Er hatte die Achseln gezuckt, die Karte in seine Aktentasche gesteckt und gedacht, die Ziehung wäre etwas, was nur anderen Leuten passierte.
Aber ihm war es widerfahren. Jetzt. Er legte den blauen Brief auf den Tisch im Empfangszimmer. Die Angestellte schaute nickend hin. Hinter sich hörte Dawes die wartenden Burschen murmeln. Als Auserwählter hatte er eine besondere Note bekommen.
»Kommen Sie bitte mit«, sagte sie feierlich und bedachte ihn mit einem Blick, der ausdrückte: »Sie tun das Ihre zum Schicksal der Menschheit.« Sie führte ihn in ein Büro, in dem ein großer Mann mit schütterem Haarwuchs, Ende der Vierzig, einige Dokumente unterschrieb.
»Mr. Brewer, das ist Michael Dawes. Er wurde von der New Yorker Abteilung gezogen.«
Brewer erhob sich und streckte ihm die Hand entgegen. »Gratuliere, Dawes. Vielleicht können Sie es jetzt noch nicht beurteilen, aber Sie werden in Kürze am größten Abenteuer der Menschheit teilnehmen. Danke, Miß Donaldson.«
Miß Donaldson zog sich zurück. Brewer setzte sich wieder hin und bot Dawes einen bequemen luftgefederten Stuhl an.
»Nun?« fragte Brewer. »Sie sind deprimiert, wie?«
»Erwartet man vielleicht, daß ich glücklich sei?«
Brewer zuckte die Achseln. »Wollten Sie zu den Sternen, so hätten Sie sich freiwillig gemeldet. Es ist hart, Junge. Wie alt sind Sie?«
»Zwanzig.«
»Jung genug, um sich umzustellen. Manchmal habe ich Männer in den Dreißigern hier, Männer mit Familie. Sie würden staunen, wie viele von denen mich am liebsten in die Luft sprengten. Sie sind nicht verheiratet, oder?«
»Nein, Sir.«
»Eltern?«
»Leben in Cincinnati. Habe bereits mit ihnen telefoniert.«
»Sie glauben also, keinen Grund für eine Disqualifikation zu haben?«
Dawes schüttelte den Kopf und sagte leise: »Es gibt keinen Ausweg. Ich habe mich damit abgefunden. Aber deswegen gehe ich noch lange nicht gern!«
»Das ist anzunehmen«, sagte Brewer. »Wir nehmen aber auch an, daß Sie nicht ständig bocken werden, während Sie aktiv sein sollten. Wollen Sie in einer fremden Welt am Leben bleiben, können Sie das auch gar nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn Sie glauben, Pech gehabt zu haben, denken Sie an den Mann, den wir erst neulich hier hatten. Vater von drei Kindern. Alter: neununddreißig Jahre, elf Monate, drei Wochen. In einer Woche wäre er außer Gefahr gewesen, aber der Komputer erfaßte ihn. Er tobte, das Ganze wäre Intrige, aber er ging.«
»Soll mich das fröhlicher stimmen?« fragte Dawes.
»Ich weiß nicht«, meinte Brewer seufzend. »Man sagt, geteiltes Leid sei halbes Leid. Sie haben wahrscheinlich schrecklich Mitleid mit sich selbst, und ich nehme Ihnen das auch gar nicht übel.«
»Werde ich meine Eltern noch einmal sehen dürfen?«
»Wenn Sie wollen, können Sie heute nachmittag nach Cincy fliegen. Nächste Woche werden Sie von einem Beamten des Büros begleitet werden. Sicherheitsmaßnahme, verstehen Sie. Natürlich wird er Ihnen jede nur mögliche Freiheit lassen – für den Fall, daß Sie einer jungen Dame einen Abschiedsbesuch abstatten wollen, oder …«
»Nur meinen Eltern«, unterbrach Dawes.
»Gut. Wie auch immer. Sie haben noch sieben Tage. Nützen Sie diese gut. Im Nebenzimmer wird man Sie jetzt nochmals gründlichst untersuchen. Vielleicht sind Sie gar nicht mehr
Weitere Kostenlose Bücher