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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Ernsting
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Arzt wäh­len.
    Im Grun­de ge­nom­men war das Gan­ze ei­ne un­zu­läng­li­che Sa­che. Mil­lio­nen über Mil­lio­nen Ster­ne war­te­ten im All. Die Be­völ­ke­rung der Ster­ne war ein Pro­jekt auf lan­ge Sicht – und, wie die meis­ten sol­cher Vor­ha­ben, grau­sam. Aber in kom­men­den Jahr­hun­der­ten wür­de ei­ne weit­ver­streu­te Ster­nen­schar im Glanz von Men­schen­wel­ten er­strah­len. Es war die ein­zi­ge Mög­lich­keit. Exis­tier­ten auch Raum­schif­fe, um Men­schen zu den Ster­nen zu brin­gen, so könn­ten sich doch nur ei­ne Hand­voll Leu­te ent­schlie­ßen, sich los­zu­lö­sen und hin­aus­zu­fah­ren in die Dun­kel­heit des Alls. Wä­re die Ko­lo­ni­sa­ti­on auf frei­wil­li­ger Ba­sis be­las­sen wor­den, gä­be es heu­te kaum ein Dut­zend be­völ­ker­ter Wel­ten, an­statt der vie­len, die be­reits mensch­li­che Prä­gung auf­wie­sen. Es wa­ren klei­ne Ko­lo­ni­en, si­cher­lich. Aber sie wuch­sen. Nur we­ni­gen war es nicht ge­lun­gen, Fuß zu fas­sen. Und, dach­te Mul­hol­land, mor­gen in ei­ner Wo­che wird das Raum­schiff Ge­gen­schein neun­und­vier­zig Ge­zwun­ge­ne und einen ein­zi­gen Frei­wil­li­gen zu den Ster­nen brin­gen. Er schau­te die Kar­ten durch. Her­rick, Ca­rol. Dawes, Mi­cha­el. Haas, Phi­lip. Matt­hews, Da­vid. Und acht Dut­zend an­de­re. Heu­te nacht lach­ten, spiel­ten, san­gen, lieb­ten sie. Mor­gen wür­den sie nicht mehr zur Er­de ge­hö­ren. Das un­barm­her­zi­ge Ko­lo­ni­sa­ti­ons­sys­tem hat­te sie er­faßt.
    Mul­hol­land zuck­te die Ach­seln. Er war auf sei­nen al­ten Feh­ler ver­fal­len, die Aus­ge­wähl­ten als Men­schen zu se­hen und nicht als Na­men auf grü­nen Kar­ten. Er durf­te nicht ver­ges­sen, daß er nur sei­ne Pflicht er­füll­te, und tä­te er es nicht, dann eben ir­gend­ein an­de­rer. Und es war ja zum Woh­le der Mensch­heit.
    Aber er hat­te ge­nug da­von, das Amt zu lei­ten. In we­ni­ger als ei­nem Mo­nat war Wahl­tag, und er be­te­te in­stän­dig, sei­ne Par­tei mö­ge ver­lie­ren. Son­der­ba­re Wün­sche für einen treu­en Par­tei­gän­ger! Aber Mul­hol­land be­küm­mer­te das nicht. Wür­de er sein Amt nie­der­le­gen, wä­re das ein Ein­ge­ständ­nis von Schwä­che. Ei­ne Wahl­nie­der­la­ge hin­ge­gen könn­te das Pro­blem we­sent­lich scho­nen­der lö­sen.
     
2
     
    Wäh­rend der Nacht hat­te es in Ohio ge­reg­net. Die Wet­ter­kon­troll-Leu­te steu­er­ten das Wet­ter sehr sorg­fäl­tig den Som­mer über, wenn durs­ti­ge Fel­der nach Re­gen lechz­ten, und im Win­ter, wenn zu­viel Schnee die Zi­vi­li­sa­ti­on ge­fähr­den könn­te. Aber im Ok­to­ber la­gen die Fel­der brach. Künst­li­cher Re­gen war un­nö­tig.
    Je­ner Re­gen, der über Ohio fiel, war von Gott ge­schickt, und nicht von Men­schen, ver­ur­sacht durch die Schlecht­wet­ter­zo­ne, die vom süd­li­chen Ka­na­da vor­ge­drun­gen war.
    In sei­nem mö­blier­ten Zim­mer gleich um die Ecke der elf­ten Ave­nue, nicht sehr weit von der Uni­ver­si­tät ent­fernt, zog Mi­ke Dawes die De­cken über den Kopf. Sym­bo­lisch woll­te er sich in den Mut­ter­leib zu­rück­ver­set­zen, wo er Wär­me und Ge­bor­gen­heit zu fin­den hoff­te. Aber es half nichts. Er war halb wach. Wach ge­nug, um zu er­ken­nen, daß er wach war, aber noch zu schläf­rig, um auf­ste­hen zu kön­nen. Er hör­te das Plät­schern des Re­gens. Es war ein trüber Mor­gen.
    Auf dem Leucht­zif­fer­blatt sei­ner Uhr sah er, daß es acht Uhr war. Er wuß­te, daß es an der Zeit wä­re auf­zu­ste­hen. Heu­te war Mitt­woch, der an­stren­gends­te Tag der Schul­wo­che. Um neun Uhr stand ei­ne Zoo­lo­gie-Vor­le­sung des al­ten Shep­perd auf dem Pro­gramm, und Deutsch um zehn Uhr. Und ich ha­be voll­kom­men ver­ges­sen, mir die­se Ver­ben noch­mals an­zu­se­hen, dach­te Mi­ke Dawes schlaf­trun­ken. Wenn Klaus mich dran­nimmt, ste­he ich schön da!
    Ei­ni­ge Mi­nu­ten lang über­leg­te er, ob er auf­ste­hen soll­te; letz­ten En­des ge­stat­te­te er sich noch sech­zig Se­kun­den Wär­me. Er zähl­te: ein­tau­send­eins, ein­tau­send­zwei und sprang bei ein­tau­send­sech­zig ge­wis­sen­haft aus dem Bett und zit­ter­te in der trü­ben

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