9 SCIENCE FICTION-STORIES
werden.«
»Stimmt.« Sie lächelte ihn an. »Wieder eine Illusion weniger. Sind Sie heute angekommen? Wahrscheinlich, denn sonst wären Sie mir schon früher aufgefallen.«
»Ja, mit dem planmäßigen Raumschiff vom Mond.«
»Vom Mond?« Ihre dunklen Augen weiteten sich erstaunt. »Dann haben Sie bestimmt etwas mit der Terraformierung zu tun?« Er nickte. »Wie aufregend! Wie lange bleiben Sie noch hier?«
»Nur noch bis morgen, Mylady. Ich bin in einer dringenden Angelegenheit hier.«
Ursprünglich hatte er von dem Raumhafen im Pazifik sofort nach Paris weiterfliegen wollen. Aber dann stellte sich heraus, daß in den nächsten Tagen keine Maschine eingesetzt wurde, die außer den Passagieren auch den schweren Kompressor befördern konnte. Sevigny war fluchend mit einem Schiff nach Honolulu gefahren und hatte dort eine Maschine gechartert. Jetzt stand der Kompressor im Keller des Hotels, und er hatte einen Abend zur freien Verfügung.
Er brauchte sich keine Sorgen zu machen. Gegen ein gutes Trinkgeld war der Portier damit einverstanden gewesen, daß Oscar im Keller Wache hielt. Der Dirrel konnte über einen Kurzwellensender Alarm geben, falls unerwarteterweise Sevignys Eingreifen notwendig werden sollte, denn sein Besitzer trug den Empfänger bei sich.
»Schade«, meinte die junge Frau bedauernd. Sie runzelte die Stirn. »Bitte, halten Sie mich nicht für aufdringlich. Auf Ihrem Heimatplaneten herrschen vielleicht ganz andere Sitten. Aber … haben Sie für heute abend schon etwas vor?«
»Nein. Ich wollte gerade zum Essen gehen.« Sevignys Herz schlug rascher. »Würden Sie mir vielleicht dabei Gesellschaft leisten, Mylady?«
»Sogar sehr gern. Sie dürfen mich nicht falsch verstehen, aber alles, was mit anderen Welten zu tun hat, fasziniert mich einfach. Man hört so viele verschiedene Meinungen und sieht Dokumentarfilme im Fernsehen – aber das sind alles Informationen aus zweiter Hand. Sie sind der erste Mann, den ich kenne, der wirklich etwas darüber weiß.«
Sevigny beherrschte sich sehr, um ihr nicht zu zeigen, daß er sich über ihre Zusage freute. »Das überrascht mich«, stellte er fest. »Ich dachte immer, daß die Menschen in den oberen Gesellschaftsschichten so ziemlich jeden kennen.«
Sie sah lächelnd zu ihm auf. »Ich gehöre aber nicht zu der obersten Gesellschaftsschicht. Sicher, mein Vater hat einen Haufen Geld, aber er hat es in der Vergnügungsindustrie verdient.« Sie blinzelte ihm lustig zu. »Dann habe ich also ein Rendezvous mit einem Mann, dessen Namen ich nicht einmal weiß. Ich heiße Maura Soemantri – geboren in Djakarta, aufgewachsen in Chicago und hier zum Wellenreiten.«
»Donald Sevigny, vom Klan Jäger in den Shaws, stets zu Ihren Diensten.« Er deutete eine Verbeugung an.
Sie berührte seine Hand einen Augenblick lang, bevor sie wieder sprach. »Ich sollte heute abend im Klub essen, aber Sie sind bestimmt interessanter. Ich muß nur anrufen, daß ich nicht komme. Entschuldigen Sie mich bitte eine Minute. Ich bin gleich wieder zurück.«
Sevigny sah ihr bewundernd nach. Er hatte sich unerwartet schnell an die höhere Schwerkraft auf der Erde gewöhnt, aber erst jetzt fiel ihm auf, wie graziös der Gang einer Frau dadurch wurde.
Dann überlegte er sich, wie diese Zufallsbekanntschaft sich weiterhin entwickeln konnte. Wahrscheinlich würde der Abend mit Maura kein billiges Vergnügen werden, weil sie bestimmt erstklassige Lokale bevorzugte. Andererseits hatte er überreichlich Geld zur Verfügung, das er nach Belieben ausgeben durfte, ohne später darüber abrechnen zu müssen. Warum also nicht? Ihre Gesellschaft versprach amüsanter zu sein als ein einsam verbrachter Abend.
Weitere Kostenlose Bücher