9 SCIENCE FICTION-STORIES
Erde herrschten. Aber trotzdem haben wir ganz bestimmte Vorstellungen von unserer Arbeit innerhalb der nächsten Jahrzehnte.« Er dachte an Decker, der unter den Trümmern des Bohrturms begraben lag, und schloß einen Augenblick lang die Augen.
»Was haben Sie denn?« fragte Maura. »Nichts.« Sevigny trank das Glas aus. »Ich habe eben nur an einen Unfall gedacht, den wir vor einigen Tagen hatten. Ich möchte lieber nicht darüber sprechen.«
Im gleichen Moment wies der Ober zwei Männern den Nebentisch an. Sevigny starrte unwillkürlich hinüber. Wenn er in der Schule richtig aufgepaßt hatte, mußte der eine aus Indien stammen, der andere jedoch Araber sein. Dann besann er sich wieder auf seine guten Manieren. Außerdem war Maura hübscher.
»Ich habe schon gehört, daß die Arbeiten ziemlich gefährlich sind«, sagte sie eben. »Das verärgert viele Leute, die ohnehin der Meinung sind, daß das Projekt bereits mehr Geld verschlungen hat, als es überhaupt wert ist«
»Diese Auffassung verstehe ich einfach nicht«, gab er zurück und freute sich, daß er ihrer Frage nach den Unfällen so geschickt ausgewichen war. »Ich finde, daß eine neue Welt jeden Preis wert ist, den man dafür bezahlen muß.«
»Aber wie viele Menschen werden daraus einen Nutzen ziehen? Auch das entwickelt sich allmählich zu einer Streitfrage. Viele behaupten, daß nur reiche Leute sich einen Flug dorthin und einen längeren Aufenthalt werden leisten können.«
»Reine Demagogie, Mylady. In den Statuten der Gesellschaft heißt es, daß ein Viertel der Mondoberfläche für Erholungszwecke bereitgestellt werden muß. Außerdem garantieren wir bereits jetzt, daß Mondflüge später fast umsonst sein werden, weil der Abbau der reichen Mineralvorkommen die entstehenden Unkosten zum größten Teil decken wird. Dort oben wird einmal ein grünes Paradies entstehen, das den Großstadtmenschen der Erde wieder die ganze Schönheit der unberührten Natur vor Augen führen wird. Und dann …«
»Ti’ki!«
Das Weinglas fiel Sevigny aus der Hand und zerschellte auf dem Fußboden.
»Don«, flüsterte Maura eindringlich, »was ist denn plötzlich in Sie gefahren?«
Er holte den winzigen Empfänger aus der Tasche und legte ihn an das Ohr. »R-r-rik-ik-ik, ti’ki, ti-ki, rik-ik, di!«
Oscar hatte keine Worte für den großen Lagerraum im Keller oder eine Rampe, die ins Freie hinausführte, oder einen Kranwagen. Aber genau das schien er beschreiben zu wollen. Männer kommen, vier Männer kommen, Maschine, Angst, jagen Oscar, Ding – Oscar – bewacht verschwindet, Don, komm, ti’ki, ki, ki!
Sevigny sprang auf und hatte die Fahrstuhltür schon fast erreicht, bevor Maura einen Schrei ausstoßen konnte.
Der Ober, eine schattenhafte Gestalt, eine abwehrende Handbewegung. »Kann ich Ihnen behilflich sein, Sir?«
»Nein!« Sevigny riß sich los und rannte weiter auf den Ausgang zu.
Der Fahrstuhl war nicht oben. Er drückte mehrmals hintereinander auf den Knopf, während Oscar in seinem Versteck über den Heizungsrohren weiterschnatterte.
Maura hatte ihn inzwischen erreicht. Er spürte kaum, daß sie ihn am Ärmel zog. Auch ihre Tränen machten keinen Eindruck. »Don, Don, was ist denn passiert? Sind Sie plötzlich übergeschnappt? Bitte, kommen Sie an den Tisch zurück …«
Die Fahrstuhltür öffnete sich. Sevigny stieß Maura beiseite. »Vielleicht bin ich bald wieder hier«, beruhigte er sie.
Ein Mann drängte sich an ihm vorüber in die Kabine. Er erkannte den Inder vom Nebentisch, wollte ihn wieder hinausdrängen und bekam ihn nicht zu fassen.
»Ich will Ihnen nur helfen«, sagte der Inder mit leiser Stimme.
Jetzt war keine Zeit mehr zu verlieren. Sevigny drückte auf den untersten Knopf. Die
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