9 SCIENCE FICTION-STORIES
auch Ihre Klans entstanden. Außerdem ist die Venus ein schönes Stück weit entfernt. Der Morgen- und Abendstern, sonst nichts. Sie hängt nicht über der Erde, sie steigt nicht wie ein Kürbis hinter den Hügeln auf, um sich wieder in Erinnerung zu bringen.
Wahrscheinlich wären Sie überrascht, wenn Sie wüßten, mit welcher Energie manche Menschen dagegen kämpften, daß der Mond verwandelt werden sollte – aus reiner Sentimentalität. Auf der Erde leben genügend ältere Leute, die sich noch immer nicht damit abgefunden haben. Und wenn es sich außerdem um eine Welt handelt, auf der zu Anfang keine Atmosphäre vorhanden ist … nun, Sie sollten einmal hören, mit welchem Gejammer unsere finanziellen Forderungen bewilligt werden. Aber vor allem gibt es Menschen auf der Erde, die sehr daran interessiert sind, daß dieses Projekt nicht verwirklicht wird.«
Sevigny runzelte die Stirn. »Wollen Sie damit sagen, daß es sich bei dem Unglück um Sabotage handeln könnte, Mr. Norris?«
»Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Aber einige schwere Rückschläge würden doch politische Munition abgeben, finden Sie nicht auch?«
Sevigny schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber ich bin der Meinung, daß die Erde sich festgelegt hat. Ich meine durch die riesigen Beträge, die bereits in diesem Projekt stecken – die kann man doch nicht einfach abschreiben. Oder doch?«
»Eines unserer besten Argumente«, stimmte Norris zu. »Da fällt mir übrigens ein, daß ich Ihnen einige Bücher mitgeben wollte, die Sie lesen sollten. Alle behandeln politische Themen, sind aber trotzdem durchaus interessant.«
»Ich muß Ihnen ehrlich sagen, daß ich mich nie sehr um politische Dinge gekümmert habe. Politik langweilt mich.«
»Das beweist nur, daß Sie nicht genug darüber wissen, junger Mann. Sie sollten sich wirklich damit befassen, bevor Sie auf die Erde kommen.«
»Was? Aber ich hatte doch gar nicht die Absicht …«
»Ich kann im Augenblick unmöglich von hier fort«, erklärte Norris. »Andererseits weiß ich nicht mehr, wem ich noch trauen darf. Aber Sie gehören keiner der Parteien an, sind intelligent und vermutlich ein harter Bursche. Und der Vertrag von Toronto gibt Ihnen das Recht, zu jeder Zeit und an jedem Ort Waffen zu tragen. Ich möchte nur, daß Sie den Kompressor, den Sie geborgen haben, auf die Erde in das Hauptquartier des Weltsicherheitsdienstes bringen, damit er dort gründlich untersucht werden kann. Das kristallisierte Metall sieht nämlich sehr nach Sabotage aus. Eine größere Strahlendosis könnte die Ursache dafür sein, aber wie sollte das zufällig passiert sein? Sie fahren offiziell als mein Beauftragter, der einige Konstruk tionsänderungen besprechen soll – damit niemand auf komische Gedanken kommt. Was halten Sie davon?«
»Oh!« rief die junge Frau aus. »Entschuldigen Sie, bitte.«
Sevigny stützte sie, indem er sie am Ellbogen festhielt, bis sie wieder das Gleichgewicht gefunden hatte. Ihr langes Abendkleid mit den Silbersandalen zog die Blicke der Männer in der Hotelhalle auf sich.
Der Inhalt ebenfalls. Die junge Frau schien eine Eurasierin zu sein, obwohl sie für diesen Menschentyp ungewöhnlich groß war, und das tief ausgeschnittene Kleid saß wie eine zweite Haut. »Keine Ursache«, wehrte Sevigny ab. »Gern geschehen.«
Sie lachte. »Ich wußte gar nicht, daß ein wilder cythereanischer Krieger ein so nettes Kompliment machen kann.« Sevigny hätte am liebsten ebenfalls gelacht, aber in diesem Fall mußte er etwas zur Ehrenrettung seines Klans sagen. »Ist das die hier allgemein verbreitete Ansicht? Ein Irrtum, Mylady. Wir arbeiten hart und kämpfen nur, wenn wir angegriffen
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