9 SCIENCE FICTION-STORIES
Berichte darüber. Zum Beispiel, daß das Magnetfeld der Erde uns vor einem Teil der Weltraumstrahlung schützt. Ist das nicht richtig? Und der Mond hat doch fast kein Magnetfeld.«
»Die Venus auch nicht. Wenn die Atmosphäre dicht genug ist, spielt das fast keine Rolle. Unsere ist wesentlich dichter als die der Erde.«
»Aber der Mond ist doch so klein! Wie sollen die Gase da an Ort und Stelle bleiben?«
»5ie verflüchtigen sich nicht so schnell, wie man früher angenommen hat. Nach den letzten Schätzungen dauert es mindestens eine halbe Million Jahre, bevor die Verluste kritisch zu werden beginnen. Außerdem hat der Mond der Erde die niedrigere Schwerkraft voraus. Bei einem geplanten Luftdruck, der etwa fünfundzwanzig Prozent geringer als der durchschnittliche Luftdruck auf der Erde ist, erstreckt sich die Atmosphäre bis in Höhen, wo hier der Weltraum schon längst begonnen hat. Elektrisch geladene Teilchen werden nicht sehr tief in den Luftraum eindringen, während aktinische Strahlen völlig absorbiert werden.«
»Ich habe aber auch gelesen, daß vielleicht gar nicht genug Gas zur Verfügung steht.«
»Die Selenologen schwören jeden Eid, daß genügend vorhanden ist. Selbstverständlich nicht bereits in gasförmigem Zustand. Als Eis, als Kristallwasser, in Verbindungen mit Kohlenstoff, Stickstoff und Schwefel, die freigesetzt werden können. Wir versuchen mit Hilfe von Tiefbohrungen und Atombomben natürliche Vulkane zu schaffen, um dadurch den gleichen Prozeß einzuleiten, dem sämtliche kleineren Planeten ihre Atmosphäre verdanken. Allerdings beschleunigen wir den gesamten Ablauf so sehr, daß er nur noch Jahrzehnte statt Jahrmillionen dauert.«
»Aber was geschieht, wenn die Berechnungen sich als falsch erweisen?«
»Auch für diesen Fall ist bereits vorgesorgt. Man braucht einfach nur ein paar Kometen aus ihrer Bahn abzulenken und auf den Mond stürzen zu lassen, denn sie bestehen zum größten Teil aus gefrorenen Gasen.« Sevigny lachte. »Jedenfalls steht heute schon fest, daß die letzte Phase des Unternehmens äußerst sehenswert sein wird – von der Erde aus, weil man sich da in sicherer Entfernung befindet.«
»Und was haben Sie dann erreicht?« erkundigte Maura sich. »Giftgase?«
So ungebildet kann sie doch unmöglich sein, überlegte er. Oder doch? Macht vermutlich nur Konversation. Will mir Gelegenheit geben, mein Wissen zu zeigen. Auch recht.
»Auf der Venus waren die Verhältnisse nicht sehr viel besser«, erklärte er ihr. »Stickstoff, Kohlenstoffdioxyd und Wasser in den Wolken.
Aber die Algen, die sich durch Photosynthese ernährten, fanden ideale Lebensbedingungen vor. Zunächst wurde dadurch Sauerstoff frei, während die abgestorbenen Teile der Pflanzen Kohlenstoff und Wasser abgaben. Die Treibhaustemperaturen sanken ständig, bis es schließlich bei etwa fünfunddreißig Grad Celsius zu regnen begann – das allerdings zehn oder elf Jahre ohne Pause. Nachdem einmal genügend Wasser vorhanden war, setzte der Urey-Prozeß ein, der Boden nahm einen Teil des Kohlenstoffdioxyds auf, und allmählich entstand eine Atmosphäre, in der Menschen leben konnten.« Er nahm einen Schluck aus seinem Glas. »Die ultraviolette Strahlung erwies sich als äußerst nützlich, weil dadurch Wasserstoffverbindungen abgebaut wurden. Damit wäre also bewiesen, daß die Terraformierung durch ein schwaches Magnetfeld begünstigt wird.«
»Das alles wollen Sie also auch auf dem Mond erreichen?«
»Was denn sonst? Selbstverständlich mit gewissen Abänderungen. Die Verhältnisse auf dem Mond lassen sich nicht ohne weiteres mit denen vergleichen, die früher auf der Venus oder der
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