9 SCIENCE FICTION-STORIES
Und ihrem Gang nach zu urteilen, hatte sie ihn sicher nicht nur aus Versehen angestoßen!
Maura kehrte wenige Minuten später zurück. Sie nahm seinen Arm und sah ihn erwartungsvoll an. »Eigentlich müßte ich jetzt ein Restaurant vorschlagen«, sagte er. »Aber als Fremder in diesem Aufzug …«
»Machen Sie sich deswegen keine Sorgen«, bat sie. »Hier auf der Erde paßt eine Uniform immer – vom Imperial Saturn Hotel bis zur finstersten Verbrecherkneipe. Und Ihre Tunika ist doch eine Art Uniform, nicht wahr? Das Dachgartenrestaurant hier im Haus gefällt mir fast am besten. Die Aussicht ist herrlich.«
»Bestimmt«, meinte Sevigny und betrachtete sie von der Seite.
Als die Fahrstuhltür sich wieder öffnete, wurden sie von einem Ober im Frack empfangen und an einen Tisch an der Brüstung geleitet. Sevigny hatte sich längst abgewöhnt, noch darüber zu staunen, wie viele Menschen trotz der vollautomatisierten Lebensweise auf der Erde noch arbeiteten. Was sollte der Großteil der Bevölkerung denn anderes tun? Schließlich konnten nicht alle Ingenieure werden. Er hatte sich auch daran gewöhnt, daß er überall angestarrt wurde. Hier geschah das durchaus unauffällig, aber Sevigny wußte, daß er im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit stand.
Maura beobachtete ihn, während er auf Honolulu hinuntersah, das sich wie ein Meer aus bunten Lichtern bis zum Horizont erstreckte. »Ja«, stellte sie dann fest, »die gute alte Erde ist wirklich schön, finden Sie nicht auch?«
»Wenigstens hier«, gab er zurück.
»Hmm … ich nehme an, daß Sie Aufnahmen und Statistiken gesehen haben. Der größte Teil des Planeten hat sich zum Nachteil verändert. Zu viele Menschen, zu wenig Platz für alle. Ihre Vorfahren hatten recht, als sie die Venus besiedelten. Aber glauben Sie wirklich, daß es dort eines Tages wie hier aussehen wird?«
»Vielleicht.« Sevigny dachte einen Augenblick lang sehnsuchtsvoll an die windgepeitschten Wälder, die Frühnebel über den Bergen und den fortwährenden Kampf mit der Wildnis zurück. »Hier und da ist ein Landstrich bereits … nein, das läßt sich nicht miteinander vergleichen. Unmöglich. Aber wir haben genügend Raum.«
Er wies auf den Mond. Die künstlich geschaffene Atmosphäre ließ die scharfen Umrisse verschwinden und veränderte das bleiche Leuchten zu einem strahlenden Glanz. »Ihr Terraner braucht nur noch wenige Jahrzehnte Geduld zu haben, dann ist dort oben genügend Raum für euch«, erklärte er ihr.
»Sind Sie davon überzeugt?«
»Selbstverständlich. Die Mondoberfläche entspricht etwa einem Viertel der gesamten Landfläche der Erde.«
Die Cocktails wurden serviert. Maura lächelte und stieß mit ihm an. »Ich fürchte, Sie sind ein unverbesserlicher Idealist, Don. Trotzdem – herzlich willkommen auf der Erde.«
Als eine Stunde später die letzten Teller abgetragen wurden – Maura hatte bestellt, weil Sevigny nichts mit den fremden Namen auf der Speisekarte anfangen konnte –, lehnte Don sich zurück und sah nachdenklich zu ihr hinüber. »Ich muß mich bei Ihnen bedanken«, begann er, »denn ohne Ihre freundliche Hilfe säße ich vermutlich noch jetzt vor der Karte, ohne ein Wort davon zu verstehen. Wie kann ich mich dafür erkenntlich zeigen?«
»Zeigen Sie mir Ihren Planeten – wenn ich je eine Flugkarte dorthin erwische.«
»Sie müssen es unbedingt versuchen, denn die Gelegenheit bietet sich so schnell nicht wieder. Der Mond ist natürlich von hier aus leichter zu erreichen. Aber vorläufig ist die Luft dort oben noch nicht atembar.«
»Wenn sie das überhaupt jemals wird.«
Er sah sie überrascht an. »Warum bezweifeln Sie das?«
»Oh … man hört und liest so viele
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