9 SCIENCE FICTION-STORIES
Erkundungs-Teams nach gab es auf Osiris kein intelligentes Leben, wenigstens nicht auf dem nördlichen Kontinent, der für die Kolonisten ausgewählt worden war. Und das festzustellen war nicht schwierig gewesen; denn bisher hatte man nirgends im Universum intelligente Lebewesen vorgefunden. Auf vielen Planeten lebten Gattungen, die in der Entwicklung nicht allzu weit zurücklagen, aber nur auf der Erde gab es eine Kultur, eine Zivilisation, Sprachen.
Um vierzehn Uhr fünfundfünfzig kam der Übergangsstoß. Mit höchster Feldintensität schlug der Einstein-Generator eine Öffnung in die Struktur des Überraums und die Gegenschein schlüpfte durch diesen Riß, und zurück ins Universum realer Dinge.
Augenblicklich sprangen die Raketentriebwerke an und brachten das Schiff in seine Bahn um den Planeten. Mit immer enger werdenden Spiralen würde die Gegenschein hinuntergleiten, ihre Geschwindigkeit mit der des Osiris abstimmend, bis die Bahn an der Oberfläche des Planeten enden und das Raumschiff landen würde.
An seine Andruckliege gefesselt, biß Dawes die Zähne zusammen, um das Stampfen der Raketen aushalten zu können. Das Raumschiff war nicht sehr gut isoliert gegen Motorenvibrationen; es war ein rein zweckbedingtes Fahrzeug, gebaut, um Menschen von einer Welt zu einer anderen zu befördern.
Er bedauerte das Fehlen von Bullaugen. Es wäre sicherlich erhebend gewesen, den Planeten Osiris zu sehen, ständig an Größe zunehmend, während das Raumschiff tiefer sank. Erhebender jedenfalls, als in der schlecht belüfteten Kajüte auf dem Rücken zu liegen, im Halbdunkel. Irgendwo vorn in der Nacht war Osiris, Wega IX, vier Milliarden Meilen entfernt vom vierthellsten Stern am Erdhimmel. Würde Sol sichtbar sein am Nachthimmel des Osiris? Wahrscheinlich – als ein unbedeutender, nebensächlicher weißer Punkt.
Niemand sprach, während das Raumschiff planetenwärts vorstieß. Jeder war allein mit seinen Träumen und Erinnerungen. Minuten schlichen dahin; um sechzehn Uhr gab Captain McKenzie durch, daß das Raumschiff in die Atmosphäre Osiris’ eingetreten war. Drei Stunden würde es noch bis zur Landung dauern. Das Raumschiff würde den Planeten umkreisen, seiner Oberfläche näher und näher kommend …
Neunzehn Uhr. Auf seiner Liege kämpfte Mike Dawes gegen die Übelkeit an. Die vergangene Stunde war eine holprige, rüttelnde Fahrt gewesen, hinunter durch die sich verdichtenden Schichten der Atmosphäre. Atmosphärische Strudel wirbelten das goldene Schiff herum. In der Troposphäre stieß ein Sturm es hin und her. Aber die Reise näherte sich ihrem Ende. Das Raumschiff Gegenschein hing knapp über Osiris’ nördlichem gemäßigten Kontinent, sinkend, sinkend …
Landung!
Der Aufprall ließ das Schiff erbeben. Es schwankte einen Augenblick, bevor sich die Standsäulen in den Grund bohrten.
Captain McKenzie meldete sich: »Wir sind gelandet. Willkommen auf Osiris, meine Damen und Herren.«
Wir sind da, dachte Dawes.
Er sehnte sich danach, den Schiffsrumpf zu durchbohren, um den neuen Planeten sehen zu können. Aber eine Stunde oder mehr verging, ehe die Kolonisten das Raumschiff verlassen durften. Da waren einmal Routine-Atmosphärentests durchzuführen (»als würden sie uns wieder heimbringen, wenn sie entdeckten, daß die Luft pures Helium wäre«, kommentierte Sid Nolan), dann das Abkühlen, das fünfzehn Minuten lang dauerte, wobei Düsen unter dem Schiffsrumpf entgiftende Flüssigkeiten auf die Landefläche sprühten, um die Ausstrahlungsprodukte und giftigen Raketen-Abgase unschädlich zu machen.
Danach das öffnen der Luke,
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