9 SCIENCE FICTION-STORIES
Stunde in Anspruch. Haas inventarisierte jedes Gepäckstück, kontrollierte es anhand einer Liste. Als die Hälfte abgeladen war, pfiff er wieder und bestimmte neue Teams. Die Müden konnten sich ausruhen, Leute mit frischen Kräften gingen an die Arbeit. Dawes wurde dem zweiten Team zugeteilt. Er beförderte die Kisten vom Raumschiff weg zum nächsten wartenden Mann. Der Frachtraum war fast leer, als Dave Matthews aus dem Wald gelaufen kam und nach Haas schrie.
Der Kolonie-Direktor drehte sich um: »Was gibt es, Dave?«
Keuchend rannte Matthews heran. Dawes und noch einige andere blieben stehen und lauschten.
Matthews rang nach Atem. »Fremde! Ich sah Fremde!«
Haas runzelte die Stirn. »Was?«
»Am Waldrand umherschleichend. Dunkle, schattenhafte Gestalten. Sie schauten wie Menschen aus, oder wie Affen, oder ähnliches.«
Stechende Angst durchfuhr Dawes. Aber Haas lächelte. »Sind Sie sicher, Dave?«
»Wie könnte ich sicher sein? Sie liefen weg, sobald ich auf sie zuging.«
»Hat noch irgend jemand Ihres Teams sie gesehen?« fragte Haas und schaute auf die vier anderen Mitglieder der Aufklärungs-Patrouille.
»Ich nicht«, antwortete Sid Nolan.
»Auch ich nicht«, pflichtete Paul Wilson bei. »Wir liefen hin, als Matthews schrie, aber sehen konnten wir nichts.«
Haas tat die Angelegenheit mit einem Achselzucken ab. »Das werden wir später überprüfen. Sie können sich getäuscht haben, Dave.«
»Hoffentlich. Aber ich glaube nicht.« Damit war die Sache vorläufig erledigt. Im Augenblick war es wichtiger, das Raumschiff zu entladen. Dawes schwitzte bei der Arbeit und fröstelte um so mehr, wenn ein Windstoß kam. Aber es freute ihn, tätig sein zu können, sich zu bewegen, seine Muskeln zu gebrauchen, nach diesen vier Wochen trostloser Eingeschlossenheit.
Endlich war die Ladung gelöscht. Ein buntes Durcheinander schwerer Kisten und kleinerer Gepäckstücke lag fünfhundert Meter vom Raumschiff entfernt. Die Mannschaft eilte geschäftig umher, erledigte den Countdown in schneller Folge. Wurde das Raumschiff mit Kolonisten und Fracht beladen, so nahmen die Vorbereitungen drei Tage in Anspruch; leer konnte es innerhalb weniger Stunden startbereit gemacht werden.
Während die Mannschaft arbeitete, kletterten die hundert Kolonisten ein letztesmal an Bord, um in der Kombüse ein Essen zuzubereiten. Es war dies die dritte Mahlzeit heute. Auf Osiris jedoch war es erst Mittag, und Haas hatte angeordnet, bis Sonnenuntergang zu arbeiten, also weitere sechs oder sieben Stunden, damit sie sich gleich zu Beginn an die neue Zeiteinteilung gewöhnten. Dawes mußte nach dem Essen Aufräumungsarbeiten erledigen. Als er dann wieder aus dem Schiffsrumpf auftauchte, sah er Haas und Captain McKenzie im Gespräch. Haas zählte seine Leute, vergewisserte sich, daß alle das Schiff verlassen hatten. Immerhin bestand ja die Möglichkeit, daß jemand als blinder Passagier zurückfliegen wollte.
Er pfiff. »Alle herhören! Das Raumschiff wird in Kürze abheben. Alle hinüber zu den Gepäckstücken, sofort! Das Raumschiff startet!«
Die letzten Vorbereitungen dauerten zwanzig Minuten. Mike Dawes, mit den andern Kolonisten außerhalb der Gefahrenzone stehend, spürte einen heftigen Schmerz in seinem Innern, als er auf das Raumschiff starrte, das seine Standsäulen einzog. Das war die letzte Verbindung zur Erde, dieses goldene Raumschiff am Ufer des Sees.
Der warnende Hupenton erstarb, das Schiff sprang plötzlich weg vom Boden, schwebte einen Augenblick lang auf einem lodernden Flammenpolster, gegen Osiris’ Schwerkraft ankämpfend, riß sich los und schoß hinauf in den wolkengetrübten Himmel. Eine halbe Minute vielleicht
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