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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Ernsting
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an­de­re ge­eig­ne­te Mög­lich­kei­ten gibt, au­ßer in der Kon­troll­ka­bi­ne. Der Grund ist ein­fach zu er­klä­ren: Je­de Art Lu­ke ist ei­ne schwa­che Stel­le am Rumpf. Nach­dem wir uns die meis­te Zeit im Über­raum be­fin­den wer­den, wo es oh­ne­hin nichts zu se­hen gibt, ha­ben die Kon­struk­teu­re die Aus­guck­öff­nun­gen weg­ge­las­sen.
    Darf ich Sie nun bit­ten, sich ein­fach zu ent­span­nen, sich hin­zu­le­gen und Kon­takt mit Ih­ren Nach­barn auf­zu­neh­men. In fünf­und­drei­ßig Mi­nu­ten wer­den wir star­ten. Dan­ke.«
    Mit ei­nem Klick ver­stumm­te der Laut­spre­cher.
    Die Mi­nu­ten flos­sen da­hin. Dawes ver­such­te, den Voll­mond am nächt­li­chen Him­mel, den Großen Bä­ren, den Ori­on in sei­nem Ge­dächt­nis zu ver­an­kern. We­ni­ger als zehn Mi­nu­ten blie­ben noch.
    Er ver­such­te, sich die An­ord­nung des Raum­schiffs aus­zu­ma­len. Ganz oben, un­ter der ab­ge­run­de­ten Spit­ze wa­ren wahr­schein­lich die Kon­troll­ka­bi­ne und das Mann­schafts­quar­tier un­ter­ge­bracht. Dann, dach­te er, dar­un­ter, müß­ten sich die bei­den Schlaf­sä­le der Män­ner be­fin­den, ei­ner auf je­der Sei­te des Raum­schiffs. Dann der zen­tra­le Ge­sell­schafts­raum und dar­un­ter die bei­den Schlaf­sä­le der Frau­en. Ganz un­ten der zwei­te Ge­sell­schafts­raum und die Kom­bü­se.
    Und da­hin­ter die Ra­ke­ten­ver­bren­nungs­kam­mern und der mys­te­ri­öse Raum mit dem Ein­stein-Trieb­werk.
    Er wuß­te sehr we­nig über den Ein­stein-An­trieb. Nur, daß im Mit­tel­punkt ein ther­mo­nu­klea­rer Ge­ne­ra­tor stand, der durch das Her­stel­len ei­nes Über-Son­nen­in­ten­si­tät-Fel­des ein Span­nungs­mus­ter in der Raum­struk­tur schuf. Und daß das Raum­schiff durch die­ses Span­nungs­mus­ter in einen Be­reich hin­ein­g­litt, ge­nannt Über­raum, wie ein See­hund durch ei­ne Spal­te im ark­ti­schen Eis.
    Und dann? Ir­gend­wie schnel­ler ra­send als mit Licht­ge­schwin­dig­keit, wel­che die Höchst­ge­schwin­dig­keit des Uni­ver­sums dar­stellt, wür­de das Raum­schiff die un­er­gründ­li­chen Wei­ten von Licht­jah­ren be­wäl­ti­gen; in der Nä­he des We­ga-Sys­tems wie­der auf­tau­chen aus dem Über­raum, um mit­tels her­kömm­li­chen Ra­ke­ten­an­triebs auf dem Pla­ne­ten Osi­ris zu lan­den.
     
    Tief un­ter sich spür­te Dawes das Brum­men der gi­gan­ti­schen Ra­ke­ten­trieb­wer­ke. Ein don­nern­des Brau­sen, ei­ne schwe­re Faust schi­en auf sei­nen Brust­korb her­un­ter­zu­fah­ren, das Raum­schiff hob sich. Sein Herz poch­te stür­misch un­ter dem Be­schleu­ni­gungs­druck. Er schloß die Au­gen.
    Der plötz­li­che Schmerz der Los­lö­sung durch­zuck­te ihn. Sein letz­tes Band zur Er­de, das Band der Schwer­kraft, war zer­ris­sen wor­den.
     
9
     
    Dawes hät­te nie ge­dacht, daß vier Wo­chen der­art lang­sam da­hin­schlei­chen könn­ten. Die Auf­re­gung, im Welt­raum zu sein, leg­te sich bald wie­der. Im Über­raum war kei­ne Be­we­gung zu spü­ren, kei­ne Ra­ke­ten­vi­bra­ti­on, kein Be­schleu­ni­gungs­ge­fühl. Das Schiff schi­en be­we­gungs­los im Nichts zu hän­gen. Und die hun­dert Pas­sa­gie­re, er­bar­mungs­los in ihr Fahr­zeug hin­ein­ge­stopft, ka­men sich wie Ge­fan­ge­ne in ei­ner großen Zel­le vor.
    Wäh­rend ein Tag sich schlep­pend hin­zog zum nächs­ten, von Wo­che zu Wo­che, wur­de Dawes im­mer apa­thi­scher durch die­se Ein­tö­nig­keit und das stän­di­ge Un­be­ha­gen. Er zähl­te die Ta­ge, dann die Stun­den bis zur Lan­dung. Er schlief, so­viel er konn­te – manch­mal fünf­zehn und sech­zehn Stun­den pro Tag, bis er ein­fach kei­nen Schlaf mehr fin­den konn­te.
    Klei­ne Cli­quen bil­de­ten sich an Bord des Raum­schiffs, wäh­rend die Ta­ge vor­beig­lit­ten, Grup­pen zu sechs oder acht: Lands­leu­te, oder Men­schen un­ge­fähr glei­chen Al­ters, oder glei­chen In­tel­li­genz­gra­des, die sich et­was zu sa­gen hat­ten in die­sem ge­mein­sa­men Miß­ge­schick. Dawes ge­hör­te kei­ner die­ser Grup­pen an. Mit sei­nen zwan­zig Jah­ren war er der jüngs­te Ko­lo­nist – durch ir­gend­ei­ne Lau­ne des Kom­pu­ters war kei­ner der an­de­ren Män­ner

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