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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Ernsting
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sie sich mit dem na­he­ge­le­ge­nen See be­gnü­gen müs­sen und von dort das Was­ser neh­men, so­wohl zum Wa­schen als auch zum Trin­ken.
    »Nicht sehr ein­drucks­voll, wie?« frag­te er.
    »Nein, nicht sehr.«
    »Wir wer­den das schon än­dern. Die­se Kup­peln sind ja nur ein Not­be­helf, schüt­zen­de Plätz­chen, bis wir rich­ti­ge Häu­ser bau­en. Ei­nes Ta­ges wer­den wir ein pri­ma Heim ha­ben, Ca­rol.«
    Er lä­chel­te ihr er­mu­ti­gend zu. Sie aber sank nie­der auf ih­ren Kof­fer und starr­te trüb­sin­nig ins Nichts. Dawes be­gann, sich um die Schlaf­ge­le­gen­heit Ge­dan­ken zu ma­chen. Sie wür­den einen Teil ih­rer Klei­der aus­brei­ten, sich wär­me­su­chend an­ein­an­der­schmie­gen und sich mit den rest­li­chen zu­de­cken müs­sen, dach­te er. »Ich hat­te nicht er­war­tet, daß al­les so kom­men wür­de«, sag­te sie plötz­lich mit ton­lo­ser Stim­me. »Ich mei­ne, mein Le­ben und was da­mit zu­sam­men­hängt. Ich mach­te mir nie viel Ge­dan­ken dar­über, was aus mir wer­den soll­te. Aber ganz be­stimmt hat­te ich mir nicht vor­ge­stellt, ein­mal in ei­ner klei­nen Sei­fen­bla­se auf ir­gend­ei­ner an­dern Welt zu en­den.«
    »Auch ich nicht, Ca­rol. Nie­mand hier.«
    »Aber jetzt sind wir da, nicht wahr?«
    Er nick­te; und frag­te dann nach ei­ner Wei­le: »Was hast du auf der Er­de ge­macht?«
    »Ge­macht? Ach so – ich war Ste­no­ty­pis­tin. Bei ei­ner Bau­fir­ma im Oa­k­land. Ich glau­be, ich war­te­te nur dar­auf, ge­hei­ra­tet zu wer­den. Nun, das ist jetzt ge­sche­hen – ir­gend­wie.«
     
    Dawes war ent­täuscht. Er hat­te sie nie vor­her ge­fragt – er hat­te es nicht ge­wagt, im Raum­schiff viel mit ihr zu spre­chen – aber doch heim­lich ge­hofft, sie wür­de ei­ne Schau­spie­le­rin sein, ei­ne Dich­te­rin, viel­leicht ei­ne Sän­ge­rin. Ir­gend­wie mit Ta­lent, ei­ne, auf die er stolz sein könn­te, ei­ne, die sich von den an­de­ren Frau­en ab­he­ben wür­de.
    Er be­schloß, sich mit ih­rer schlan­ken Schön­heit zu­frie­den­zu­ge­ben und al­le an­de­ren Er­war­tun­gen fal­len­zu­las­sen. Sie war, so schi­en es, nur ein ge­wöhn­li­ches Mäd­chen, un­schul­dig und scheu.
    »Ich be­such­te ein Col­le­ge«, er­zähl­te er. »Auch das ist jetzt vor­bei. Wir müs­sen al­le von vorn an­fan­gen, hier auf Osi­ris.«
    »Das ist wie im Mit­tel­al­ter«, be­merk­te Ca­rol ge­faßt, als kur­ze Zeit ver­stri­chen war. »Du und ich, auf die­se Wei­se ver­mählt. Für im­mer ver­bun­den.«
    »Warum sag­test du ›ja‹, als ich dich wähl­te?«
    »Was hät­te ich sonst tun sol­len? Die an­dern woll­te ich nicht, die äl­te­ren Män­ner. Und du sahst da­nach aus, als könn­te ich mich mit dir aus­spre­chen, mit dir glück­lich sein. Auch wenn du ein we­nig jün­ger bist als ich.«
    »Ich hof­fe, wir wer­den glück­lich sein, Ca­rol.«
    »Das hof­fe auch ich. Aber – Mi­ke, ich hab’ Angst …«
    Trä­nen stan­den in ih­ren Au­gen. Dawes merk­te, daß sie je­den Au­gen­blick in wil­de Hys­te­rie ver­fal­len könn­te. Nicht ge­ra­de die idea­le Ver­fas­sung für ei­ne Hoch­zeits­nacht, dach­te Dawes. Und er wüß­te nicht ein­mal, was mit ihr an­fan­gen, soll­te sie in Trä­nen aus­bre­chen.
    Er sag­te, so be­stimmt er nur ver­moch­te: »Ca­rol, wir müs­sen trach­ten, aus die­ser La­ge so­viel wie nur mög­lich her­aus­zu­ho­len. Du weißt, was ich mei­ne. Wir müs­sen uns mit die­ser Si­tua­ti­on ab­fin­den: du und ich, zu­sam­men auf Osi­ris, und es gibt kein Zu­rück. Nie­mals.«
    Sie nick­te. Und dann, nach lan­gem Schwei­gen, ging er auf sie zu, leg­te sei­ne Ar­me um ih­re schma­len Schul­tern, küß­te sie. Es war ein zärt­li­cher, be­ben­der Kuß, ein zö­gern­des Sich­fin­den tro­ckener Lip­pen­paa­re.
    Doch plötz­lich gell­te ein durch­drin­gen­der Schrei aus der Rich­tung, in der Noo­n­ans Haus stand. Dawes fuhr hoch. »Hast du das ge­hört – den Schrei?«
    »Es klang, als wä­re es Noo­nan ge­we­sen. Glaubst du, daß er Dif­fe­ren­zen mit Cher­ry hat?«
    »Ich weiß nicht, aber …«
    Wie­der hör­ten sie Ru­fe. Und dies­mal wa­ren die Wor­te deut­lich zu ver­ste­hen. Noo­nan brüll­te: »Hal­lo! Dawes! Dawes!

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