9 SCIENCE FICTION-STORIES
sie sich mit dem nahegelegenen See begnügen müssen und von dort das Wasser nehmen, sowohl zum Waschen als auch zum Trinken.
»Nicht sehr eindrucksvoll, wie?« fragte er.
»Nein, nicht sehr.«
»Wir werden das schon ändern. Diese Kuppeln sind ja nur ein Notbehelf, schützende Plätzchen, bis wir richtige Häuser bauen. Eines Tages werden wir ein prima Heim haben, Carol.«
Er lächelte ihr ermutigend zu. Sie aber sank nieder auf ihren Koffer und starrte trübsinnig ins Nichts. Dawes begann, sich um die Schlafgelegenheit Gedanken zu machen. Sie würden einen Teil ihrer Kleider ausbreiten, sich wärmesuchend aneinanderschmiegen und sich mit den restlichen zudecken müssen, dachte er. »Ich hatte nicht erwartet, daß alles so kommen würde«, sagte sie plötzlich mit tonloser Stimme. »Ich meine, mein Leben und was damit zusammenhängt. Ich machte mir nie viel Gedanken darüber, was aus mir werden sollte. Aber ganz bestimmt hatte ich mir nicht vorgestellt, einmal in einer kleinen Seifenblase auf irgendeiner andern Welt zu enden.«
»Auch ich nicht, Carol. Niemand hier.«
»Aber jetzt sind wir da, nicht wahr?«
Er nickte; und fragte dann nach einer Weile: »Was hast du auf der Erde gemacht?«
»Gemacht? Ach so – ich war Stenotypistin. Bei einer Baufirma im Oakland. Ich glaube, ich wartete nur darauf, geheiratet zu werden. Nun, das ist jetzt geschehen – irgendwie.«
Dawes war enttäuscht. Er hatte sie nie vorher gefragt – er hatte es nicht gewagt, im Raumschiff viel mit ihr zu sprechen – aber doch heimlich gehofft, sie würde eine Schauspielerin sein, eine Dichterin, vielleicht eine Sängerin. Irgendwie mit Talent, eine, auf die er stolz sein könnte, eine, die sich von den anderen Frauen abheben würde.
Er beschloß, sich mit ihrer schlanken Schönheit zufriedenzugeben und alle anderen Erwartungen fallenzulassen. Sie war, so schien es, nur ein gewöhnliches Mädchen, unschuldig und scheu.
»Ich besuchte ein College«, erzählte er. »Auch das ist jetzt vorbei. Wir müssen alle von vorn anfangen, hier auf Osiris.«
»Das ist wie im Mittelalter«, bemerkte Carol gefaßt, als kurze Zeit verstrichen war. »Du und ich, auf diese Weise vermählt. Für immer verbunden.«
»Warum sagtest du ›ja‹, als ich dich wählte?«
»Was hätte ich sonst tun sollen? Die andern wollte ich nicht, die älteren Männer. Und du sahst danach aus, als könnte ich mich mit dir aussprechen, mit dir glücklich sein. Auch wenn du ein wenig jünger bist als ich.«
»Ich hoffe, wir werden glücklich sein, Carol.«
»Das hoffe auch ich. Aber – Mike, ich hab’ Angst …«
Tränen standen in ihren Augen. Dawes merkte, daß sie jeden Augenblick in wilde Hysterie verfallen könnte. Nicht gerade die ideale Verfassung für eine Hochzeitsnacht, dachte Dawes. Und er wüßte nicht einmal, was mit ihr anfangen, sollte sie in Tränen ausbrechen.
Er sagte, so bestimmt er nur vermochte: »Carol, wir müssen trachten, aus dieser Lage soviel wie nur möglich herauszuholen. Du weißt, was ich meine. Wir müssen uns mit dieser Situation abfinden: du und ich, zusammen auf Osiris, und es gibt kein Zurück. Niemals.«
Sie nickte. Und dann, nach langem Schweigen, ging er auf sie zu, legte seine Arme um ihre schmalen Schultern, küßte sie. Es war ein zärtlicher, bebender Kuß, ein zögerndes Sichfinden trockener Lippenpaare.
Doch plötzlich gellte ein durchdringender Schrei aus der Richtung, in der Noonans Haus stand. Dawes fuhr hoch. »Hast du das gehört – den Schrei?«
»Es klang, als wäre es Noonan gewesen. Glaubst du, daß er Differenzen mit Cherry hat?«
»Ich weiß nicht, aber …«
Wieder hörten sie Rufe. Und diesmal waren die Worte deutlich zu verstehen. Noonan brüllte: »Hallo! Dawes! Dawes!
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