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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Ernsting
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noch ei­ne Fins­ter­nis kam ihm jetzt deut­li­cher zum Be­wußt­sein – die fins­te­ren Sei­ten ei­nes Le­bens, die einen Men­schen von sei­nem recht­mä­ßi­gen Platz los­ris­sen und auf ei­ne frem­de Welt schleu­der­ten. Und die ihn dann wie­der­um pack­ten und in ei­ne win­dum­braus­te Höh­le war­fen, kaum daß er be­gon­nen hat­te, der frem­den Um­ge­bung et­was Ver­traut­heit ab­zu­ge­win­nen. Er fühl­te sich sehr al­lein, sehr jung, mehr als nur ein we­nig ver­ängs­tigt.
    Er be­gann, über den kal­ten, nas­sen Sand zu krie­chen, der den Bo­den der Höh­le be­deck­te. Of­fen­bar floß der Bach, den er hör­te, nicht zu tief un­ter dem Sand da­hin, na­he ge­nug der Ober­flä­che, um Käl­te zu ver­brei­ten, und kam dann plät­schernd tiefer in der Höh­le her­aus.
    Nie­mand sprach. Er hör­te stän­dig Schluch­zen, hat­te aber we­nig Hin­wei­se auf ei­ne Rich­tung, ja nicht ein­mal die lei­ses­te Ah­nung, wie groß die Höh­le war.
    »Ca­rol! Ca­rol!« rief er laut.
    Auf Hän­den und Kni­en tapp­te er in der Dun­kel­heit um­her. Nach Mi­nu­ten un­si­che­ren Su­chens spür­te er ei­ne war­me Hand über sei­ne strei­fen, was ihn ein we­nig er­schreck­te. Die­se Hand fand sein Ge­lenk und um­faß­te es so wohl­tu­end.
    »Gott sei Dank«, mur­mel­te er.
    Blind­lings tas­te­te er sich wei­ter und be­rühr­te einen nach­gie­bi­gen Kör­per. Ar­me um­schlan­gen ihn. Er war dem Schluch­zen na­he, so dank­bar war er. Als das Mor­gen­licht hell und strah­lend in die Höh­le floß, wach­te Dawes lang­sam auf wie aus ei­nem bi­zar­ren Traum. Er schau­te um sich.
    Ent­setzt ent­deck­te er, daß er sei­ne Hoch­zeits­nacht in den Ar­men von Cher­ry Tho­mas ver­bracht hat­te.
     
12
     
    Das Ta­ges­licht ent­hüll­te ihm Ca­rols La­ge. Sie lag et­wa drei­ßig Me­ter tiefer drin­nen in der Höh­le, ein klei­nes Bün­del, aus­ge­streckt im Sand. Sie schlief noch, mit an­ge­zo­ge­nen Kni­en und den Hän­den un­ter ei­ner Wan­ge. An sei­ner Sei­te schlief Cher­ry – auf­ge­löst, mit wir­rem, glän­zend blon­dem Haar (dem Haar, das ich ver­gan­ge­ne Nacht lieb­kos­te, dach­te Dawes schuld­be­wußt), die Lip­pen ge­öff­net. Dawes fühl­te sich, als hät­te er sich be­schmutzt. Der Kör­per schmerz­te; die Kno­chen wa­ren steif von Feuch­tig­keit und Käl­te; er war durch und durch matt.
    Noo­nan war be­reits wach. Dawes ent­deck­te ihn weit hin­ten in der Höh­le, links von Ca­rol. Er saß auf­recht da, die Ar­me um sei­ne Knie ge­schlun­gen, und be­trach­te­te Dawes amü­siert.
    »Mor­gen«, sag­te der große Mann grin­send.
    »Gu­ten Mor­gen«, er­wi­der­te Dawes ver­le­gen.
    »Es scheint, daß Sie sich ver­gan­ge­ne Nacht ein we­nig ge­irrt ha­ben«, be­merk­te Noo­nan tro­cken. Die Ver­tau­schung schi­en ihn nicht zu be­küm­mern. »Das hier ist Ihr Mäd­chen, wis­sen Sie.«
    Dawes wur­de rot. »Ich – es war so fins­ter – ich wuß­te nicht …« Er hielt in­ne. Da war et­was, was er un­be­dingt so­fort wis­sen muß­te; aber es ge­lang ihm nicht, die­se Fra­ge an Noo­nan zu for­mu­lie­ren. Schließ­lich stot­ter­te er: »Sa­gen Sie mir … ha­ben Sie … ha­ben Sie …«
    Er ließ die Fra­ge un­aus­ge­spro­chen. Aber Noo­nan grins­te und ant­wor­te­te: »Nein. Ich ha­be Ihr Lieb­chen nicht an­ge­rührt. Konn­te sie nicht fin­den, um die Wahr­heit zu sa­gen. Aber die­se Sa­che mit Ih­nen und Cher­ry ist halb so schlimm. Irr­tü­mer kön­nen pas­sie­ren. Und au­ßer­dem wa­ren Sie nicht der ers­te, und ich wer­de nicht der letz­te sein.«
    Mit ei­ner weg­wer­fen­den Ges­te sprang Noo­nan auf die Bei­ne und schlen­der­te auf Dawes zu, der war­tend da­stand, wäh­rend er zur schla­fen­den Cher­ry hin­un­ter­schau­te.
    »Die­se Frau­en ver­schla­fen auch al­les«, scherz­te Noo­nan. Sei­ne Au­gen ver­eng­ten sich, als er Dawes von der Nä­he sah. »Him­mel, Sie se­hen fürch­ter­lich aus. Grün im Ge­sicht.«
    »Ich – ich bin schreck­lich mü­de.«
    »Sie wer­den doch nicht krank wer­den?«
    Dawes schüt­tel­te den Kopf. »Ich füh­le mich nur wie zer­schla­gen.«
    »Sie schau­en elen­der aus als nur zer­schla­gen.«
    »Und ist das ein Wun­der?« frag­te Dawes. »Wo, zum

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