9 SCIENCE FICTION-STORIES
offensichtlich an ihre Geliebten, Lichtjahre entfernt von ihnen.
Haas entfaltete ein Blatt Papier und zog die Stirn kraus. »Also, die Partnerwahl ist jetzt an der Reihe. Diese meine Instruktionen hier empfehlen folgendes Vorgehen: als Freiwilliger hat Ky Noonan das Recht, als erster zu wählen und ich nach ihm, da ich Kolonie-Direktor bin. Die weitere Reihenfolge wird sich nach den Komputer-Registrierungsnummern richten, die im Augenblick nur mir bekannt sind. Ich bin der Meinung, daß dieses System das vernünftigste ist, und wir werden auch danach vorgehen, außer die Mehrheit ist dagegen.«
Niemand sprach. Dawes wünschte sich, irgend jemand würde Einspruch erheben, zugunsten eines individuelleren Systems – man könnte zum Beispiel abwarten, daß sich die Paare im Laufe der Zeit von selbst zusammenfänden. Aber vor solchen Experimenten war gewarnt worden. Viel sicherer war es, die Paare gleich zu Beginn zu verkuppeln. Damit war jeder der kleinen Gemeinschaft sofort gebunden.
»Sehr gut«, meinte Haas, »wir werden uns also an die Liste halten. Jeder Mann wählt eine Frau. Diese aber hat das Recht abzulehnen. Weigert sich eine Erwählte, so muß der betreffende Mann warten, bis alle andern gesprochen haben. Bleibt irgend jemand nach drei Durchgängen unvermählt, werde ich selbst die Zuweisungen vornehmen. In Ordnung. Noonan, Sie als Freiwilliger haben sich das Privileg verdient, als erster zu wählen. Treten Sie vor.«
Noonan kam ruhig lächelnd vor. Er war der größte und aggressivste Mann der Gruppe und erstrahlte förmlich im Schein überlegenen Selbstvertrauens.
Abschätzend wanderten seine Augen die Reihe wartender Frauen ab. Gemischte Gefühle drückten sich auf den fünfzig Gesichtern aus. Einige Frauen schienen sich davor zu furchten, von ihm erwählt zu werden; ein Teil schaute ihn unverhohlen feindselig an, andere wiederum begehrlich. Einen Augenblick lang herrschte Totenstille. Dann sagte Noonan: »Also gut, ich nehme Cherry Thomas.«
Dawes atmete ungeheuer erleichtert auf. Er hatte fest geglaubt, Noonan würde Carol Herrick wählen. Aber aus irgendeinem Grund hatte er die ältere Frau bevorzugt.
Haas fragte: »Miß Thomas, sind Sie mit dieser Wahl einverstanden?«
Cherry Thomas warf Noonan einen vollen Blick zu, ihn offen musternd. Fältchen bildeten sich um ihre Augen, und das aufblitzende Lächeln wirkte unecht. »Ich denke, ja«, antwortete sie. »Wenn Noonan mich will, werde ich mit ihm gehen.«
Haas notierte etwas auf seiner Liste. »So sei es denn. Sie können sich nun irgendeines der Häuser nehmen. Nicht unerwähnt möchte ich lassen, daß auf Osiris jede Ehe mit Zustimmung des Senats gelöst werden kann. Das heißt, sobald wir einen Senat haben. Bis dahin wollen Sie bitte trachten, gut miteinander auszukommen.«
Dawes beobachtete, wie Noonan und Cherry wegschlenderten, um sich ihr Haus auszusuchen. Keine Zeremonie? wunderte er sich. Anscheinend nicht. Der simple Akt des Auswählens vollzog die Eheschließung. Mein Gott, dachte Dawes, die Welt hier ist ja nagelneu. Vielleicht ist diese Art sogar besser.
Haas war der nächste, und er wählte Mary Elliot, die einwilligte. Das war vorauszusehen gewesen und überraschte daher niemanden.
Der Kolonie-Direktor schaute wieder auf die Liste und kündigte an, Lee Donaldson sei an der Reihe. Donaldson, ein kräftiger, herrschsüchtig aussehender Mann, machte einige Schritte nach vor und rief laut und vernehmlich: »Claire Lubetkin.«
Claire errötete, trat nervös von einem Bein aufs andere, nagte an der Unterlippe. Haas stellte ihr die übliche Frage. Sie schwankte unschlüssig, warf einen flüchtigen Blick auf
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