9 SCIENCE FICTION-STORIES
Teufel, sind wir? Was haben diese Fremden mit uns vor? Zu Mittag sind wir vielleicht schon zu Stew verarbeitet, Noonan.« Dawes’ Stimme klang dünn und hoch.
»Das bezweifle ich«, meinte Noonan lässig. »Aber schauen wir einmal nach.«
Gemeinsam marschierten sie vor zum Höhleneingang.
Dawes rang nach Atem.
Sie standen wenigstens dreißig Meter über der braunen Oberfläche von Osiris. Die Höhle drang in einen beinahe vertikal ansteigenden Felsen hinein. Darüber und darunter erstreckte sich glattes, schwarzes Felsengestein, das in der Morgensonne matt schimmerte. Und ganz unten, am fernen Boden, bewegten sich einige Fremde ziellos hin und her, als hielten sie Wache.
Dawes zeigte über die breite, bewaldete Fläche hinaus. »Schauen Sie, das muß die Kolonie sein, auf der Lichtung, dort, ganz weit draußen!« Noonan nickte. »Gute zehn Meilen entfernt. Und wir können sie gut erkennen. Das ist die flachste Welt, die ich je sah, ausgenommen diese Klippen hier.« Er deutete hinunter auf die Fremden. »Ungemütliches Volk, die da unten.«
Die Fremden wirkten auf diese Entfernung hin wie gelb-braune Kleckse auf dem dunkleren Braun des Bodens. Sie hatten einen dicken Pelz, wie Dawes sah, keinen Hals und einen plumpen Körper. Er glaubte auch, die bläulich purpurnen Saugnäpfe auf den Flächen ihrer breiten Hände zu sehen.
Dawes trat vom Eingang zurück und sagte leichthin, ohne jedoch die Bedeutung seiner Worte zu erfassen: »Ein tiefer Abgrund!«
Er schaute zu Noonan auf. Dieser grinste und bestätigte: »Da haben Sie verdammt recht. Ich glaube, wir werden eine Weile hierbleiben müssen, und es wird uns nichts anderes übrigbleiben, als aus dieser Situation eben soviel wie nur möglich herauszuholen.«
Dawes erbebte ein wenig unter Noonans Worten. Denn es waren genau dieselben, die er knapp vor der Attacke tröstend zu Carol gesagt hatte. Die Erinnerung an seine verunglückte Hochzeitsnacht quälte ihn. Er drehte sich um, um das Innere der Höhle zu inspizieren.
Die Höhle war lang und hoch, höher als breit, neigte sich höhlenwärts nach unten und verschwand dann in einer Felswand, dort, wohin keine Sonnenstrahlen mehr vordringen konnten. Weit hinten strömte ein kleiner Bach aus dem Felsen, floß den Höhlenboden entlang und versickerte dann wieder; bildete, mit Sand vermischt, eine kleine, schmale Pfütze. Die Morgenluft war kalt und scharf; der Wind fuhr klagend vorüber.
Sie befanden sich dreißig Meter über dem Boden, in einer kalten Höhle im steilen Felsen. Sie hatten frisches Wasser. Sie würden hier unbestimmte Zeit überleben können, wenn …
Dawes’ Magen knurrte. Er sagte zu Noonan: »Angenommen, sie wollen uns hier verhungern lassen! Wenn sie uns kein Essen bringen, was dann?«
»Dann werden wir einander auffressen«, antwortete Noonan. »Frauen und Kinder zuerst.« Er gähnte und zeigte dabei starke, scharfe, weiße Zähne, und Dawes glaubte halb und halb, daß er es ernst gemeint hatte. Man konnte bei Noonan nie recht wissen, wie man daran war.
Dennoch war er froh, daß Noonan hier war. Der ältere Mann strahlte Stärke, Autorität und Mut aus; alles Eigenschaften, von denen Dawes wußte, daß sie ihm fehlten. Noonan war ein Abenteurer. Er hatte sich freiwillig gestellt. Das setzte einen Mut voraus, der Dawes unbegreiflich war, und aus diesem Grund respektierte er Noonan.
»Wecken wir einmal die Mädchen auf«, schlug Noonan vor.
»Ja, das könnten wir tun«, stimmte Dawes zu.
Er machte sich auf den Weg nach hinten, dorthin wo Carol schlief. Im Zurückblicken sah er Noonan über Cherry gebeugt, diese kräftig hin- und herschüttelnd.
Carol lag noch immer in derselben Position da. Sie schien so fest zu schlafen, daß es Dawes schwerfiel, sie zu
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