9 SCIENCE FICTION-STORIES
öffnete er das Tier auf der dunkelroten Bauchseite, riß die warmen Innereien heraus und warf sie zur Seite.
»Das fremde Blut hat wenigstens die richtige Farbe«, sagte Noonan. Schnell schnitt er Fleischstücke herunter. »Vielleicht ist dieses Fleisch vergiftet, vielleicht nicht, aber das Blut ist wenigstens in Ordnung.«
Carol schüttelte sich. »Rohes Fleisch hab’ ich noch nie gegessen! Können wir nicht irgendwie Feuer machen?«
Noonan hielt inne und schaute auf zu ihr. »Nein«, sagte er nachdrücklich. »Ich weiß, du wolltest diesen Ausflug nicht machen, kleines Mädchen. Aber du bist jetzt hier. Bereite dich nur darauf vor, rohes Fleisch – und noch schlimmere Dinge essen zu müssen.«
13
Sie aßen, und es war ein schweigsames Mahl. Der Anstrich von Zivilisation, der noch an allen haftete, dämpfte ihre Stimmung, als sie das blutige Fleisch aßen.
Dawes hatte einen Riesenhunger, und deshalb fiel es ihm nicht so schwer, seine Abneigung gegen rohes Fleisch zu überwinden, wie er ursprünglich geglaubt hatte. Dennoch wurde ihm übel von dem Blut, das ihm an den Fingern herunterlief. Und er konnte sehen, daß Carol sich sichtlich zwingen mußte, das Fleisch hinunterzuwürgen. Noonan aß ohne Hemmungen; Cherry schluckte ihren Teil mit einer gewissen Verächtlichkeit hinunter, ohne sich aber viel anmerken zu lassen. Das Fleisch hatte einen seltsamen, scharfen Geschmack und mundete deshalb vielleicht etwas besser, auch wenn es roh war.
Von den blauen Kürbissen waren zehn Stück da. Nach dem Fleisch-Gang verteilte Noonan je einen Kürbis an jeden und legte die restlichen sechs beiseite. »Für den Fall, daß wir nicht sobald wieder etwas zu essen bekommen«, erklärte er. »Diese Dinger halten sich, das Fleisch nicht.«
Die Kürbisse schmeckten sauer; sie waren unangenehm faserig und erforderten langes und gründliches Kauen. Aber sie waren nahrhaft und füllten den Magen. Dawes war rasch fertig mit seinem Kürbis und wandte seine Aufmerksamkeit den weißen Weintrauben zu. Sie fühlten sich teigig an, waren trocken und nicht sehr schmackhaft.
Als alle fertig waren, sammelte Noonan die Überreste ihrer Mahlzeit ein: die Knochen des kleinen Tieres und die Schalen der Kürbisse, und schleuderte sie aus der Höhle. Bald darauf hörte man sie unten auffallen.
»Wozu ist das gut?« fragte Dawes.
»Um ihnen zu zeigen, daß wir dieses Zeug zu schätzen wissen. Da gibt es keine deutlichere Art, als ihnen die abgenagten Knochen zu zeigen. Außerdem können wir diesen Plunder nicht hier drinnen lassen.«
Noonan deutete in die Richtung, wo der kleine Strom den Höhlenboden in zwei annähernd gleiche Hälften teilte.
»Schauen Sie, Dawes. Wie wär’s, wenn Sie und Carol in die rechte obere Ecke gingen.«
»Und ihr?«
»Cherry und ich werden die linke Seite nehmen, etwas näher dem Höhleneingang. Das ist für die Nacht gedacht. Und die beste Anordnung, die wir treffen können.«
»Wir werden wie in einem Goldfisch-Glas leben«, sagte Cherry.
Dawes zuckte die Achseln. »Es wird gehen müssen.«
Er erhob sich, ging dem Eingang zu und spähte hinaus. Sieben oder acht Fremde hockten unten am Boden und schauten herauf.
»Wie treffend diese Bemerkung vorhin war«, sagte er, sich umdrehend. »Sie beobachten uns von da unten aus. Beobachten. Als wären wir Fische in einem Behälter oder Tiere in einem Käfig.«
»Vielleicht sind wir das auch«, sagte Noonan. Er nahm eine Handvoll des feuchten Sandes, preßte ihn zu einem harten Klumpen und schleuderte ihn zornig hinunter auf die starrenden Fremden. Er zerbrach jedoch auf halbem Weg und rieselte als harmloser Sandregen weiter. Leise fluchend wandte Noonan sich ab.
Der Tag zog sich schrecklich in die Länge. Vier Menschen in
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